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The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter

Titel: The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
Autoren: Mercedes Lackey
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nichtmenschliche Volk, einen wirklich absonderlichen Humor hatten, der nach menschlichen Kategorien gelegentlich sogar grausam wirkte. Die Geschehnisse der letzten Nacht waren gewiß ein weiteres Beispiel elfischen Witzes gewesen.
    »Komm, Muli. Auf geht’s.« Wenigstens war er nicht mehr hungrig.
    Die Straße stieg an, zunächst sanft, dann immer stärker, was dem Maultier außerordentlich mißfiel. Als sie zu steil wurde, stieg Kevin gelegentlich ab und ging neben dem Tier her, um ihm eine Ruhepause zu gönnen.
    Schließlich erreichten sie nach einem ereignislosen Tagesritt den Gipfel. Kevin starrte staunend auf die ausgedehnte Bergkette mit steilen, grauen Klippen, von denen einige so hoch reichten, daß sie selbst jetzt im Frühling noch schneebedeckt waren. Sie thronten über sanft geschwungenen grünen Feldern, die fein säuberlich in Höfe unterteilt waren. Und auf der nächstgelegenen Klippe, hoch in der Luft schwebend, lag:
    »Graf Volmars Burg!« rief Kevin triumphierend. »Das muß sie sein!«
    Die Burg war nicht gerade schön zu nennen. Sie schien, wuchtig und untersetzt, auf ihrer Klippe zu kauern wie ein graues angriffslustiges Tier, das auf das Land des Grafen hinunterstarrte. Doch das störte Kevin nicht.
    Es war die erste Burg, die er zu Gesicht bekam, und sie schien ihm wundervoll, eine richtige Kriegsburg, noch aus der Zeit, als Helden die Mächte der Finsternis zurückgehalten hatten. Strahlende Banner flatterten auf den vielen Türmen und milderten die Schroffheit des Anblicks ein wenig. Der Bardling konnte trotz der Entfernung erkennen, daß die Tore der Burg geöffnet waren. Er kniff die Augen zusammen und konnte dann auch das Emblem auf den Fahnen erkennen: Der schwarze Eber des Grafen auf einem blauen Grund.
    »Wir haben es geschafft!« sagte er zu seinem Maultier.
    »Das ist ganz eindeutig die Burg des Grafen Volmar.«
    Die Erinnerung an Elfen und Hunger, Einsamkeit und spöttische Fahrensleute war wie weggewischt. Aufgeregt hieb der Bardling dem Maultier die Hacken in die Seite.
    Bald, sehr bald, würde das richtige Abenteuer anfangen!

3. KAPITEL
    Je weiter sich Kevin der Burg des Grafen Volmar näherte, desto beeindruckender kam sie ihm vor. Sie ragte so hoch empor, daß er sich fast den Hals verrenken mußte, um noch die Spitzen ihrer Türme sehen zu können. Die North Road führte direkt am Fuß der Klippe vorbei, doch die eigene Straße des Grafen schlängelte sich bis vor die Burgtore hinauf. Der Bardling hatte fast den Gipfel erreicht (diesmal ritt er den ganzen Weg, für den Fall, daß ihn jemand aus der Burg beobachtete), da blieb das Maultier wie angewurzelt stehen und stellte die langen Ohren auf. Im nächsten Augenblick kamen zwei Ritter in glänzendem Kettenpanzer geschickt die steile Straße auf ihren machtvollen Streitrössern heruntergaloppiert. Ihre Gesichter waren hinter den Helmen verborgen, und sie wurden von zwei jüngeren Reitern – Knappen, vermutete Kevin – auf kleineren Pferden begleitet, die weit vorsichtiger ritten.
    »Aus dem Weg, Bursche!« riefen sie.
    Kevin trieb hastig sein Maultier zur Seite. Mit dem Schrei: »Bäuerischer Narr!« stoben die Reiter an ihm vorbei, überschütteten ihn mit einem Hagel von Dreck und Kieseln und waren verschwunden.
    »Bäuerischer Narr, ja?« murrte Kevin und klopfte sich ab. »Wenigstens bin ich zu klug, um ein Pferd in vollem Galopp einen steilen Weg hinabzuzwingen!«
    Der Bardling schaute an sich hinab. Er hatte sein bestes Wams und seine beste Hose für diesen Zeitpunkt aufgespart; das adrette rote Wams und die braune Hose sowie der braune Mantel mochten vielleicht nicht von bester Qualität sein, waren aber seiner Meinung nach ausreichend. Jedenfalls würde ein Bauer so etwas nicht tragen, nicht einmal ein reicher mit einem eigenen Hof. Vielleicht trüge er in diesem Fall feinere Gewänder, doch schließlich gab es immer noch die Frage von Stil und Geschmack.
    Dieser Gedanke hob Kevins Laune, und er trieb sein Muli die letzten paar Meter auf die offenen Portale zu. Es waren hohe, mit schwerem Messing beschlagene Torflügel …
    Die sich langsam vor seiner Nase schlossen.
    »Hey!« rief er entrüstet.
    »Diener benutzen das hintere Tor«, rief eine offiziell klingende Stimme aus einem der schmalen Turmfenster.
    »Aber ich bin kein …«
    »Benutzt das hintere Tor«, wiederholte die Stimme.
    Kevin seufzte. Er konnte wohl kaum für jeden vernehmlich herausschreien, was er hier zu tun hatte. Das muß ein Mißverständnis
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