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Texas

Texas

Titel: Texas
Autoren: James A. Michener
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Sie denkt, woran sollte man sich erinnern? An Ihre Ölquellen? Wen interessieren die dann noch? Stellen Sie sich einmal diese Frage, Rance, und treffen wir uns dann hier in zwei Wochen.«
    »Warten Sie doch.«
    Sie wollte nicht warten. Sie stand kerzengerade vor ihm und sagte: »Ich rede von Ihrer Seele, Rance. Fragen Sie Maggie; sie wird wissen, was ich meine.« Und noch an der Tür erinnerte sie ihn: »Heute in zwei Wochen. Dann möchte ich
    Ihre Pläne hören, denn auf meine Weise mag ich Sie, und ich will nicht, daß Sie ungeliebt und vergessen Ihrem Grab entgegengehen.«
    Wir blieben alle stumm. Schließlich war es natürlich Quimper, der das Schweigen brach; er haßte leere Luft: »Sie hat recht, Ransom. Es wäre eine schöne Geste.«
    Als wir auseinandergingen, bat Rusk mich, noch ein wenig zu bleiben. Er wollte in allen Einzelheiten mit mir durchsprechen, was alles zu bedenken sei, falls er Fort Worth tatsächlich ein viertes Museum schenken sollte. Zunächst einmal mußten wir entscheiden, welche Art von Museum es denn werden sollte. Er richtete es so ein, daß mir die Universität einen sechsmonatigen Urlaub gewährte, für den er aufkam, und gemeinsam untersuchten wir die einzelnen Möglichkeiten. Er schlug ein Cowboy-Museum vor. Ich erinnerte ihn daran, daß schon Amon Carter diese Kunstrichtung mit Beschlag belegt hatte. Dann brachte er die Rede auf ein Erdölmuseum, und ich mußte ihn darauf hinweisen, daß es doch eine Kunstgalerie werden sollte. Außerdem gab es schon in Midland und Kilgore Erdölmuseen.
    »Was würde ein Gebäude wie das Kimbell-Museum kosten?«
    »Mindestens achtzehn bis zwanzig Millionen«, antwortete ich, »mit weit kleinerem Ausstellungsraum.«
    Drei Tage vor dem mit Miss Cobb vereinbarten Termin klingelte um drei Uhr früh mein Telefon. »Kommen Sie gleich zu uns«, bat mich Rusk. »Mein Chauffeur ist schon unterwegs zu Ihnen.« Als ich seine Wohnung in Dallas erreichte, die er mit der neuen Mrs. Rusk teilte, fand ich die beiden, noch in Bademänteln, im Schlafzimmer, umgeben von einem Schneesturm von Zeitungen.
    »Ich habe mein Museum! Ich lag schon im Bett und las, dachte an verschiedene Möglichkeiten und fragte mich: >Was ist das absolut Größte in Texas?< Und die Zeitung hier gab mir die Antwort.« Es war eine Donnerstag-Ausgabe der Dallas Morning News. »Sehen Sie selbst! Die Dallas News weiß, worauf es ankommt.« Er reichte mir die erste Beilage, und ich stellte fest, daß die Zeitung, offenbar um einem dringenden Bedürfnis seiner texanischen Leser abzuhelfen, hundertzwölf Seiten mit zusätzlichen Footballneuigkeiten gefüllt hatte: Profi-Football mit besonderer Betonung von Dallas; ProfiFootball, andere Mannschaften; College-Football mit Betonung texanischer Mannschaften. College- und Highschool-Football mit Tips, wie neue Spieler angeworben werden sollten. Davon allein sechzehn Seiten sowie natürlich die üblichen sechzehn Seiten mit laufenden FootballNachrichten, insgesamt also einhundertachtundzwanzig Seiten. Rusk strahlte wie ein kleiner Junge, der den Pythagoräischen Lehrsatz endlich kapiert hat: »Sport!«
    Was er im Sinn hatte, war eine richtige Kunstgalerie, eine Ruhmeshalle der Schönheit, gefüllt mit Beispielen dafür, wie der Sport Künstler zu erstklassigen Werken inspirieren konnte. »Kein Mist«, verkündete Rusk um vier Uhr früh. »Keine Baseballkarten. Keine alten Uniformen. Nur große Gemälde! Amerikanische Kunstwerke, Bilder aus dem amerikanischen Sport.« Als Miss Cobb und die anderen an diesem Wochenende nach Dallas kamen, hatten die Rusks bereits ein Programm skizziert.
    »Nun«, setzte Miss Cobb an, »was haben Sie und Barlow sich Schönes ausgedacht?«
    »Sport«, antwortete Rusk, »eine Gemäldesammlung. Richtige Kunst wie im Kimbell, die den Sport zum Thema hat.«
    Miss Cobb ließ sich das durch den Kopf gehen und sagte dann: »Das könnte eine feine Sache werden, Ransom, aber vermeiden Sie einen engen, auf Amerika beschränkten Horizont. Geben Sie uns eine universelle Sammlung.«
    »Sie meinen, Kunst aus aller Welt?« fragte er.
    »Ja, das meine ich. Denken Sie nur nicht provinziell!«
    Schon früh am nächsten Tag ließ Rusk mich in sein Büro kommen. »Heuern Sie den Mann an, der das Kimbell-Museum gebaut hat, und sagen Sie ihm, er soll gleich anfangen.«
    »Louis J. Kahn ist tot. Das Kimbell-Museum hat sein Lebenswerk gekrönt.«
    »Dann den zweitbesten.«
    »Ich kenne keinen >zweitbesten<. Aber es gibt einige, die sehr schöne
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