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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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Ruhestätte.«
    Ich legte ehrfürchtig eine Hand auf den Metallpfosten und atmete tief durch. Das war’s dann wohl, jetzt bin ich da.
    Der winzige Friedhof war ganz anders als der in Sleepy Hollow. Es gab keine Mausoleen, keine reich verzierten Grabsteine, keine Engelsstatuen. Überhaupt keine Statuen, nur schlichte, rechteckige Granitsteine, auf denen Namen und Daten eingraviert waren.
    Ich trat an den ersten heran. Walter Rose, geboren am 7. Juli 1923, gestorben am 21. August 1983 stand darauf. Nichts in der Art von »geliebter Ehemann« oder »wir werden ihn vermissen«. Nur ein schlichter Name und ein schlichtes Datum.
    »Ich bin hier drüben«, sagte Caspian. Ich drehte mich zu ihm um. Er stand neben einem kleinen grauen Stein, der ein Stück abseits aufgestellt war.
    Ich zwang mich dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und ging zielstrebig auf Caspian zu. Nur aus diesem Grund hatte ich doch diese ganze Reise unternommen. Um ihn zu sehen – das, was in Wahrheit noch von ihm zu sehen war. Ich wappnete mich gegen mögliche Tränen und konzentrierte mich aufs Laufen.
    Linker Fuß.
    Rechter Fuß.
    Immer erst den einen, dann den anderen.
    Sein Blick war nach unten gerichtet, als ich ihn erreichte. Plötzlich verließ mich alle Kraft, ich brach zusammen. Unter mir war Erde, meine Fingerspitzen berührten rauen Stein.
    C für Caspian, V für Vander. Er war hier.
    Ich breitete die Hand aus und strich damit über seinen ganzen Namen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor …
     
    Caspian in einem schwarzen Anzug, die Augen geschlossen, der Kopf auf einem weißen Satinkissen ruhend. Blank polierte Mahagonibretter um ihn herum, dann der Deckel, der sich auf ihn herabsenkte, geschlossen wurde. Versiegelt für alle Zeiten.
    Frische Erde, dunkle, fruchtbare Erde, die mit einem dumpfen Aufprall auf dem geschlossenen Sargdeckel landete. Neues Gras, das langsam wuchs. Winzige Halme, die aus kleinen Samen sprossen, schon vor vielen Monaten in die Erde gesetzt.
    Die Bilder verschwanden, dafür tauchten neue auf.
    Schwarzes Kostüm, gesenkter Kopf, im Regen bei Kristens Beerdigung.
    Ich weine an ihrem Grab am Abend des Abschlussballs. Caspian findet mich am Fluss … rettet mich.
    Sternenfunkelnde Nacht. Die Halskette, die er für mich gemacht hat, ganz allein in seiner Gruft, über eine kleine Kerze gebeugt, zaubert er etwas Wunderschönes für mich.
    Wir liegen auf meinem Bett, über unseren Köpfen leuchtet es grün. Meine persönliche Sternkonstellation, über mein Bett geklebt, damit ich sie jederzeit sehen kann.
    In der Bibliothek … der Geruch nach Büchern und altem Papier. Seine Hand, die nach meiner greift. Die schwarze Strähne, die ihm übers Auge fällt.
    Ein Kuss …
     
    Schwer atmend schlug ich die Augen auf. Caspian war sofort hei mir und kniete sich ins Gras. »Ist alles in Ordnung? Rede mit mir, Abbey!«
    Mit einer Hand auf dem Grabstein, dort, wo sein Name eingemeißelt war, versuchte ich, mich zu beruhigen, und legte die andere Hand an sein Gesicht. An diesem Ort war das Gefühl stärker und ich hielt meine zitternden Finger weiter hoch, an sein Gesicht gelegt.
    »Es tut nicht weh, Caspian. Ich dachte, es würde wehtun. Ich dachte, ich könnte es nicht aushalten. Aber das stimmt nicht.« Tiefes Erstaunen überkam mich, ich sah ihn verwundert an. »Wenn ich stark genug bin, das hier zu ertragen, dann bin ich auch stark genug für all das, was noch auf mich zukommen wird.«
    Stumme Worte, die ich nicht auszusprechen wagte, lagen mir auf der Zunge. Wiedergänger … Tod …
    Caspian drehte ein wenig den Kopf, um meiner Hand noch näher zu kommen, und aus meinen Fingerspitzen sprühten Tausende winzige Blitze. »Spürst du es?«, wisperte ich.
    Er nickte. »Es ist bestimmt stärker, weil ich hier bin.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist stärker, weil du hier bist.« Ich presste die Hand, die vorher auf dem Grabstein gelegen hatte, auf mein Herz. Mit festem Blick lächelte ich ihn an. »Endlich spüre ich es. Das fehlende Stückchen.«
    Er sah mich verwirrt an, also versuchte ich, es ihm zu erklären. »Als Kristen starb, hatte ich das Gefühl, als würde mein Herz in eine Million Stücke zerbrechen. Egal, was ich tat oder wie sehr ich auch versuchte, mein Herz wieder zu heilen, ich habe es nicht geschafft. Aber dann habe ich dich getroffen und die Stücke setzten sich wieder zusammen. Die Sprünge verschwanden einer nach dem anderen.
    Mir war nur nicht klar, dass diese Stücke alle noch vorhanden
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