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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Autoren: O'Brien Caragh
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vorbereiten. Wir können nicht völlig mittellos dort ankommen, und wir müssen auch in der Lage sein, uns zu verteidigen.«
    »Wir könnten den Männern das Schießen beibringen«, sagte Will.
    Gaia spielte mit einem flachen, runden Stein. »Das könnten wir natürlich – aber ganz gleich, wie viel wir üben, Pfeile und Schwerter werden gegen die Gewehre der Enklave nicht viel ausrichten, wenn es hart auf hart kommt. Besser, wir versuchen zu verhandeln. Immerhin haben wir etwas, was sie wollen.«
    »Und was wäre das?«, fragte Dinah.
    »Frische Gene.«
    Der Protektor, da war sich Gaia ganz sicher, würde schnell das Potenzial der Neuankömmlinge erkennen. Vielleicht will er ja sogar seinen Sohn zurück , dachte sie unbehaglich.
    »Klingt unerfreulich«, meinte Peony. »Als ob sie uns für Experimente bräuchten.«
    »Keine Angst«, lachte Gaia. »So fortschrittlich ist ihre Medizin auch wieder nicht. Ich denke einfach, dass unsere unverheirateten Männer ganz willkommen sein werden, um den Genpool etwas aufzufrischen. Wir können alle nur gewinnen.«
    »Bist du dir da wirklich so sicher?«, zweifelte Dinah.
    »Sicher ist gar nichts«, sagte Gaia. »Aber sollen wir lieber nach Westen gehen? Oder Nomaden werden? Es ist mir ein Rätsel, wie sie überleben können.«
    Die anderen tauschten Blicke. »In der Enklave haben wir immerhin eine Perspektive«, sagte Will. »Dort gibt es viele Ressourcen.«
    »Und nicht zu vergessen: Wir wissen wenigstens, dass sie existiert«, fügte Peony hinzu, und die anderen lachten. »Das ist doch schon mal etwas.«
    Gaia hielt weiter nach Leon Ausschau, konnte ihn aber nicht entdecken. Nach und nach traten die Sterne hervor, und im Osten, über dem Sumpf, kündigte sich der Mond mit hellem Licht an. Ein paar Männer weiter unten am Strand begannen zu singen. Sie zog die Knie an und kuschelte sich in ihren Pullover.
    Eine Wache kam mit einer Fackel. »Hallo, junge Matrarch«, sagte der Mann und hielt die Fackel an die kleinen Hölzer im Inneren des Stapels, erst an eine Stelle, dann noch an zwei weitere. Der erste Rauch duftete herrlich.
    »Danke«, sagte Gaia. »Wie geht es allen?«
    »Seht gut. Entspannt Euch ruhig.«
    Gaia wandte das Gesicht von der zunehmenden Hitze ab und schaute abermals zur Straße hin, die mittlerweile tief in den Schatten lag. Endlich sah sie Leon – endlich war er gekommen, und sie seufzte unwillkürlich. Auf einmal fühlte sie sich wieder vollständig. Er trug ein frisches weißes Hemd, auf dem der Schein der Flammen tanzte, und hatte Maya dabei. Am Rand des Strands blieb er stehen und ließ den Blick über die Menge schweifen; hinter sich die dunklen Bäume, der Himmel über ihm ein tiefes Indigo.
    Sie winkte ihm, und als er sie nicht gleich entdeckte, stand sie ungelenk auf und winkte abermals. Dann entfernte sie sich vom Feuer und ging zu ihm hinüber. Sie bewegte sich immer noch langsam, wie sie es sich seit dem Tag am Pranger angewöhnt hatte. Er wandte ihr das Profil zu und suchte den hinteren Bereich des Strands ab, sein Ausdruck konzentriert wie immer. Er sah gut aus, wie er dort stand und geistesabwesend das Baby in seiner gelben Decke tätschelte. Dann drehte er sich endlich um, bemerkte sie und eilte auf sie zu, ein Lächeln auf dem Gesicht.
    »Hey«, begrüßte sie ihn. »Wo warst du so lange?«
    »Maya musste erst noch gestillt werden. Ich dachte aber, die Feuer gefallen ihr vielleicht.«
    Seine Worte rührten Gaia zutiefst. Sanft streichelte sie das Baby, das zufrieden schlief. »Viel mitkriegen wird sie ja nicht. Neues Hemd?«
    »Von einem von Norris’ Cousins – sind nette Leute. Josephine meinte, sie wollte dich dazu bringen, mir eins zu schneidern, du hättest aber abgelehnt.«
    »Ich werde ihr den Hals umdrehen.«
    Er lachte und bettete das Baby in seine Armbeuge. »Dominik lässt dir das hier schicken«, sagte er und ließ einen kalten Gegenstand in ihre Hand gleiten. Es war das Monokel der Matrarch.
    »Ich habe ihm doch gesagt, dass ich es nicht will.«
    »Ich weiß. Scheinbar ist ihm aber wichtig, dass du es bekommst. Ich finde, du solltest es annehmen.«
    Gaia schloss die Finger um das Metall und das Glas, die in ihrer Hand schnell wärmer wurden, während ihre Gedanken wild durcheinandergingen.
    »Es war ganz schön kompliziert mit euch beiden, nicht?«, fragte Leon.
    Sie nickte. Ihre Beziehung mit der Matrarch war ein einziger Irrgarten gewesen, Widerstand und Unterwerfung, Bitten und Zwang, doch ihr Tod war das Allerschlimmste
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