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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat
Autoren: Carmen Korn
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dein Gesicht verzerrt.«
    »Tom Levine?«
    »Er scheint dir tatsächlich ähnlich zu sehen.«
    »O Gott«, sagte Nat. »Hör auf mit dem Geseufze. Er hängt nicht an mir herum.«
    »Wir haben seit zehn Monaten nicht mehr miteinander geschlafen.«
    »Nein«, sagte Thea.
    »Laß es uns versuchen.«
    »Nein«, sagte Thea.
    »Ich kann es.«
    »Nein.«
    »Warte ab.«
    »Ja«, sagte Thea, »wenn ich wiederkomme.«
    Thea lag noch in der Wanne, als Nat ins Bad kam.
    »Ich dachte, du schläfst schon«, sagte sie.
    »Deine Kleider liegen auf dem Bett.«
    »Du hättest sie doch wegnehmen können.«
    »Das Schwarze aus Florenz nimmst du auch mit. Ich habe es dir gekauft.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Thea.
    »Wir waren betrunken. Es ist viel zu weit ausgeschnitten.«
    »In New York darf man so was anziehen.«
    »Hilfst du mir nachher mit dem Ausziehen?«
    Thea tauchte so hastig aus dem Wasser auf, daß es über den Rand der Wanne schwappte.
    »Ich habe dir noch nie dabei geholfen.«
    »Meine Arme sind bleischwer.«
    »Du hast eine nette kleine Lähmung, die hüftabwärts geht.«
    »Vielleicht kriege ich eine Grippe.«
    »Ich werde morgen eine Hilfe für dich organisieren. Ich fliege ja erst nachmittags.«
    »Ich komme allein klar. Ich habe sechs Monate damit verbracht, das zu lernen.«
    »Das dachte ich auch.«
    »... and if she's beside me«, sagte Nat.
    »Verdammt noch mal. Ich bin nur zwei Wochen weg.«
    »Ich habe Angst davor.«
    »Die Posnack kommt. Sie kauft ein und kocht für dich.«
    »Du mußt ihr eine Menge Geld geboten haben«, sagte Nat, »sie kann mich nicht ausstehen.«
    »Sie mag dich sehr, solange du keine Streifen auf dem Teppich hinterläßt.«
    »Ich werde mich nicht von der Stelle rühren. Das schont den Teppich.«
    »Zieh dich aus«, sagte Thea, »ich engagiere sonst einen Pfleger, der dich morgens aus dem Bett hebt und abends hineinpackt, und zwar jeweils um sechs.«
    Nat zog die Stirn kraus und rollte die Augen.
    »Du bist ein Provinzdarsteller«, sagte Thea.
    »Nathan der Weise«, sagte Nat und sah in den Spiegel.
    Thea stieg aus der Wanne.
    »Provinzdarsteller«, sagte Nat.
    Thea sah sein Gesicht im Spiegel. Er grinste.
    Als Thea in das dunkle Schlafzimmer kam, stolperte sie über Nats Hose, die auf dem Boden lag. Das Hemd hing am Spiegel ihres Schminktisches.
    Thea schlug die Decke zurück und legte sich ins Bett.
    Nat rückte so nah an den Rand, daß er fast hinausgefallen wäre.
    Nat fuhr Thea zum Flughafen.
    Thea schaute in den tiefblauen Himmel, den der erste Novembertag gebracht hatte, und war so erleichtert, daß sie zu singen anfing.
    »Es zerreißt mir das Herz, zu hören, wie froh du bist, bald fern von mir zu sein«, sagte Nat.
    »Ich brauche nur eine kleine Abwechslung.«
    Sie gaben den Koffer auf, und Nat kam mit bis zur Kontrolle.
    »Vergiß nicht, daß ich dich liebe«, sagte er, als Thea durch die Sperre ging.
    »Ich vergesse nicht, daß ich den Wagen gefahren habe«, sagte Thea.
    Als die Maschine abhob, war sie glücklich.
    Thea trat auf den kleinen schwarzen Gummiball, der in den Boden eingelassen war. Das Wasser begann zu laufen. Sie wusch den Seifenschaum von ihren Händen und sah in den Spiegel. Ihr Gesicht war noch schmaler geworden, die Wangen waren hohl, und die Schatten hatten schon das Lila der Augen.
    Scotch, dachte sie, ich sollte Scotch trinken, das macht frische Farben, und Levine holt nicht gleich die Ambulanz. Am Duty-free zögerte sie, eine Flasche zu kaufen.
    Der Laden war voll. Jeder schien an diesem Tag in Kopenhagen angekommen zu sein.
    Die Prohibition ist seit mehr als fünfzig Jahren aufgehoben, dachte Thea, es wird genug Whisky geben in Amerika.
    »Mrs. Thea Friedberg. Mrs. Thea Friedberg«, sagte der Lautsprecher, »Passenger to New York. Passenger to New York.«
    »Frau Friedberg?« fragte das Mädchen am Schalter. »Ich habe eine Telefonnummer. Ihr Mann hat einen Unfall gehabt.«
    Die Treppe. Sie führte in die Abfertigungshalle der Chartergesellschaften. Was hatte Nat in der Charterhalle gewollt? Er war darauf zugesteuert, als gäbe es keine Treppe, und kopfüber aus dem Stuhl gefallen und bewußtlos gewesen. Kurz genug, um noch zeitig mitteilen zu können, an welchem Flughafen Theas Maschine zwischenlanden würde.
    »Eine Gehirnerschütterung«, sagte der Arzt, »er hat großes Glück gehabt. Hätte schlimmer ausgehen können. Erstaunlich, daß er sich so gut abgefangen hat, bei der Behinderung.«
    »Ich habe deine Reise kaputtgemacht«, sagte Nat, »ich
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