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The Hood

The Hood

Titel: The Hood
Autoren: Gavin Knight
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können.
    Dann, der entscheidende Moment, eine Mutter tritt vor sie. Sie ist im gleichen Alter wie ihre eigenen Mütter, denken sie, sieht ihr sogar ein bisschen ähnlich, hat so eine sanfte, feste Stimme.
    »Mein Sohn war dreizehn, als er von einer Gang mit Macheten angegriffen wurde«, sagt sie. »Ich hab mein eigenes Kind nicht wiedererkannt. Er ist so übel, übel zugerichtet worden. Schwerste Gesichtsverletzungen. Er hat die Hände hochgerissen, um sich zu schützen, und dabei hat er seine Finger ver­loren.«
    Als sie zu sprechen aufhört, blinzeln einige Jungs heftig, versuchen, sich nichts anmerken zu lassen. Trotz ihres Macho-­Getues und ihrer Prahlerei lieben sie alle ihre Mums. Eine andere Mutter tritt vor. Sie erzählt ihnen, wie sie ihren Sohn verloren hat. Sie erzählt ihnen von der schwarzen Wolke, die sich an diesem Tag über ihre Welt zog. Das ist zu viel. In ihren Gesichtern stehen Betroffenheit, Angst und Beschämung. Man sieht auch Tränen.
    Schließlich tritt Gary vor. Ein ehemaliger Knacki, der elf Jahre im Gefängnis saß für einen Mord, den er mit achtzehn begangen hatte. Er war betrunken, und es war eine Gang-Schlägerei. Er hat dafür bezahlt.
    »Ich habe fast die ganze Zeit zwischen zwanzig und dreißig in einer Zelle verbracht. Jemand sagt mir, wann ich aufs Klo darf. Wann ich essen darf. Hier gibt’s keine Sieger. Ein Messer bei sich haben, sich die Kante geben bis zur Besinnungslosigkeit, das macht einen nicht zum Mann.« Er kann nicht mehr kämpfen. Seine Selbstverachtung ist so groß, es dringt zu ihnen durch.
    Am Schluss, als der letzte Sprecher sich wieder setzt, wird ihnen etwas Unerwartetes angeboten. Eine Wahl. Mach Jagd auf rivalisierende Gangs und ab in den Knast. Oder nimm diese Karte, ruf diese Nummer an, und Leute werden dir helfen, einen Job zu finden, eine Ausbildung und eine Unterkunft. Zuerst sind sie misstrauisch. Man hat ihnen noch nie zuvor einen Ausweg angeboten.
    Einige Tage später hinterlässt einer eine Mailboxnachricht: »Rufen Sie zurück, wenn diese Scheiße ernst gemeint ist.«
    Vierundzwanzig Stunden später fährt ein Streetworker zu ihm raus, bringt ihn in einem Programm unter. Sie treffen die St.-Mirren-Legende Tony Fitzpatrick und bilden eine neue Gang mit Big Craig, der bis zum Alter von zwanzig einer Gang in Penilee angehörte. Er hatte immer wilde Kämpfe im Glasgow Viva Penthouse mit Rasiermessern, Messern und Flaschen. Der Sieger eines solchen Kampfs ging die Treppe hinauf, um seinen Platz auf der großen roten Sitzbank zu beanspruchen, von der aus man den ganzen Club überblicken konnte. Er erzählt ihnen, er hätte seiner Mutter die schlimmsten vier Jahre ihres Lebens bereitet, dann starb sie. Die Jungs vertrauen Big Craig. Wenn die Cops Informationen über sie haben wollen, sagt er nein. Er lässt sie eine Schutzzone aufmalen, einen Kreis, in dem sie leben und sich frei bewegen können. Sie hängen das Blatt Papier an die Wand und sehen, welches winzige Gefängnis sie sich da selbst gebaut haben.
    »Ein echter Mann steht auf, wenn’s bitterkalt ist und der Wind peitscht, und geht raus und verdient für seine Familie was zu beißen«, sagt Big Craig ihnen. Ein Junge bekommt einen Job im Parkhead Forge Shopping Centre. Aber nur Parkhead Rebels können dahin. Nicht Parkhead Wee Men. Also wird er zusammengeschlagen. Ein anderer Typ ist ein großer Künstler, also gibt Big Craig ihm Geld, damit er ein mobiles Tattoo-Studio aufmachen und mit einem Minibus durch Springburn kurven kann. Es spricht sich herum, dass etwas anderes, Neues passiert.
    Bei einem weiteren Call-in kommen achtzig Gangmitglieder. Der Coach Jack Black kommt, um zu ihnen zu sprechen. Er hat graue Locken und lebendige dunkle Augen, trägt ein schickes, offenes weißes Hemd und einen schwarzen Anzug.
    »Wir haben ihn erpresst, damit er uns seine Zeit gratis zur Verfügung stellt«, raunt John Karyn zu, »denn er war früher ­Sozialarbeiter in Easterhouse.«
    Jack Black hüpft zu den Kids hinüber, ist bereit, sein Publikum zu bearbeiten.
    »Normalerweise würdet ihr 1000 Pfund zahlen, um an diesem Kurs teilzunehmen. Das berechne ich nämlich. Aber für euch mach ich’s gratis. Also, was versprecht ihr euch vom heu­tigen Tag?«
    Ein Typ hinten steht auf. Er ist der Erste, der aufsteht.
    »Siehst du den Kerl, der da unten sitzt?« Er zeigt mit dem Finger auf einen Typen in der zweiten Reihe. »Gegen den kämpfe ich jetzt schon, seit ich elf bin. Ich will wissen, warum.«
    Karyn
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