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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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sedentär, nicht sedimentär«, gab Marty zurück. »Ich werde als Schriftsteller arbeiten.«
    »Ein Schriftsteller sollte seine Worte sorgfältiger wählen, um Verwirrung zu vermeiden«, sagte Buck. »Vielleicht solltest du dir mal ein Metier anschauen, das zu deinen bereits vorhandenen Fähigkeiten passt. Du weißt schon, so etwas wie Autoverkäufer oder Callcenter-Agent im Outbound.«
    Marty ignorierte die Bemerkung. Er hob einen kräftigen Ast auf, den er am Ufer gefunden hatte, und indem er sich darauf stützte, gelang es ihm, sich in den Stand zu hieven. Vor Schmerz blieb ihm die Luft weg. Es fühlte sich an, als ob sein Rücken und seine rechte Seite darum wetteiferten, den höllischsten Schmerz zu produzieren.
    Jetzt, wo Marty stand, konnte er die Massen von Erdbebenflüchtlingen sehen, die die Ufer des künstlich angelegten Sees in der Mitte des Parks auf der anderen Seite des Flusses belagerten. Es sah aus, als hätten sie sich für ein Open-Air-Rockfestival versammelt. Und hinter ihnen, in der Ferne, machte er Tausende von weiteren Menschen aus, die den öffentlichen Golfplatz bevölkerten, der alle paar Jahre so plötzlich und vollständig überschwemmt wurde, dass gestrandete Golfer mit Helikoptern von den Bäumen gepflückt werden mussten.
    »Ich könnte echt mal was zu trinken vertragen«, sagte Marty. »Meine Kehle ist so trocken wie dieser Fluss.«
    Buck zeigte auf ein Zelt des Roten Kreuzes, das inmitten der Menschenmassen stand. »Die haben wahrscheinlich Wasser.«
    Marty wog die Entfernung und die Komplikationen ab, die entstehen würden, wenn die Rotkreuzmitarbeiter seine Wunde sahen, und schüttelte den Kopf. »Ich hebe mir die Kraft lieber für den Heimweg auf. Übrigens, wir haben noch einen Zwischenstopp vor uns. Komm schon, lass uns gehen.«
    »Bist du sicher, dass du das schaffst?« Buck schaute ihn skeptisch an. »Vielleicht wärst du besser bedient, wenn du aufgeben und dort im Rotkreuzzelt auf einer Pritsche rumhängen würdest.«
    »Ich hab schon viel zu lange aufgegeben und rumgehangen.« Marty humpelte davon in Richtung Victory Boulevard, verzog vor Schmerzen das Gesicht und lehnte sich schwer auf seinen Gehstock.
    Buck blickte ihm einen Moment lang nachdenklich nach, dann schloss er zu ihm auf und ging neben ihm her.
    18:50 Uhr. Mittwoch.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten sich die Angehörigen der Streitkräfte, die Taschen voller Soldatendarlehen, ihre paar Quadratmeter des Amerikanischen Traums abholen und kamen ins San Fernando Valley. Bauunternehmer ließen diesen Traum mit Präzision, Wirtschaftlichkeit und Eintönigkeit vom Fließband wahr werden und überzogen das Tal mit Häusern im Ranch-Stil, die ein einfaches Leben im Einklang mit der Natur versprachen, jedenfalls mit dem bisschen Natur, das noch nicht begradigt oder einbetoniert worden war.
    Alle Häuser, an denen Marty und Buck vorbeikamen, sahen gleich aus, mit ihren Sperrholzverkleidungen und den flach abfallenden Holzschindeldächern, den in überstehende Regenrinnen eingebauten oder wie kleine Kuppeln obendrauf gesetzten Vogelhäuschen, die für das gewisse Etwas und den perfekten Fertighauscharme sorgten. Bei vielen Häusern war das Dach bis zu einer frei stehenden Garage oder einem Carport verlängert worden, sodass ein überdachter Durchgang entstand, der dann in späteren Jahren oft von Hobbyzimmerern zu einem billigen Schuppen umgebaut wurde.
    Die Löwenzahn-Vorschule sah aus wie das weitläufige, offen gehaltene Farmhaus, das es einmal gewesen war, nur dass mehrere Räume angebaut worden waren und ein hoher Maschendrahtzaun den breiten Vorgarten umgab, der schon vor langer Zeit zu einem Parkplatz umfunktioniert worden war.
    Das Sperrholzschild der Schule, das schlecht gemachte Kopien berühmter Zeichentrickfiguren zierten, baumelte von der eingestürzten Veranda, und ein Riss zog sich da, wo das erhöhte Fundament auf die Mauern traf, einmal rund um das Haus herum. Aber davon und von anderen oberflächlichen Rissen abgesehen, machte das Haus den Eindruck, das Erdbeben ganz gut überstanden zu haben, was Marty Hoffnung machte, dass Clara am Leben und unverletzt sein könnte.
    Marty stand draußen vor dem Eingang, sammelte seinen Mut und versuchte sich zurechtzulegen, was er zu Clara und den Lehrern da drinnen sagen würde. Doch er war so müde und von seinen Verletzungen so geschwächt, dass es ihm schwerfiel, sich zu konzentrieren. Das Einzige, woran er denken konnte, war, um etwas Wasser und einen Platz zum
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