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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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nur ab. Ich sollte nach Mainz kommen, um Sie abzuholen ...“
    „Oft werden wir gerufen und es ist falscher Alarm. Aber das da könnte wirklich ein Nest sein. Verdammt, das wäre wirklich möglich. Wahrscheinlich diese fünf Leute, die verschwunden sind und ihr Meister. Vielleicht auch ein, zwei mehr. Höchstens. Scheint kein allzu großer Clan zu sein.“
    „Meinen Sie?“
    „Ich hoffe es. Die Läden sind vernagelt. Das würde doch niemand tun, wenn er ein Haus außer Betrieb stellt, oder?“
    „Sie sind die Expertin.“
    „Nein, würde er nicht“, stellte sie fest. „Außerdem steht hinterm Haus ein Auto.“
    „Woran erkennen Sie das?“ Seine Augen wurden vor Erstaunen unversehens ein wenig größer.
    „Sehen Sie die frischen Reifenspuren am Tor? Letzte Nacht hat’s hier geregnet.“
    „Können die fliegen?“
    „Normalerweise nein.“
    „Und ...“ Er zögerte, um sich nicht lächerlicher zu machen als nötig; seine Erfahrungen mit Vampiren beschränkten sich auf sonderbare Filme im Nachtprogramm, durch die er zappte, wenn er wieder einmal unter Schlaflosigkeit litt. „Und sie können sich auch nicht in Fledermäuse verwandeln?“
    „Hoffen wir, dass sie es nicht lernen.“ Sie zwinkerte ihm zu, dann stieg sie aus.
    Der Pfarrer folgte ihr und beobachtete wortlos, wie sie mit einem Ruck die Heckklappe öffnete. Darin befanden sich zwei japanische Samuraischwerter, ein großes und ein etwas Kleineres: Ein Daisho, ein klassisches Schwerterpaar, bestehend aus einer Katana und dem begleitenden Wakizashi. Darüber hinaus entdeckte er eine Lanze aus geschwärztem Metall mit Knöpfen am Schaft, zwei Pistolen, eine Maschinenpistole, ein Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr und mehrere Koffer, über deren militaristischen Inhalt nicht der geringste Zweifel bestand.
    Thorn griff in ihren Nacken unter T-Shirt und Lederjacke, die sie trug, holte eine Kapuze hervor, die sie sich über den Kopf zog. Nein, keine Kapuze, eher eine Motorradhaube, die lediglich Öffnungen für Mund, Augen und ihr Haar ließ.
    „Der Prototyp eines kugelsicheren Overalls aus synthetischen Spinnwebfasern“, beantwortete sie seine ungestellte Frage. „Existieren nur vier Stück auf der Welt. Einer ist in den USA in einem Forschungslabor, die anderen gehören der ROSE. Das Ding hält Kugeln, Pfeilen, sogar Splitterbomben stand.“
    Wortlos schob sie sich die beiden Schwerter in den breiten Gürtel und schnallte sich dann Haltegurte an die Unterarme, in die jeweils eine Pistole und eine Stablampe einrasteten. Sie vergaß auch nicht den Gurt mit Ersatzmagazinen und schien so ausgestattet selbst für einen kleinen, perfiden Feldzug gegen Liechtenstein gerüstet. Dann ergriff sie die Lanze aus ihrem Arsenal; sie verjüngte sich nach oben, funkelte myriadenhaft im Schein der aufsteigenden Sonne. „Das hier ist ein besonders schönes Spielzeug. Wenn ich sie einem Vampir ins Fleisch ramme und den Knopf hier drücke, wird die Spitze ausgeklinkt, bleibt in ihm stecken, und eine andere rückt nach.“
    Was sollte der Pfarrer darauf erwidern? Ihm fehlte die Kraft, nach allem, was er gehört hatte, noch entsetzt zu sein.
    „Wahrscheinlich wird es keine Komplikationen geben. Falls doch – mein Handy liegt im Auto. Rufen Sie den Kardinal an, seine Nummer ist gespeichert. Er schickt dann sofort ein Team.“
    „Gut.“
    „Ein Trupp ist auf dem Weg hierher, wird in zwei, drei Stunden eintreffen. Obwohl der nicht für den Kampf ausgebildet ist, die sollen nur die Spuren beseitigen und alles vertuschen. Wahrscheinlich wird das Forsthaus Opfer einer Brandstiftung.“ Sie lächelte. „Für Sie besteht also kein Risiko.“
    „Und wenn die Schutzanzüge gegen das Sonnenlicht tragen?“
    „Dann hab ich ein ziemliches Problem. Dann nehmen Sie den Wagen und verschwinden von hier. Nehmen Sie auf mich keine falsche Rücksicht.“
    „Ich ... ich habe keinen Führerschein.“
    „Sie sagten doch, Sie wären hier vorbeigekommen.“
    „Auf meinem Roller.“
    „Dann beten Sie, dass ich erfolgreich bin.“
    „Das hatte ich ohnehin vor.“
    Billigend nickte sie. Ob ein Gebet etwas nützte - die Experten stritten sich darüber, seitdem der Mensch vom Baum geklettert war. Doch Thorn war sicher, es hatte noch nie geschadet.
     
    *
     
    Durch das unverschlossene Tor betrat Thorn das Grundstück des Forsthauses und ging in den Hof. Dort stand tatsächlich ein Auto, ein alter Mercedes. Nichts, das ihrer Aufmerksamkeit bedurfte, hätte sie normalerweise gedacht, nur
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