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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile
Autoren: Stephen King
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bald auf Old Sparky Platz nehmen, und Old Sparky würde ihm ein Ende bereiten … Aber was auch immer ihn zu dieser schrecklichen Sache getrieben hatte, war bereits aus ihm heraus, und jetzt lag er auf seiner Pritsche und ließ seinen kleinen Gefährten fiepend über seine Hände laufen. In gewisser Weise war das das Schlimmste: Old Sparky verbrannte nie, was in ihnen war, und das Gift, das man ihnen heutzutage injiziert, bringt es nicht zum Schlafen. Es entkommt, springt zu jemand anderem, sodass wir nur Hüllen töten, die ohnehin nicht mehr wirklich leben.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Riesen zu.
    »Wenn ich dir von Harry diese Ketten abnehmen lasse, wirst du dann artig sein?«
    Er nickte. Das Nicken war ruckartig wie sein Kopfschütteln: Kopf runter, Kopf rauf und in die Ausgangsstellung. Seine seltsamen Augen blickten mich an. Es lag eine Art Frieden in seinen Augen, aber kein Frieden, bei dem ich mirsicher war, ihm trauen zu können. Ich winkte Harry zu mir, der zu Coffey ging und die Ketten aufschloss. Dabei zeigte er jetzt keine Furcht, selbst als er sich zwischen Coffeys baumstammartige Beine kniete, um die Fußeisen aufzuschließen, und das beruhigte mich etwas. Es war Percy, der Harry nervös gemacht hatte, und ich vertraute Harrys Instinkten. Ich vertraute den Instinkten all meiner Männer von Block E, mit Ausnahme von Percy.
    Ich hielt Neuen im Block immer eine kleine Ansprache, aber bei Coffey zögerte ich, denn er wirkte so anormal, und nicht nur wegen seiner Größe.
    Als Harry zurücktrat (Coffey war während des Loskettens die ganze Zeit reglos geblieben, so ruhig wie ein Percheronpferd), schaute ich zu meinem neuen Schutzbefohlenen auf, tippte mit dem Daumen auf das Klemmbrett und fragte: »Kannst du reden, großer Junge?«
    »Jawohl, Sir, Boss, ich kann reden«, sagte er. Seine Stimme war ein tiefes, ruhiges Grollen. Es erinnerte mich an einen gerade angelassenen Traktormotor. Er hatte keinen richtigen Südstaatlerakzent, aber sein Satzbau war der eines Südstaatlers, was ich später bemerkte. Als wäre er aus dem Süden, nicht vom Süden. Er klang nicht wie ein Analphabet, aber auch nicht gebildet. In seiner Sprache wie in so vielen anderen Dingen war er ein Rätsel. Vor allem seine Augen beunruhigten mich – es war eine Art friedliche Abwesenheit darin, als wäre er weit, weit fort.
    »Dein Name ist John Coffey?«
    »Jawohl, Sir, Boss, wie Kaffee, nur anders geschrieben.«
    »Du kannst also buchstabieren? Lesen und schreiben?«
    »Nur meinen Namen, Boss«, sagte er gelassen.
    Ich seufzte und gab ihm dann eine Kurzversion meiner einstudierten Ansprache. Ich war bereits zu dem Schluss gelangt, dass er keine Probleme machen würde. In diesem Punkt hatte ich recht und unrecht zugleich.
    »Mein Name ist Paul Edgecombe«, sagte ich. »Ich bin der Oberwärter in Block E – der Chef der Wärter. Wenn du etwas von mir willst, frag nach mir. Wenn ich nicht da bin, wende dich an diesen anderen Mann – er heißt Harry Terwilliger. Oder du fragst nach Mr. Stanton oder Mr. Howell. Hast du das verstanden?«
    Coffey nickte.
    »Erwarte nur nicht, dass du bekommst, was du willst, es sei denn, wir entscheiden, dass du es brauchst – das ist kein Hotel hier. Kannst du mir immer noch folgen?«
    Er nickte abermals.
    »Das hier ist ein ruhiger Ort, großer Junge – nicht wie der Rest des Gefängnisses. Hier sind nur du und Delacroix dort drüben. Du wirst nicht arbeiten; du wirst hauptsächlich herumsitzen. So hast du Zeit, um über die Dinge nachzudenken.« Zu viel Zeit für die meisten, aber das sagte ich nicht. »Abends lassen wir das Radio laufen, wenn alles in Ordnung ist. Magst du Radio hören?«
    Er nickte, jedoch zweifelnd, als wäre er sich nicht sicher, was ein Radio war. Ich fand später heraus, dass das in gewisser Weise stimmte. Coffey wusste manche Dinge, wenn er mit ihnen konfrontiert wurde, aber zwischendurch vergaß er sie. Er kannte alle Hauptpersonen von Our Gal Sunday, hatte allerdings immer nur eine äußerst verschwommene Erinnerung an den Inhalt der letzten Folge.
    »Wenn du dich ordentlich aufführst und isst, was man dir vorsetzt, wirst du nie die Einzelzelle dort am anderen Ende des Gangs von innen sehen und auch keine von den Jacken aus Segeltuch tragen müssen, die man hinten zuknöpft. Du wirst nachmittags zwei Stunden Hofgang haben, von vier bis sechs Uhr, mit Ausnahme der Samstage, wenn der Rest der Häftlinge Football spielt. Besuch kannst du an Sonntagnachmittagen haben,
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