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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List
Autoren: Hilary Norman
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noch immer unser Haus, nicht wahr? Deins und meins.«
    Silas faltete die Jeans, legte sie auf die Hemden und nahm das Sweatshirt vom Stuhl.
    »Ich könnte jetzt einen Brief schreiben«, sagte Jules, »und dir darin das Haus versprechen, wenn ich achtzehn bin, oder was auch immer.«
    »Die Hälfte vom Haus, meinst du.« Silas klopfte eine Fluse vom Sweatshirt.
    »Die Hälfte oder alles «, entgegnete Jules. »Das Haus ist mir egal. Ich will nur nicht, dass du mich verlässt, Silas, Liebling.«
    Er schaute zu, wie sie sich die Tränen aus den Augen wischte.
    »Was ist, wenn wir beide je eine Hälfte hätten«, fragte er, »und du wolltest deine verkaufen?«
    »Das Gleiche könnte ich auch dich fragen«, erwiderte Jules.
    »Nein«, sagte Silas. »Wenn es mein Haus wäre, würde ich es nie verkaufen.«
    »Ich auch nicht«, erklärte seine Schwester.
    »Du könntest es wollen, wenn du dich in einen Fremden verliebst und der es von dir verlangt.«
    »Das würde ich niemals tun«, widersprach sie leidenschaftlich.
    Silas setzte sich neben seinen Koffer aufs Bett. »Doch, das würdest du, Jules. Du bist nicht so tough wie ich. Du würdest dich überreden lassen.«
    Jules schaute ihn einen Augenblick an; dann setzte sie sich neben ihn.
    »Du hast Recht«, sagte sie. »Ich bin nicht so tough wie du.«
    Silas kaute auf seiner Unterlippe; dann lächelte er. »Also schön, Schwesterlein, du hast gewonnen. Dann geht also alles auf mich über, damit es in der Familie bleibt.«
    »Und dann hörst du auf zu packen?«
    Er nickte, lächelte immer noch.
    »Danke.« Jules war ganz Feuer und Flamme. »Hilf mir mit dem Brief.«
    »Ich helfe dir beim Entwurf«, sagte Silas. »Aber du musst dafür sorgen, dass Wetherall glaubt, es wäre deine Idee. Er muss es dann auch in die richtigen Worte fassen.« Er hielt kurz inne. »Ich werde ebenfalls einen Brief schreiben.« Er war wieder voller Ruhe und Selbstbewusstsein. »Einen Brief, in dem ich verspreche, mich um dich zu kümmern.«
    Jules rückte näher an ihn heran. »Du und ich werden immer füreinander da sein.«
    Silas schaute sie an.
    »Das sagst du jetzt«, erwiderte er.
    Es war nicht nur verletzter Stolz oder auch nur das Bedürfnis, ein eigenes Haus zu besitzen, das Silas so mitnahm. Ihr Haus war ihm weitaus wichtiger, als es bei Jules der Fall war, die noch immer mehr Kind als sonst etwas war – um Himmels willen, sie war tief im Herzen Romantikerin, und irgendwann würde sie woandershin ziehen, davon war Silas überzeugt.
    Silas würde das niemals tun. Dieses Haus war das Heim seiner Familie. Es war kein Gut, keine Villa, kein Palast, nur ein grundsolides, schönes Haus von einigem Wert. Ein Haus, das schon viele Jahre überdauert hatte und hier und da ein größeres oder kleineres Problem bekommen würde, doch einstürzen würde es nicht so leicht.
    Ihr Haus. Das zählte für Silas. Es war das »Graves-Haus«, so wie das Haus nebenan das »Brook-Haus« war. Beständigkeit und Dauerhaftigkeit waren für Silas von großer Bedeutung. Das Haus hatte zunächst seinen Eltern gehört, dann seiner Mutter und nun ihm und Jules.
    Das heißt – Jules allein, wenn Patricia ihren Willen durchgesetzt hätte. Doch Silas war nach dem Gespräch mit seiner Schwester sicher, dies würde sich zu gegebener Zeit ändern.
    Eins aber würde sich für Silas nicht ändern, würde sich niemals ändern: dass er seine Mutter von nun an hassen würde, weil sie ihm das angetan hatte. Natürlich hatte er gewusst, dass sie seit dem Auftauchen dieses Fremden nicht mehr der Mensch gewesen war, auf den er sich stets verlassen hatte, aber ihr Testament …
    Allein schon beim Gedanken daran fletschte Silas die Zähne.
    Dank des Testaments war er ein für alle Mal mit Patricia fertig.
    Nachdem Jules ihren Brief geschrieben hatte – nachdem das moralisch, wenn auch noch nicht juristisch erledigt war –, war Silas sicher, dass sie beide von nun an gut zurechtkommen würden. Seine Schwester war kein sonderlich verspieltes Kind und sehr sauber, Gott sei Dank, hatte aber keinen Putzfimmel und wollte auch nicht ständig grundlos etwas verändern. Alles in allem war Jules ein praktischer und vernünftiger Mensch.
    Und Silas hatte das Gefühl, dass ihr Haus genau für solche Menschen gedacht war: praktische, vernünftige Leute, die sich um das Haus kümmerten, ohne unnötige Veränderungen vorzunehmen. Größe, Form und Raumaufteilung konnten bleiben, wie sie waren. Das Haus besaß kühle, schattige Zimmer für den Sommer
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