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Texas

Texas

Titel: Texas
Autoren: James A. Michener
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von Avercamp, 1585 - 1634, und zeigte einen zugefrorenen Kanal in der Nähe von Amsterdam, auf dem muntere kleine Figürchen in altertümlichen Uniformen Eishockey spielten.
    Die Kuratoren und Experten spendeten so laut Beifall, daß ich nicht anders konnte - ich rief: »Akzession Nummer eins!«
    Aber Rusk war mir zuvorgekommen. »Wir nehmen es, keine Frage. Es entspricht genau dem, was wir haben wollen. So alt und so schön. Aber nicht als Akzession Nummer eins. Die habe ich bereits gekauft. Sie müßte schon zur Aufstellung bereitstehen, wenn wir nach Fort Worth zurückkommen.«
    Rusk überraschte mich immer wieder. Als ich nach Fort Worth zurückkehrte, sah ich, daß er in der Rundhalle seines im Entstehen begriffenen Museums eine herrliche antike italienische Kopie des vielleicht berühmtesten »SportKunstwerks« der Welt, des Diskuswerfers des attischen Bildhauers aus dem fünften Jahrhundert vor Christi, Myron von Eleutherai, aufgestellt hatte.
    Die folgenden Monate gehörten zu den aufregendsten meines Lebens, denn in unserem Zwischenquartier in Fort Worth erhielten wir eine Reihe von Telegrammen, die uns sehr stolz machten:
    DER LOUVRE BEEHRT SICH, IHNEN MITZUTEILEN, DASS WIR IHNEN DIE IM FOLGENDEN ANGEFÜHRTEN WERKE ALS LEIHGABEN ÜBERLASSEN: DEGAS’ ,PFERDERENNEN IN ATEUIL’, CEZANNES ,RINGKÄMPFER AM STRAND’ UND LA TOURS ,DUELL UM MITTERNACHT’.
    Aus Tokio kam ein Telex mit der Mitteilung, daß uns ein Museum neun japanische Drucke schicken werde, die Tanikaze, den berühmtesten Sumokämpfer des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts, zeigten.
    Der Prado in Madrid kündigte kostbare Erstdrucke von Goyas berühmten Radierungen und Lithographien von Stierkampfszenen sowie ein Gemälde zum selben Thema an.
    Ein Telegramm aus Schottland versprach uns eine seltene Serie von Drucken, die die Entwicklung des Golfspiels illustrierten; Rusk war sehr angetan davon. Und aus London kam die Nachricht:
    WIR SENDEN IHNEN EINE SAMMLUNG SELTENER DRUCKE UND GEMÄLDE, AUSREICHEND, UM ZWEI SÄLE ZU FÜLLEN. DARAUF DARGESTELLT IST, WENN BESUCHERZAHLEN EIN KRITERIUM SIND, DER WELT BELIEBTESTER SPORT, NÄMLICH PFERDERENNEN.
    Mittlerweile zeichnete sich deutlich ab, daß die Eröffnungsschau mit auserlesenen Kunstwerken aus aller Herren Länder nicht nur ein spektakulärer Erfolg, sondern auch die absolut erste ihrer Art sein würde. Während ich die Fotografien der dreihundert Exponate studierte und daranging, den jeweiligen Aufstellungsort innerhalb des Gebäudes zu bestimmen, wurde mir bewußt, daß ich Entscheidungen traf, die das Vorrecht jener Person waren, die auf lange Sicht das Museum leiten würde.
    »Mr. Rusk«, sagte ich, »Sie müssen einen Direktor bestellen. und zwar bald.«
    »Ich bin schon dabei, Barlow«, versicherte er mir. Noch am gleichen Tag ließ er Wolfgang Macnab zu sich ins Büro kommen.
    »Mein Junge«, rief er, »ich möchte, daß du die Leitung meines Sportmuseums übernimmst. Sag jetzt nichts. Du hast noch ein oder zwei Jahre im Profisport. Gut, bleib dabei. Aber bei unserer großen Pressekonferenz am Freitag möchte ich dich als unseren Direktor vorstellen.«
    »Ich liebe die Kunst, Rance. Ich verstehe auch etwas davon. aber Direktor? Direktor eines nicht gerade kleinen Museums?«
    »Wenn du mit den Hinterstürmern in Pennsylvania zurecht kommst, kommst du auch mit einem Haufen Bilder zurecht.«
    »Weißt du, Rance, ich nehme die Kunst um vieles ernster als Football. Damit spaße ich nicht.«
    »Deshalb will ich dich ja haben.«
    Sie sprachen über sein Gehalt, und als Macnab Rusks Vorschlag hörte, wäre er beinahe vom Stuhl gefallen. Ich auch.
    »Würde ich als Direktor denn ein kleines Budget zur Verfügung haben, um neue Werke anzukaufen?«
    »Selbstverständlich. Wenn du den Job annimmst, hast du morgen zweiunddreißig Millionen Dollar auf dem Konto.«
    Macnab riß erschrocken die Augen auf und wurde blaß. Da erhob sich Rusk und legte den Arm um seine Schultern: »Vergiß das nie, mein Junge: Wenn du Texas vertrittst, schöpfe immer aus dem vollen!«
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