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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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meine Schuld, basta! Meine Entscheidung stand fest: Nie wieder Vampire jagen! Nie wieder!“
    „Offenbar sind Sie sich untreu geworden.“
    „Richtig. Doch ich war wirklich fest entschlossen. Andererseits: Was ich gelernt habe, wollte ich nicht verkümmern lassen. Habe ich Ihnen erzählt, dass Andreas Vater beim BKA war? Ich glaube, ja. Mittlerweile ist er zu einem der Stellvertretenden Abteilungsdirektoren aufgestiegen. Der Kontakt zu ihm ist nie abgerissen, er ist ja unterrichtet und wäre selbst überglücklich, wenn ich mir Rotauge endlich schnappen könnte. Er hat mir in der Zeit danach geholfen, dort Fuß zu fassen. Wahrscheinlich wird Ihnen die Vorstellung, ich bin Polizistin, ziemlich seltsam vorkommen, und ich kann Sie beruhigen: Ich bin’s nicht. Klar, ich hab mich geschunden, hab versucht, den Befehlen von Vorgesetzten zu gehorchen. Hab die ganze Scheiße anstandslos über mich ergehen lassen und den Schwanz eingezogen wie ein Pudel beim Dobermann. Ich habe im BKA viel gelernt, und wenn alles wie vorgesehen gelaufen wäre, würde ich jetzt wohl in einem Auto hocken, einen Verdächtigen observieren und mir Hämorrhoiden holen. Doch das Leben hat es so an sich, nicht vorhersehbar zu sein.“
    „Der Mensch denkt, Gott lenkt ...“
    Sie schenkte ihm einen verächtlichen Blick; diese Argumentation war ihr zu simpel. „Obwohl ich nicht mehr der ROSE angehörte, steckte der Hass auf Rotauge noch immer tief in mir. Dann, als ich kaum noch damit gerechnet habe, als ich mit der Ausbildung fast fertig war, bekam ich Informationen, die auf Rotauge hinwiesen. Inzwischen war er in den USA aufgetaucht. Sie können sich vorstellen, ich habe alles stehen und liegen lassen. Urlaub war nicht zu bekommen – auch egal! Rotauge war mir wichtiger! Wichtiger als alles andere! Mein heiliger Gral, wenn Sie so wollen. Mein Moby Dick!“
    „Wie Kapitän Ahab sind Sie erfüllt von Rache und Hass“, stellte er fest und traf damit den Nagel mitten ins Gesicht.
    „Nach allem, was er mir angetan hat, wundert das eigentlich nicht.“
    „Trotzdem müssen Sie ...“
    „Ich bin aus Deutschland abgehauen und hab mich an diesen Fall gehängt“, dachte sie nicht daran, auf seine Worte einzugehen. „Observiert hab ich, ausgekundschaftet und ermittelt. Wie besessen war ich, habe sämtliche Verbindungen spielen lassen und mir neue geschaffen. Ich hab sogar mit einem gewissen Peter Dassel zusammen gearbeitet. Der Name wird Ihnen nichts sagen, aber dieser Dassel arbeitete für FIREWALL. Die und die ROSE sind sowas von spinnefeind …“ Vielsagend rollte sie die Augen. „Es ging um einen Massenausbruch aus der Strafanstalt Springfield in Kalifornien. Dreizehn Schwerverbrechern, alles Todeskandidaten, ist die Flucht gelungen. Und unter uns: Es ging nicht mit rechten Dingen zu, Magie war im Spiel.“
    Erwartungsgemäß musste sich der Pfarrer einen Widerspruch verkneifen, presste die Lippen zusammen, sodass sie zu zwei blutleeren Strichen wurden.
    „Francine de Bors war die Schlampe von diesem Rotauge. Sie saß wegen mehrfachem Mord. Aus irgendeinem Grund war sie gegen Sonne und Blutdurst immun. Jedenfalls war sie unter den Flüchtenden, ziemlich üble Gestalten.“
    „Und wahrscheinlich sind Sie durch diese Frau auch auf Rotauge gestoßen.“ Alles andere wäre eine maßlose Enttäuschung für ihn gewesen.
    „Richtig“, bestätigte sie. „Das Dutzend anderer Ausbrecher war mir egal, mittlerweile sind sie gestellt und erschossen worden. Aber de Bors war nicht darunter, und nur auf sie hatte ich es logischerweise abgesehen. Also hab ich mich an ihre Fersen geheftet, und tatsächlich hat sie mich zu ihrem heißgeliebten Rotauge geführt. Seit mehr als einem Jahrzehnt habe ich ihn wieder getroffen.“
    „Doch Sie konnten ihn nicht töten.“
    „Nein“, gestand sie mit hängenden Schultern. „Ich hab versagt. Er war viel zu schnell. Er besaß sogar eine Art magischen Stein, mit dem er sein Aussehen verändern konnte; die ganze Zeit ist er vor meiner Nase rumgelaufen, ohne dass ich ihn erkannt habe.“ Ihre graute bei dieser Erinnerung. „So unvorbereitet, wie ich war, kann ich von Glück reden, dass ich noch lebe. Und das habe ich nur meinem Blut zu verdanken. Sie erinnern sich an den Kerl, von dem ich Ihnen erzählte? Rotauge war es, der mich gebissen hat. Schreiend lief er weg, seine Visage hat geraucht wie nach dem beendeten Konklave. Seine Selbstheilungskräfte dürften ihn mittlerweile aber wieder völlig regeneriert
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