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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Autoren: O'Brien Caragh
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und machte eine ausholende Geste. »Bringt ihr einen Stuhl.«
    Chardo brachte einen Holzstuhl heran, und Gaia ließ sich erschöpft darauf niedersinken.
    »Sag mir«, fragte die Matrarch, »weshalb bist du mit einem kleinen Kind ins Ödland gegangen? Weshalb hast du ihr Leben aufs Spiel gesetzt?«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, sagte Gaia.
    »Vielleicht galt das ja für dich«, sagte die Matrarch. »Aber wieso konntest du das Baby nicht zurücklassen? Sicher hätte sich jemand in Wharfton ihrer annehmen können.«
    Gaia hob überrascht die Brauen. Sie hatte ihrer Mutter versprochen, Maya zu beschützen – und für Gaia hieß das, als Familie vereint zu bleiben. »Ich konnte sie doch nicht zurücklassen!«
    »Obwohl du wusstest, dass sie vielleicht sterben würde?«
    Gaia schüttelte den Kopf. »Ihr versteht nicht. Ich musste mich um sie kümmern. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Durchquerung des Ödlands so lange dauern würde.« Dann fiel ihr wieder ein, dass ihre Freundin Emily ihr angeboten hatte, sich um Maya zu kümmern, und sie das Angebot ausgeschlagen hatte. War das etwa ein Fehler gewesen?
    »Ich nehme an, dass du auch keine Ahnung hattest, was du auf der anderen Seite vorfinden würdest«, fuhr die Matrarch fort. »Das war ein schreckliches Risiko. Eine Verzweiflungstat, geradezu selbstmörderisch. Wurdest du zu Hause denn verfolgt? Warst du eine Kriminelle oder eine Art Rebellin? Bist du geflohen, um dem Gesetz zu entgehen?«
    Gaia warf Chardo und den anderen einen unbehaglichen Blick zu.
    »Ich habe mich der Regierung der Enklave widersetzt«, gab sie zu. »Aber ich habe keine Rebellion angezettelt. Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt – sonst nichts.«
    »Sonst nichts?«, wiederholte die Matrarch und lachte. Nachdenklich ließ sie die Spitze ihres Stocks über dem Boden kreisen. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. »Du musst eine Entscheidung treffen, junge Dame. In Sylum zu bleiben ist wie durch ein Tor zu treten, durch das es kein Zurück mehr gibt. Du kannst hindurchtreten – aber jeder, der versucht, Sylum zu verlassen, stirbt. Wir verstehen selbst nicht, weshalb das passiert, aber die Leichen im Ödland beweisen es.«
    Gaia machte große Augen. »Ich habe einen Leichnam gesehen«, sagte sie. »In der Oase, zwei Tage von hier. Er war noch nicht lange tot. Ich hatte schon Angst, das Wasser wäre vergiftet.«
    »Ein Mann mittleren Alters mit Vollbart und einer Brille?«, fragte die Matrarch.
    »Und grauen Kleidern«, nickte Gaia. Der Anblick hatte sie verängstigt, aber auch hoffen lassen, dass sie sich der Zivilisation näherte.
    »So viel zu deinem vermissten Krim, Chardo«, sagte die Matrarch, dann wandte sie sich wieder an Gaia. »Er ist vor vier Tagen aus dem Gefängnis ausgebrochen. Aber jedem, der von hier weggeht, passiert das Gleiche. Es sind zwar schon Nomaden bei uns durchgekommen, doch wenn sie nur zwei Tage lang bleiben, blüht ihnen das gleiche Schicksal.«
    Gaia hatte noch nie von so etwas gehört. »Was könnte denn die Ursache dafür sein? Ist es vielleicht eine Krankheit?«
    »Wir glauben, dass es etwas in der Umwelt ist«, erklärte die Matrarch. »Es gibt eine kurze Übergangszeit, in der sich der Körper daran anpasst – doch davon abgesehen droht einem hier kein Unheil. Außer dem Offensichtlichen natürlich.«
    Verwirrt ließ Gaia den Blick über die versammelte Menge schweifen und versuchte zu erraten, was denn so offensichtlich war. Abgesehen von dem Mann am Pranger und der Blindheit der Matrarch machten alle einen gesunden Eindruck. Es gab große und kleine Leute, auch ein paar dicke, und niemand war wirklich mager. Sie sah alte und junge Männer und verschiedene Hautfarben, von Tiefschwarz bis Birkenweiß. Es gab jede Menge Kinder, und ihrer Kleidung nach zu urteilen, arme wie reiche.
    »Was meint Ihr?«, fragte Gaia.
    Die Frauen auf der Veranda kicherten. Gaia schaute verwirrt zu Chardo.
    »Wir haben hier nicht viele Frauen«, sagte Chardo. »Bloß eins von zehn Kindern ist ein Mädchen.«
    Erstaunt schaute sich Gaia abermals um und stellte fest, dass es tatsächlich sehr wenige Frauen gab. Die meisten hatten sich auf der Veranda um die Matrarch geschart. Die Gesichter vor den Hütten aber waren fast alle männlich. Viele trugen Bärte. Selbst die Kinder waren fast alle Jungs. Wie hatte sie das übersehen können?
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr die Matrarch fort. »Das letzte Mädchen wurde vor nunmehr zwei Jahren geboren. Seitdem nur noch
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