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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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oder nicht. Etwas Unerklärliches geht in ihr vor. Sie denkt an Josh, wie er im Boden verrottet, aber sie verspürt keinen Funken Emotion. Dann stellt sie sich Megan vor, wie sie an ihrem behelfsmäßigen Galgen baumelt, aber auch der Gedanke lässt sie völlig kalt. Sie taucht in einen Schleier der Vergessenheit ein, ähnlich wie Bob, der sich allerdings bis zur Bewusstlosigkeit besaufen muss, um den gleichen Zustand zu erreichen.
    Aber selbst das kratzt sie nicht mehr.
    Und das Schlimmste überhaupt ist: Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass der Governor recht hat. Sie brauchen einen Wachhund, der auf die Barrikaden geht. Sie brauchen ein Monster, das die anderen in Schach hält.
    Endlich bewegt sich der Knauf, öffnet sich die Tür, und Bruce erscheint mit Stevens und Alice. Der Arzt tritt mit seinem knittrigen Kittel ein, gefolgt von Bruce, der seine Waffe auf den Doc gerichtet hält. Alice folgt ihnen dicht auf den Fersen.
    »Immer hereinspaziert! Je mehr wir sind, desto lustiger wird es!«, begrüßt der Governor sie mit einem eisigen Lächeln. »Setzen Sie sich doch, entspannen Sie sich. Einfach die ganze Anspannung abfallen lassen und mal richtig durchatmen.«
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, gehen Alice und Stevens zu den Stühlen neben Lilly und Martinez und setzen sich hin – wie Kinder, die vor den Schulrektor geschickt wurden. Der Arzt sagt kein Wort, starrt nur auf den Boden.
    »Jetzt haben wir also alle beisammen«, meint der Governor und geht durch den Raum auf die vier zu. Er hält Zentimeter vor ihnen inne wie ein Trainer beim Halbzeitdonnerwetter. »Ich hätte da einen Vorschlag. Wir treffen ein Abkommen … schließen einen verbalen Vertrag. Ganz einfach. Schau mich an, während ich mit dir spreche, Martinez!«
    Es verlangt Martinez ungeheure Selbstbeherrschung ab, den Blick zum Governor zu heben …
    … dessen dunkle, funkelnde Augen ihn anstarren. »Und unsere Abmachung lautet wie folgt: Solange ich die Wölfe abhalte und das Volk mit Brot und Spielen bei Laune halte … so lange werde ich nicht hinterfragt.«
    Er macht eine Pause, stellt sich vor ihnen auf, wartet, Hände in die Hüften gestemmt. Er blickt einen Verschwörer nach dem anderen mit seinem düsteren, blutverschmierten Gesicht an.
    Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Vor ihrem inneren Auge sieht Lilly, wie sie aufspringt, den Stuhl umstößt und so laut wie nur irgend möglich aufschreit, sich eine Waffe schnappt und den Governor mit einer Salve ummäht.
    Aber sie starrt weiterhin auf den Boden.
    Niemand rührt sich.
    »Ach, und eins noch«, fügt der Governor hinzu und lächelt, aber seine Augen sind wie tot und völlig freudlos. »Sollte sich irgendjemand nicht an die Abmachung halten, die Nase dort reinstecken, wo sie nicht hingehört, wird Martinez sterben und der Rest von euch vor die Tür gesetzt. Habt ihr alle verstanden?« Er wartet, aber niemand öffnet den Mund. »Antwortet mir, ihr Schwanzlutscher! Versteht ihr die Konsequenzen der Abmachung? Martinez?«
    Die Antwort ertönt kaum hörbar: »Yeah.«
    »Ich habe dich nicht gehört!«
    Martinez starrt ihn an. »Yeah, ich habe verstanden.«
    »Und wie steht es mit dir, Stevens?«
    »Ja, Philip.« In der Stimme des Docs klingt völlige Verachtung mit. »Ein wirklich geniales Schlussplädoyer. Du hättest Anwalt werden sollen.«
    »Alice?«
    Sie nickt rasch, nervös.
    Dann wendet der Governor sich an Lilly. »Und wie steht es mit dir? Verstehen wir uns?«
    Lilly starrt weiterhin auf den Boden und gibt keinen Ton von sich.
    Der Governor geht einen Schritt auf sie zu. »Ich will, dass wir alle einander verstehen. Lilly, ich werde dich noch einmal fragen. Verstehst du die Abmachung?«
    Lilly hält noch immer den Mund.
    Der Governor zieht seine mit Perlmutt versehene .45er, entsichert ihn und hält Lilly den Lauf an die Schläfe. Aber ehe er noch den Mund aufmachen oder ihr eine Kugel durch den Kopf jagen kann, schaut sie zu ihm auf.
    »Ja, ich verstehe.«
    » MEINE LIEBEN DAMEN UND HERREN !« Die näselnde Stimme des Bauernjungen ertönt aus der Beschallungsanlage und hallt durch das Chaos in der Arena. Die Zuschauer haben sich über die Tribünen verteilt. Niemand hat die Arena verlassen. Ein paar Zuschauer liegen im Vollrausch auf dem Rücken und starren in den mondlosen Himmel. Andere reichen Flaschen mit Schnaps durch die Gegend, versuchen, sich von den Bildern des Schreckens und der Verstümmelung zu befreien, die sie gerade mit eigenen Augen in der
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