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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose
Autoren: Markus Kastenholz
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Sie mich bloß nicht nach meinen Alpträumen. Doch ich habe mich der Gefahr gestellt, blicke ihr Tag für Tag ins Auge und habe gelernt, damit zu leben.“
    „Als würde jemand, der unter Flugangst leidet, absichtlich viel fliegen.“
    „So könnte man es ausdrücken. Und selbst wenn ich es vergessen wollte, ich kann es nicht - über Nacht sind damals meine Haare weiß geworden.“
    „Weshalb färben Sie sie nicht?“
    „Weil ich jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, daran erinnert werde. Ich will nicht vergessen. Ich darf nicht vergessen. Denn ich habe eine Aufgabe.“
    „Dieser Rotauge?“
    „Richtig“, nickte sie vielsagend. „Ich will nur eines: diesen rotäugigen Wichser erwischen! Will ihn bei den Eiern packen und zudrücken, will ihn pfählen, ihm die Gedärme aus dem Leib reißen und mich an seinen Qualen erfreuen. Ich will laut lachen, wenn er vor Schmerz gellend aufschreit und elendig krepiert.“
    „Das ist ...“
    „Das ist nicht christlich, ich weiß. Sie predigen Nächstenliebe und Vergebung. Aber denken Sie, dieser Kerl hat für Nächstenliebe was übrig?“
    Keine Reaktion. Jedes Quäntchen wollte widersprechen, doch angesichts von Thorns Erlebnissen wäre jedes mahnende oder belehrende Wort zu viel gewesen.
    „Na also“, fühlte sie sich bestätigt, doch nicht der geringste Hauch von Triumph schwang in ihrer Stimme. „Dieser Kerl will nur töten, töten und abermals töten. Etwas anderes kennt er nicht. Inzwischen weiß ich, ihm geht es dabei gar nicht darum, sich zu ernähren, dafür könnte man vielleicht noch Verständnis aufbringen. Er ist auch nicht nur ein Vampir-Boss – er ist von Grund auf böse! Kein Schmerz der Welt kann groß genug sein, seine Taten zu sühnen.“
    „Sie wollen doch gewiss besser sein als er.“
    „Wer weiß, wie viele tausend Menschen der inzwischen auf dem Gewissen hat“, ließ sie seinen Einwand nicht gelten und wusste, er sprach mit den obligatorischen zwei Zungen der Religion; andernfalls hätte er nicht neben ihr gesessen und insgeheim um ihren Erfolg gebangt. „Siebzehn Jahre sind das nun her. Denken Sie, der hat sich währenddessen nur von Roter Grütze und Blutwurst ernährt?“
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Garantiert nicht! Magnus und seine Assistenten haben das Nest ausgehoben, wo Heiko und ich den Meister treffen sollten. Vier Sucker haben sie dabei erwischt und zur Hölle geschickt, einer der Knappen starb ebenfalls dabei.“
    „Aber Rotauge war nicht darunter.“
    „Sonst würde ich nicht noch immer nach ihm suchen.“ Vielsagendes Seufzen. „Kaum waren meine Eltern unter der Erde, stellte mich Magnus vor die Wahl. Ich höre seine Stimme noch heute, diesen Tonfall, der mir klar machte, er war nicht zu Scherzen aufgelegt. Er wollte von mir wissen, wie ich mir meine Zukunft vorstelle.“
    „Sie wollten Rache.“
    „Süße, wunderbare Rache! Magnus wollte mir die Gelegenheit dazu geben, doch ich müsse bereit sein, alles, wirklich alles dafür zu tun. Weniger sei nicht genug, weniger bedeute meinen unausweichlichen Tod.“
    „Und Sie waren dazu bereit.“
    „Ohne freilich zu wissen, was mir bevorstand. Der Vatikan beschloss also, sich meiner anzunehmen. Irgendwie fühlen sie sich für Vampire mitverantwortlich, auch wenn ich mir nicht ganz im Klaren bin, weshalb. Es gibt Legenden, wonach der erste Vampir ein Papst im 8. Jahrhundert war. Er sah sein Ende kommen und schloss einen Pakt einem Höllendämon. Welchen Preis er für die Unsterblichkeit bezahlen musste, können Sie sich denken. Ich halte das zwar nur für eines von vielen Gerüchten, dennoch hält es sich beharrlich. Und wie gesagt: Der Vatikan unterstützt den Kampf gegen Vampire, wo immer er kann.“ Ihr Lächeln sagte mehr, als es verbarg. „Man hat die letzten zweitausend Jahre nicht tatenlos Däumchen gedreht.“
    „Und was geschah mit Ihnen?“ Er wollte das alles nicht hören und wäre am liebsten aus dem fahrenden Wagen gesprungen, nur um schnellstens wegzukommen. Er bereute es längst, sein vorlautes Mundwerk nicht im Zaum gehalten und Meldung erstattet zu haben.
    „Man stellte Onkel Werner als letztes Familienmitglied für mich frei, er wurde sozusagen mein Eltern-Ersatz. Auch Magnus war immer da, wenn ich ihn brauchte und er nicht ... anderweitig beschäftigt war. Er gehörte übrigens einer ...“ Verzweifelt suchte sie nach dem richtigen Wort. „ ... einer Organisation namens Rose an.“
    „Rose?“ Fragend hob er eine Augenbraue.
    „Im Laufe der
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