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Texas

Texas

Titel: Texas
Autoren: James A. Michener
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zwanzig attraktive junge Mädchen in freizügigen Kostümen an Getränkeständen, die endlose Ströme von Bier, Coke, Dr. Pepper und Orangensaft, alles gut gekühlt, ausschenkten. Und was mir besonderes Vergnügen bereitete: Fine aus sieben Musikern bestehende Mariachi-Kapelle schlenderte durch die Menge und spielte »Guadalajara« und »Cu-cu-ru-cu-cu Paloma«.
    Zu Mittag nahmen vier Freiluftküchen den Betrieb auf und servierten köstliches gegrilltes Fleisch mit Bohnen, Salat, Weizenvollkornbrot, Käse und Kokosnußkuchen, und um eins versammelten wir uns alle in einem riesigen Zelt, in dem vor einem massiv eingezäunten Areal, auf dem die Longhorns vorgeführt werden würden, eine große Tribüne errichtet worden war. Achtzehnhundert Gäste füllten das Zelt. Zwei Auktionatoren erschienen und wurden mit großem Beifall begrüßt. »Das sind die Brüder Reyes«, teilte mir Quimper mit. Ihre Aufgabe war es, die Stimmung anzuheizen, die Leute zum Mitsteigern zu animieren, wild herumzufuchteln und aus vollem Hals zu brüllen: »Dreiundzwanzigtausend hier!« Oder »Vierundzwanzigtausend da hinten!«
    Da dreiundachtzig Tiere versteigert werden sollten, und da der Durchschnittspreis bei neunundzwanzigtausend Dollar zu liegen schien, war zu erwarten, daß die Auktion mehr als zwei Millionen Dollar erzielen werde.
    Ransom Rusk sah phantastisch aus. Schlank, in Cowboykleidung, ein Lächeln um die Lippen, stand er am anderen Ende der Tribüne und nickte gelegentlich, wenn ein besonders schönes Tier unter den Hammer kam. Nachdem der zweite Stier einen Käufer gefunden hatte, erhob sich ein gewaltiges Gebrüll, und ich sah einen bemerkenswerten Mann.
    Er war Mitte sechzig und wog etwa zweihundertsechzig Pfund. »Das ist Hoss Shaw«, informierte mich Quimper. »Wir haben ihn aus Mississippi kommen lassen, ein begeisterter Auktionsassistent, der beste in seinem Fach.«
    An einer langen schwarzen Zigarre kauend, sprang Hoss umher, brüllte wie ein Ochsenfrosch, beschwatzte die Leute schamlos und verfiel in Krämpfe, wenn es ihm gelang, jemandem ein Gebot zu entlocken.
    »Er schafft es, daß jedes Tier zwei- oder dreitausend Dollar mehr bringt«, flüsterte Quimper. »Er ist jeden Penny seiner Provision wert.«
    Die Vielfalt der zum Verkauf stehenden Tiere verblüffte mich. Ein Experte, der neben mir saß, erklärte mir das so: »Wir nennen es eine Stier-Auktion, und wie Sie sehen können, versteigern wir auch Stiere. Da gibt es allerdings verschiedene Möglichkeiten. Sie können einen Bullen ersteigern, wie er hier vorgeführt wird, und ihn nach Hause auf Ihre Ranch mitnehmen. Oder Sie können einen Teil kaufen - Zuchtrechte und Gewinn aus dem Verkauf tiefgekühlten Samens -, aber der Stier bleibt da. Sie können aber auch tiefgekühlten Samen mitnehmen und Ihre Kuh auf Ihrer Ranch befruchten.«
    Meine Verwirrung steigerte sich noch, als die Kühe unter den Hammer kamen. Wieder erklärte es mir der Experte: »Da haben wir zunächst einmal eine Kuh, wie sie jetzt da unten im Kreis geführt wird. Sie können aber auch eine Kuh haben, die von einem registrierten Bullen trächtig ist. Schließlich können Sie eine trächtige Kuh erwerben, die ein Kälbchen säugt - ein Dreigespann nennen wir das. Wenn Sie genügend Dreigespanne kaufen, haben Sie einen tollen Start für eine Zucht.«
    Jetzt kam der für mich interessanteste Teil, denn nun wurden, eines nach dem anderen, sechs Rinder mit den längsten und wildesten Hörnern in die Manege gebracht. Es waren Ochsen, bei normaler Viehhaltung hätten sie nur für den Fleischmarkt getaugt, wenn es junge, oder für die Hundefutterindustrie, wenn es alte Tiere gewesen wären. Hier aber waren sie wegen ihrer unglaublichen Hörner bemerkenswerte Besitzstücke, von texanischen Ranchers sehr begehrt. »Wir kaufen sie, um unsere Ranch mit ihnen zu schmücken«, sagte mein Sitznachbar, »und daß unsere Frauen etwas zu bewundern haben, wenn sie aus Houston oder Dallas anreisen, um uns Guten Tag zu sagen. Sie verfehlen auch ihre Wirkung nicht, wenn man versucht, ein Darlehen von einem Bostoner Bankier zu erhalten, der auf Besuch vorbeikommt.«
    Wie enorm groß diese Hörner waren! »Richtige Schaukelstühle«, meinte mein Informant bewundernd, und als ein riesiges Tier hereinspaziert kam, dessen Hörner von Spitze zu Spitze hundertfünfundneunzig Zentimeter maßen, fing er an, wie verrückt mitzubieten.
    Ein feierlicher Augenblick ließ den heillosen Lärm verebben, als ein prächtiger
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