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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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nicht in Frage, ohne sie wieder wegzugehen.
    Der Mann, der nach Faye gerufen hatte, saß auf einer Bank, sein linkes Bein steckte in einer primitiven Schiene aus Klebeband und zwei Zaunlatten. Er bemerkte, dass Marty sein Bein ansah.
    »Mir ist ein Bücherschrank draufgefallen, hat mein Bein zerbrochen wie einen dürren Zweig.«
    »Ich glaube, auf mich ist die ganze Welt gestürzt«, antwortete Marty und bemerkte einen Krug mit Wasser und ein paar Pappbecher auf dem Picknicktisch.
    »Sieht auch so aus, wenn ich das mal so sagen darf«, sagte der Mann mit einem freundlichen Lächeln und sanfter Stimme, die Marty an Mister Rogers erinnerte. »Ich bin Alan Plebney, der Schulleiter der Löwenzahn-Vorschule; das ist meine Frau Faye.«
    »Ich bin Martin Slack«, sagte er und erwiderte das Lächeln. Er hatte einen guten Start erwischt. »Könnte ich etwas Wasser haben?«
    »Bedienen Sie sich.«
    Marty kippte vier Becher hinunter und rechnete fast damit, mitansehen zu müssen, wie alles wieder aus dem Loch in seinem Bauch herauslief. Stattdessen durchströmte ihn das Wasser, als wäre er elektrisch aufgeladen worden.
    »Wo sind die anderen Lehrer?«, fragte Marty.
    »Ich habe sie nach Hause zu ihren Familien geschickt. Als Schulleiter muss ich hierbleiben, bis alle Kinder wieder bei ihren Eltern sind. Und außerdem kann ich mit dem Bein eh nirgends hin.« Er deutete auf seine Frau, und seine Augen glühten vor Bewunderung. »Meine Frau ist den ganzen Weg aus Studio City hierhin zu Fuß gegangen, um sich zu vergewissern, dass es mir und den Kindern gut geht.«
    Marty blickte zu Faye, die sich gedämpft mit Clara unterhielt. Das kleine Mädchen schaute ihn verängstigt an, ein Blick, den sowohl Faye als auch ihr Ehemann richtig interpretierten.
    »Woher kennen Sie Clara?«, fragte Alan beschützend.
    Marty beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. »Das tue ich nicht.«
    »Dann tut es mir leid, aber ich verstehe nicht, was Sie hier machen, Mr Slack, abgesehen davon, becherweise Wasser zu trinken.«
    Marty griff in seine Tasche, zog das versengte Foto von Molly und Clara hervor und flüsterte, während er es Alan zeigte: »Ihre Mutter hat mir das hier gegeben. Kurz bevor sie starb.«
    Alan sah zu Clara hinüber, dann wieder zu ihm.
    »Sie hat mich gebeten, mich um ihre Tochter zu kümmern«, sagte Marty. »Darum bin ich hier.«
    »Waren Sie ein enger Freund?«, fragte Alan.
    »Bis zu dem Moment nicht.«
    Alan holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Ich kann dieses Kind nicht mit einem völlig Fremden gehen lassen, egal wie edel Ihre Absichten sind.«
    »Gibt es sonst noch jemanden? Hat Molly Ihnen den Namen von jemandem hinterlassen, dem sie vertraute, eine Notfallnummer?«, fragte Marty, doch er kannte die Antwort bereits.
    Alan schüttelte den Kopf. »Sie sagte, sie müsse darüber nachdenken. Das war vor drei Monaten.«
    Faye kam zu ihnen, während Clara bei ihren Freunden blieb.
    »Du kannst sie nicht mit diesem Mann mitgehen lassen, Alan«, sagte sie bestimmt, dann senkte sie ihre Stimme, damit Clara sie nicht hörte. »Er könnte ein Kinderschänder sein.«
    »Schauen Sie mich mal genau an, Mrs Plebney«, sagte Marty. »Sehe ich aus, als wäre ich in der Lage, jemandem wehzutun?«
    An ihrem Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass er damit einen Punkt für sich verbuchen konnte. Marty zog seine Brieftasche aus der Hose und händigte ihnen seinen Ausweis aus. »Das bin ich. Behalten Sie ihn. Wenn irgendjemand Clara abholen kommt, können sie ihm oder ihr sagen, bei wem sie ist und wo sie ist. Aber wir wissen alle drei, dass das nicht passieren wird.«
    Alan nahm den Ausweis und begutachtete ihn, als wäre die Antwort auf dieses Problem im Kleingedruckten versteckt.
    »Ich bin aus dem Zentrum von Los Angeles hierhergelaufen, mit diesem Foto in meiner Hosentasche. Unterwegs bin ich angeschossen, vergiftet, verbrannt und aufgespießt worden und außerdem fast ertrunken. Ich will jetzt nach Hause zu meiner Frau, und ich würde Clara gerne mitnehmen. Ich weiß nicht, ob mein Haus noch steht oder ob meine Frau überhaupt noch am Leben ist. Aber ich verspreche Ihnen, egal was ich vorfinden werde, Clara wird in Sicherheit sein. Ich werde mich um sie kümmern.«
    Alan und Faye Plebney starrten ihn an und rangen mit der Entscheidung. Und währenddessen kam Clara zu ihnen her und berührte das Foto in Alans Hand.
    »Das ist meine Mami«, sagte Clara. »Kommt sie mich bald abholen?«
    »Sie hat mich gebeten, dich abzuholen,
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