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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat
Autoren: Carmen Korn
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daran.«
    »Doch«, sagte Thea.
    »Dann häng du den Zweig auf. Du mußt mich darunter küssen.«
    »Nein«, sagte Thea.
    »Hast du was gegen englische Bräuche?«
    »Ich muß dich unter keiner Mistel küssen. Du klebst eh an mir.«
    »Häng ihn auf«, sagte Nat.
    »Nach dem Frühstück«, sagte Thea.
    Sie ging in die Küche zurück, nahm den Löffel und tauchte ihn noch einmal in die Dose mit dem Kaffeepulver ein.
    Der Kaffee kochte und dampfte und stieg laut und vernehmlich in den oberen Teil der Kanne. Thea nahm die Kanne vom Herd und ging zum Tisch hinüber.
    »Das Marmite fehlt noch«, sagte Nat.
    »Warum holst du es nicht?«
    »Es steht ganz oben im Schrank. Ich kann es nur knapp erkennen.«
    »Man muß Engländer sein, um Hefekleister zu mögen«, sagte Thea, als sie das Glas aus dem Schrank holte.
    »Es geht nicht um mögen.«
    »Sondern?«
    »Es ist vernünftig«, sagte Nat, »meine Mutter liebte Marmite.«
    »Und du?«
    »Ham and eggs hätte ich lieber gehabt.«
    »Kannst du kriegen«, sagte Thea.
    »Ich verkneife es mir schon mein Leben lang. Ich fange nun nicht mehr an, Schweine zu essen.«
    »Deine Mutter könnte auch nicht länger glücklich sein im Himmel.«
    »Vielleicht ist sie ganz woanders«, sagte Nat, »und außerdem ist sie schon im Gram über mich gestorben.«
    Thea setzte die Kanne ab.
    »Ein ganz neuer Aspekt, laß mich hören.«
    »Nein«, sagte Nat, »gieß lieber den Kaffee ein.«
    Thea nahm Nats Tasse.
    »Der Deckel sitzt nicht drauf«, sagte Nat.
    Thea legte den Daumen auf den Deckel.
    »Du hältst die Kanne nicht gerade.«
    »Gieß selber ein«, sagte Thea und wollte ihm die Kanne in die Hand drücken, als der Deckel aufklappte.
    »No!« schrie Nat.
    »Hast du was abgekriegt?«
    Nat stöhnte.
    »Laß mich sehen«, sagte Thea.
    Nat hob die Arme. Die Hemdärmel hatten dunkle Flecken.
    »Das meiste ist auf deiner Hose.«
    Nat atmete tief durch.
    »You are a bloody bitch, my love«, sagte er.
    »Im Schmerz ist einem die Muttersprache doch am nächsten«, sagte Thea, als sie ihm half, die Hose auszuziehen.
    »Das heilt nie«, sagte Nat.
    »Du guckst doch gar nicht hin.«
    Thea trocknete ihn mit den Servietten, die auf dem Tisch lagen.
    »Noch ist nichts zu sehen«, sagte sie.
    Nat schaute an sich hinunter.
    »Ein Glück, daß ich die dicke Cordhose anhatte«, sagte er.
    Nat nahm den Schal und das Jackett vom Haken.
    »Im Kindergarten hingen die Haken auf der gleichen Höhe«, sagte er.
    Thea stand am Küchentisch und schnürte Zeitungen zusammen.
    »Ich dachte, du hattest eine Nanny und durftest nur zu Hause spielen, damit du keine Kratzer kriegtest.«
    »Nur in den ersten Jahren. Dann klärte mich Mimi auf, daß es außer mir noch andere Kinder gab, und ich drängte darauf, zu ihnen zu dürfen.«
    »Habe ich schon von Mimi gehört?« fragte Thea.
    »Mimi hieß das Mädchen«, sagte Nat, »willst du deinen Mantel?«
    »Ich nehme ihn mir nachher. Zieh du noch den Trench an.«
    Nat zupfte an Theas Mantel und zog eine zusammengelegte Zeitungsseite aus der Tasche. Möblierte Zimmer. Zwei hatten Kreuze.
    »Nein«, sagte Nat, »so kalt ist es noch nicht. Kommst du?«
    Thea kam in die Diele und legte Nat einen Packen Zeitungen auf den Schoß.
    »Den Haken hast du angebracht«, sagte sie.
    »Die Zeitungen nehme ich nicht«, sagte Nat.
    »Nur bis zum Auto. Ich habe auch noch zwei Packen.«
    »Deine verdammte Makulatur. Du solltest zehn von deinen zwanzig Abonnements kündigen.«
    »Acht«, sagte Thea, »mein Kontakt zur Außenwelt. Dich stört es doch sonst nicht, was auf dem Schoß zu haben.«
    »Schone mich. Deine morgendliche Einlage genügt mir.«
    »Tut es weh?« fragte Thea.
    »Nein«, sagte Nat, »wie sollte es auch.«
    »Dir ist auch nichts passiert«, sagte Thea.
    »Du hättest den kochenden Kaffee in der Kanne lassen können.«
    »Ich habe es nicht mit Absicht getan.«
    »Doch«, sagte Nat, »Thea testet, ob Nat nicht nur so tut, und zieht ihm dafür die Haut von den Beinen. Vielleicht zuckt er.«
    »Deine Beine sehen bestens aus. Zu bestens.«
    »Ich bin eine Begabung im passiven Bewegen«, sagte Nat, »die Therapeutin war begeistert von mir.«
    Thea nahm ihren Mantel und zog ihn an. Sie steckte die Hände in die Taschen und holte aus der einen den Autoschlüssel. Sie ging in die Küche zurück und kam wieder in die Diele und schaute auf die Zeitungen, die Nat auf den Boden gelegt hatte.
    »In der Manteltasche. Die Anzeigen waren in der Manteltasche.«
    »Du hast sie herausgenommen?«
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