Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
Vom Netzwerk:
Jahrhunderte wurden weltweit Geheimbünde mit unterschiedlichen Zielen gegründet“, erklärte sie. „Von den Templern haben Sie bestimmt schon gehört.“
    „Die Templer wurden vor langer Zeit ausgelöscht.“
    „Wenn Sie meinen ...“ knurrte sie nur und dachte nicht daran, ihm zuzustimmen. „Wussten Sie, dass die ROSE ein viel älteres Symbol als das Kreuz ist? Noch vor den Fischen. Nein“, versuchte sie ein Lächeln, „natürlich wussten Sie das nicht. Jedenfalls ist sie dem Vatikan zwar nicht unbedingt hörig, dafür gab es zu viele Meinungsverschiedenheiten während der letzten Jahrhunderte, aber sie ist inzwischen wieder eng mit ihm verbunden. Die ROSE ist mittlerweile zur Armee gegen Vampire geworden.“
    „Ähnlich wie die Exorzisten ...“
    „Ja. Bloß, dass die nur Glauben, Weihwasser, Gebete und Kreuze einsetzen. Für Vampire sind handfestere Argumente nötig.“ Demonstrativ deutete sie nach hinten in den Fond, wo eine Ansammlung bizarrer Geräte und Waffen begierig darauf zu warten schien, mit Vampirblut getränkt zu werden. „Der Vatikan und die ROSE wollten mit meiner Adoption einfach auf Nummer Sicher gehen, dass ich mein Wissen nicht publik mache. Klar, einem kleinen Mädchen hätte niemand geglaubt, doch es hätte eben Aufsehen bereitet. Das wollte sich niemand leisten.“
    „Dass Sie sich für diesen Job entschieden haben, war also glückliche Fügung.“
    „Nein, Schicksal. Vielleicht hatte sogar er da oben die Finger mit im Spiel. - Schauen Sie nicht so ungläubig, ich bin nicht die erste und nicht die einzige, sondern nur eine Rosenritterin in einer langen Reihe. Es gibt uns fast so lange, wie es Vampire gibt, wenn auch nicht offiziell. Nichts hören, nichts sehen und vor allem nichts sprechen. Wie die drei Affen. Nehmen Sie nur die dritte Prophezeiung von Fatima ...“
    „Sie wurde letztens sinngemäß ja veröffentlicht. Darin wird das Attentat 1981 auf den Heiligen Vater ...“
    Thorns Lachen schnitt ihm jäh das Wort ab. „Meinetwegen glauben Sie weiter daran, doch lassen Sie sich von Ihren Oberen nicht zum Narren machen.“ Langsam bekam sie sich wieder ein. „Wie gesagt, der Vatikan nahm sich meiner an. Ich wuchs in mehreren Klöstern auf, mit den besten Lehrern im Privatunterricht, die man finden kann. Alles, wirklich alles, was über Vampire bekannt ist, hat man mir beigebracht. Ihre Stärken und vor allem ihre Schwächen. Andererseits, seien wir realistisch: Nie werde ich mich nach ‚ordentlicher’ Arbeit umsehen müssen. Was ich mache, ist kein Job, nicht nur Beruf, sondern Berufung. Besonders jemand wie Sie wird verstehen, was ich meine.“
    Mühsam rang sich der Pfarrer ein Nicken ab; seine Gesellschaft kam ihm immer dubioser vor, doch jetzt war es zu spät, auszusteigen.
    „Lebenslängliche Anstellung garantiert“, stellte sie bitter fest. „Man macht das, bis man ins Gras beißt.“
    „Haben Sie Angst davor?“
    „Angst vor dem Tod? Nein. Ich habe schon zu viel gesehen, um noch Angst davor zu haben. Höchstens Respekt. Keiner von uns Vampirjägern hat je die Rente erlebt. Ich weiß also, was mir bevorsteht.“
    „Und wenn Sie jemals Ihren Rotauge erwischen?“
    „Selbst dann würde ich weitermachen, wie ich mich kenne. Er mag zwar mein Karma sein, doch es gibt dort draußen noch viele andere, die es durchaus mit ihm aufnehmen können. Insgesamt 52 Sucker habe ich jetzt eigenhändig erledigt. Dabei wurde ich fünfmal ernsthaft verletzt: Offene Trümmerbrüche beider Beine, ein Bauchschuss, gebrochene Rippen ... Die ausgekugelten Arme rechne ich nicht mit. Aber ich weiß, ich werde gebraucht. Ich töte nicht des Tötens willen, ich rette vor allem Leben! Ja - wenn Rotauge tot wäre, ich würde bestimmt trotzdem weitermachen. Aber er liefert mir den Antrieb.“
    „Und irgendwann wurden Sie dann Magnus’ Assistentin.“
    „Ja, mit siebzehn. Das war ein Fehler. Er hat es nicht überlebt.“
    „Er ist tot?“
    Phlegmatisches Nicken, die Vergangenheit war so lebendig geworden wie seit langem nicht mehr. „Und irgendwie war es meine Schuld.“
    Der Pfarrer schwieg. Es schien der jungen Frau gut zu tun, ihr Gewissen zu erleichtern. Freilich, sie waren auf dem Weg zu einem so genannten „Nest“, dort hielt sich vermutlich ein Vampirclan verschanzt. Dennoch hatte ihr Gespräch etwas von Beichte an sich, weil vorwiegend sie sprach. Pfarrer Wiesner war fest davon überzeugt, Thorn ging davon aus, das Beichtgeheimnis galt selbst in dieser ungewöhnlichen Umgebung,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher