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The Doors

The Doors

Titel: The Doors
Autoren: Greil Marcus
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– bei diesem kleinen Jazz-Label unterschrieben. Das Ray Manzarek Quartet mag nie weiter nach Norden gekommen sein als bis nach Santa Barbara und nie weiter nach Osten als bis nach Bakersfield, und es mag so lange durch Ross Macdonalds Territorium getingelt sein, bis jede Straße sich tatsächlich von den anderen unterschied, doch da waren diese Jam-Sessions nach Feierabend, am Sonntagnachmittag, die niemand vergessen konnte. Vielleicht jener Tag, an dem Baker sich tatsächlich bei ihnen blicken ließ, nach Wochen des Ich weiß nicht, ob das wirklich cool wäre, Mann, und alle ganz aus dem Häuschen waren, obwohl es später hieß, er sei nur deshalb aufgekreuzt, weil ihm jemand gesagt habe, er könne bei ihnen an Heroin herankommen? Dieses zu hübsche 1950er-Jahre-Gesicht, das damals bereits zerfurcht war und zu verschrumpeln begann, mit den hervortretenden, an Galgenbalken erinnernden Backenknochen? Und der Klang seiner Stimme, wenn er sang, unwirklich , wie jemand sagte, auch wenn es eher so schien, als gäbe es da überhaupt keine Stimme? Das können sie behaupten, oder sie können behaupten, dass nach der Auflösung der Doors zwei oder drei von ihnen unangekündigt in Läden wie dem Ruby Red oder dem Piano Stick auftauchten, um diese eigenartige, langsame Version von »Light My Fire« zu spielen – »Genau so habe ich diese Nummer immer gehört«, sagte Morrison dann zum Publikum, zu dem halben Dutzend Tische vor der Bühne und zu den paar Gestalten an der Bar – und anschließend »Queen of the Highway«, auf eine unglaublich zarte Weise, wobei der Sänger die Augen geschlossen hielt und sich in seiner Haut dermaßen wohlfühlte, dass ihm Wörter wie »monster« unter der Zunge hervorglitten wie etwas, was er bereits vergessen hatte, all die Ideen zum Theater, die Erklärungen zu Kunst und Chaos, der Wunsch, anders zu sein als die anderen, der Wunsch, einen Unterschied zu machen, das Gefühl von einer Zäsur in der Zeit, einer Zäsur, die ihresgleichen suchte, all die öffentlichen Zusammenkünfte, ein für alle Mal abgehakt, aus und vorbei – ach, zum Teufel damit!
    »Er war das genaue Gegenteil von seinem Freund Art, der in jeden Ton, den er spielte, alles von sich hineinlegte«, schreibt Geoff Dyer über Chet Baker. »Chet legte nichts von sich in seine Musik hinein, und das war genau das, was seiner Musik ihr Pathos verlieh.«
    Die Musik, die er machte, erweckte den Eindruck, als verlasse er sie. Er spielte die alten Balladen und Standards mit einer langen Folge von Liebkosungen, die nirgendwo hinführten und im Nichts endeten.
    So hatte er immer gespielt, und daran sollte sich nie etwas ändern. Jedes Mal wenn er einen Ton spielte, winkte er ihm zum Abschied zu. Manchmal winkte er noch nicht einmal.
    Das war ein erstrebenswertes Ziel. So wie der Song eines Nachmittags zum Leben erwachte – mit Densmore, wie er sich dezent durch die Nummer hindurchtastet und dann gemeinsam mit Brooks und Manzarek nach deren obligatorischem, klischeehaftem, befriedigendem Cool-Jazz-Abschluss sucht –, war »Queen of the Highway« ein Winken, doch dessen Adressat, was immer das auch sein mochte, war wenigstens nicht mehr da.
    »Queen of the Highway«, Morrison Hotel (Elektra, 1970).

    –, Outtake von Morrison Hotel , s. die mit »Without a Safety Net« betitelte CD des Doors Box Set (Elektra, 1997).

    Geoff Dyer: But Beautiful: A Book About Jazz (1991), Picador, New York 2009, S. 132. Siehe auch Dave Hickey, »A Life in the Arts«, in Air Guitar: Essays on Art & Democracy , Art Issues Press, Los Angeles 1997; und James Gavin, Deep in a Dream: The Long Night of Chet Baker (2002), Chicago Review Press, Chicago 2011 – das, als eine Biografie, nicht bloß eine Sache an die andere reiht, wie es die meisten Biografien tun, sondern, als die Biografie eines Junkies, ein und dieselbe Sache ständig wiederholt, wobei Gavin es irgendwie schafft, dass diese Sache jedes Mal anders wirkt.

Take It as It Comes
    MAN KÖNNTE KEIN besseres Beispiel für einen Song anführen, dessen Musik vor seinen Worten davonläuft – dessen Musik die Worte wegträgt, sie an den Rand einer Klippe führt und sie von dort in die Tiefe stößt.
    Als eine der ersten Nummern, die die Doors aufnahmen, kommt »Take It as It Comes« wie ein konventioneller Rock-’n’-Roll-Song daher oder, genauer gesagt, als die Nummer im Œuvre der Doors, die einem konventionellen Rock-’n’-Roll-Song am nächsten kommt. Die Kompilatoren von Where the Action Is! Los
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