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Texas

Texas

Titel: Texas
Autoren: James A. Michener
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gehörte, die Bühne, und verbeugte sich. Dann trat er ans Mikrophon. »Das Großmaul hat recht«, sagte er und deutete auf Quimper, »ich werde heiraten. Und ich möchte, daß Sie die ersten sind, die die Braut kennenlernen.« Und aus der Kulisse holte er die neunundvierzigjährige Maggie Morrison, das Bild einer erfolgreichen Immobilienmagnatin. Sie hatte Quimpers Drängen nachgegeben und trug ein mexikanisches Kostüm, Quimper-Stiefel und einen Strohhut, von dessen Krempe vierundzwanzig Silberglöckchen baumelten. Vor mir sah ich eine charmante, lächelnde und, wie es schien, warmherzige Frau, und ich dachte: Rusk hat Glück gehabt, daß er sie an Land ziehen konnte.
    Aber Quimper war noch nicht fertig. Er war ja nie mit etwas zufrieden, er mußte immer noch ein Anhängsel anfügen. »Der gute alte Rance hat sich nicht nur eine tolle Frau geangelt, sondern auch eine der schönsten Töchter in ganz Texas dazu, nämlich Beth Macnab!« Als Beth die Bühne betrat, gab Lorenzo ein Zeichen, und aus der Kulisse kam ein etwa vierzehnjähriges Mädchen mit einem silbernen Stab gelaufen.
    »Das ist eine Überraschung, Freunde, ich habe Beth nicht gewarnt. Aber wie wäre es denn jetzt mit einer Probe ihrer Kunst?«
    Es war nun schon ein paar Jahre her, daß Beth sich bei Footballspielen produziert hatte, und niemand hätte ihr eine Absage übelgenommen, aber dies war ihrer Mutter großer Tag, und so schleuderte sie ihre hochhackigen Schuhe zur Seite und sagte: »Normalerweise tun wir das nicht in einem Kleid wie diesem, aber wenn Mom so mutig ist, Ransom Rusk nach allem, was die Zeitungen erzählen, zu heiraten, werde ich auch mutig genug sein, einen Narren aus mir zu machen.«

Sie warf den Stab hoch in die Luft, wartete, das reizende Gesicht hoch nach oben gekehrt, und hatte das Glück, ihn auch wieder aufzufangen. Sie verneigte sich vor der Menge und gab dem Mädchen den Stab zurück. »Man soll sein Glück nicht strapazieren«, sagte sie. »Mom, es ist alles wunderbar! Pop, willkommen in der Familie!« Sie drückte einen herzhaften Kuß auf Rusks Wange.
    Nach kurzen Flitterwochen in Rom, Paris und London kehrte das Paar nach Texas zurück. Miss Cobb rief mich an und bat mich, unverzüglich nach Dallas zu kommen, wo sich unser mittlerweile aufgelöster Sonderstab mit Ransom Rusk und seiner neuen Frau treffen sollte. Miss Cobb kam gleich zur Sache: »Ransom, meine Zusammenarbeit mit Ihnen und meine Anwesenheit bei der Rinderauktion hat es mir ermöglicht, Sie als menschliches Wesen kennenzulernen. Und die Tatsache, daß Sie diese entzückende Dame aus Houston geheiratet haben, hat meinen Eindruck noch verstärkt.«
    Wir wußten alle nicht, worauf sie hinauswollte, und waren einigermaßen überrascht, als sie uns ihre Absicht offenlegte: »Ich finde, Ihr Freund Lorenzo hat Ihnen einen guten Dienst erwiesen, als er Sie dazu überredete, diese Monsterparty steigen zu lassen. Das war wirklich eine gute Sache, Ransom. Hat Sie zu einem Menschen gemacht. Aber es ist nicht genug.«
    »Was soll ich denn noch tun?« gab er barsch zurück.
    »Sie sind einer der reichsten Männer unseres Staates, vielleicht sogar der reichste. Aber Sie haben noch nie etwas für Texas getan. Und ich finde, das ist ein Skandal.«
    »Moment mal, ich.«
    »Ja, ich weiß. Da und dort ein Footballstipendium, Ihr Leprafonds. Aber ich meine etwas, das Ihrem Format entspricht.« »Wie zum Beispiel?«
    »Haben Sie schon einmal den großen Museumskomplex in Fort Worth besichtigt?«
    »Eigentlich nein. Hie und da ein Empfang, aber ich hasse Empfänge.«
    »Sind Sie sich der Tatsache bewußt, daß Fort Worth einen der schönsten Museumskomplexe der Welt besitzt? Etwas Einzigartiges?«
    »Ich verstehe nicht viel von Museen.«
    »Sie werden gleich mehr verstehen.«
    Und sie zwang uns alle, die fünfzig Kilometer zum Kimbell-Museum mit seinen herrlichen europäischen Gemälden zu fahren. Danach schleppte sie uns ins Museum für moderne Kunst mit seinen kühnen zeitgenössischen Bildern, und in das Amon Carter Museum of Western Art mit seiner unvergleichlichen Sammlung von Charles Russell, Frederic Remington und anderen Cowboy-Künstlern.
    »Was soll ich also Ihrer Meinung nach tun?« fragte Rusk nach Beendigung dieses im Eiltempo absolvierten Rundgangs.
    »Rance, ein sehr schönes Areal innerhalb dieser Anlage ist noch verfügbar. Ich möchte, daß Sie dort Ihr eigenes Museum erbauen.«
    »Also, ich.«
    »Irgendeinmal werden Sie sterben, Rance. Wenn man dann noch an
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