Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
kleine Harry Terwilliger an der anderen, und sie wirkten wie Kinder, die einen gefangenen Bär begleiteten. Sogar Brutus Howell sah im Vergleich zu Coffey wie ein Kind aus, und Brutal war über eins achtzig und stämmig, ein Footballspieler, der sich an der Louisiana State University versucht hatte, bis er durchgefallen und nach Cold Mountain zurückgekehrt war.
    John Coffey war schwarz wie die meisten der Männer, die für eine Weile in Block E blieben, bevor sie in Old Sparkys Schoß starben, und er war gut zwei Meter groß. Nicht drahtig wie die Basketballtypen im Fernsehen, sondern breitschultrig und überall mit Muskeln bepackt. Sie verpassten ihm die größte Gefängniskluft aus blauem Denim, die sie im Lager finden konnten. Dennoch reichten die Säume der Hosenbeine gerade mal halb über seine narbigen Waden. Das Hemd war über seiner Brust offen, und die Ärmel gingen ihm nicht über die Unterarme. Er hielt seine Mütze in einer riesigen Hand, was vielleicht gut so war; auf seinem kahlen, mahagonifarbenen Ball von Kopf hätte sie ausgesehen wie die Art Mütze, die der Affe eines Drehorgelspielers trägt, nur blau statt rot. Er sah aus, als könnte er die Ketten so leicht sprengen wie das Band um ein Weihnachtsgeschenk, aber wenn man ihm ins Gesicht sah, wusste man, dass er so etwas nicht tun würde. Er war nicht dumm – obwohl Percy das dachte und ihn bald den Idioten nannte -, sondern wirkte nur verloren. Er schaute sich um, als wollte er ergründen, wo er war. Vielleicht sogar, wer er war. Mein erster Gedanke war, dass er wie ein schwarzer Samson aussah, den Delila mit ihren kleinen, treulosen Händen geschoren und ihm damit alle Lebensfreude genommen hatte.
    »Wandelnde Leiche!«, trompetete Percy und zerrte an der Handschelle dieses menschlichen Bären, als glaubte er tatsächlich, er könnte ihn trotzdem bewegen, falls sich Coffey entschied, selbst keinen weiteren Schritt mehr zu machen. Harry sagte nichts, aber er wirkte peinlich berührt.« Wandelnde Leiche …«
    »Das reicht«, sagte ich. Ich war in Coffeys zukünftiger Zelle und saß auf seiner Pritsche. Ich hatte gewusst, dass er kam, und war dort, um ihn zu begrüßen und die Verantwortung für ihn zu übernehmen, aber ich hatte nicht geahnt, wie groß er war, bis ich ihn tatsächlich sah. Percy bedachte mich mit einem Blick, der sagte, wir alle wissen, dass du ein Arschloch bist (mit Ausnahme des großen Dummkopfs natürlich, der nur weiß, wie man kleine Mädchen vergewaltigt und ermordet), aber er sagte nichts.
    Die drei blieben vor der offenen Zellentür stehen. Ich nickte Harry zu, der sagte: »Bist du sicher, dass du dort drinnen mit ihm zusammen sein willst, Boss?« Ich hatte Harry Terwilliger noch nicht oft nervös gehört – er hatte während des Gefangenenaufstands vor sechs oder sieben Jahren an meiner Seite gestanden und war nicht zurückgewichen, auch nicht, als Gerüchte die Runde machten, dass einige der Krawallbrüder Waffen hatten -, aber in diesem Augenblick klang er nervös.
    »Werde ich irgendwelche Probleme mit dir haben, großer Junge?«, fragte ich, blieb auf der Pritsche sitzen und bemühte mich, nicht so erbärmlich auszusehen oder zu klingen, wie ich mich fühlte – dieser schon erwähnte Harnwegsinfekt war noch nicht so schlimm, wie er schließlich wurde, aber ich fühlte mich auch nicht wie am Strand, das kann ich Ihnen sagen.
    Coffey schüttelte langsam den Kopf – einmal nach links, einmal nach rechts, und dann richtete er ihn wieder auf die Mitte aus. Als mich sein Blick erst einmal gefunden hatte, ließ er mich nicht mehr los.
    Harry hielt ein Klemmbrett mit Coffeys Formularen darauf. »Gib es ihm«, sagte ich zu Harry. »Gib es ihm in die Hand.«
    Harry tat es. Der große Trottel nahm es wie ein Schlafwandler.
    »Jetzt bring es zu mir, großer Junge«, sagte ich, und Coffey gehorchte. Seine Ketten klirrten. Er musste sich ducken, um die Zelle betreten zu können.
    Ich blickte an ihm hinauf und hinab, um mich seiner Größe als Tatsache zu vergewissern und eine optische Täuschung auszuschließen. Er war echt: gute zwei Meter. Sein Gewicht war mit einhundertdreißig Kilo angegeben, aber das war wohl nur eine Schätzung; er musste über drei Zentner schwer sein. In der Rubrik »Narben und besondere Kennzeichen« war in der krakeligen Schrift von Magnusson, dem alten Insassen in der Registratur, das Wort Zahlreiche eingetragen.
    Ich blickte auf. Coffey war ein Stück zur Seite geschlurft, und Harry stand auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher