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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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natürlich Ihre Schuhe und Ihre Kleidung vom Moorwasser gesäubert, das während des Mordes an Reinhold Müller drangekommen war. Aber Sie haben die Rillen in den Sohlen nicht gründlich genug gereinigt. Die Spurensicherung hat darin einen winzigen Glassplitter und einen ebenso winzigen Blutrest ausfindig gemacht. Und der DNA-Vergleich hat ergeben, dass dieses Blut von der Badegehilfin Barbara Brender stammt, die sich in der Kabine des Opfers kurz vor dem Mord an einer Glasscherbe geschnitten hatte. Seitdem jedoch ist die gesamte Moorbad-Abteilung polizeilich versiegelt, und die Siegel wurden bisher nicht beschädigt, höchstens durch Beamte ersetzt, wenn dort noch etwas zu ermitteln war. Das Blut kann daher nur während der Tat in die Rillen Ihrer Schuhe geraten sein. – Sie und Ihr Kompagnon haben sich ein bisschen zu oft in Irrtümer verstrickt.»
    Philipp Laubmann blickte erhobenen Hauptes um sich. « Cuiusvis hominis est errare; nullius, nisi insipientis, perseverare in errore , schreibt Cicero. – Ein jeder Mensch kann irren; doch bloß ein Narr kann im Irrtum verharren.»

XXXIX
    DER LEICHENSCHMAUS HATTE BEGONNEN. Die Lebenden erfreuten sich ihres Zusammenseins, nachdem sie bei den Beerdigungen auf dem Bamberger Hauptfriedhof die Verstorbenen angemessen betrauert hatten. Das erste Mordopfer, Margarete Müller, hatte seine letzte Ruhe in der Gruft des Säkularinstituts gefunden, das zweite Mordopfer, Reinhold Müller, in einer neuen Grabstätte.
    Bei der Beerdigung Margarete Müllers hatte der seelsorgerische Beistand des Instituts, der Geistliche Rat Kautler, den kirchlichen Part übernommen. Bei der Beerdigung Reinhold Müllers war dies wunschgemäß Monsignore Herold gewesen, der Pfarrherr von Alt-Sankt-Anna. Als sein Ministrant hatte der Ersatzmesner Franz Schaffer fungiert.
    Die Leichname waren während der vorherigen Nacht in der Schlosskapelle des Säkularinstituts aufgebahrt gewesen. Die Frauen des Instituts hatten sich vor den geschlossenen Särgen bei der Totenwache abgewechselt. Sie hatten am Abend die Maiandacht ausfallen lassen und stattdessen das Totenoffizium gebetet.
    Recht früh am heutigen Nachmittag – die Särge waren vom Bestattungsunternehmen bereits davor zur Aussegnungshalle am Friedhof verbracht worden – hatte der Geistliche Rat Kautler in der Schlosskapelle einen Trauer gottesdienst zum Gedenken an Margarete Müller gehalten und kurz darauf Monsignore Herold in der Pfarrkirche AltSankt-Anna zum Gedenken an den Mesner Reinhold Müller. Wer an den beiden Gottesdiensten hatte teilnehmen wollen, hatte sich ganz schön beeilen müssen. Ähnliches galt für die Beerdigungen selbst.
    Der Ort, an dem der Leichenschmaus begangen wurde, war auch eine Stätte der Erinnerung, der Erinnerung an einen längst verstorbenen Bamberger Bürger, den Juristen Dr. Karl Remeis, der sich hier, auf einem Hügel oberhalb der Stadt, im Jahre 1875 eine später nach ihm benannte klassizistische Villa als astronomische Beobachtungsstation eingerichtet hatte. Zudem hatte er testamentarisch bestimmt, dass dieses Anwesen nach seinem Tode in das Eigentum der Stadt Bamberg übergehen solle, aber für immerdar als Café öffentlich zugänglich sein müsse; ansonsten würden das Haus und die Aussichtsterrasse an die Stadt Würzburg fallen.
    «Schon der Name ‹Villa Remeis› verweist uns Bamberger also auf das Himmlische», erläuterte Dr. Philipp Laubmann seiner Tischnachbarin Dr. Ida Gutwein-Brenner, die ein Stück Sahnetorte verzehrte. Man hatte auf der Terrasse aus mehreren Tischen eine große Tafel zusammengestellt. «Der Italienliebhaber und Hobby-Astronom Remeis hat nämlich ebenfalls testamentarisch Geld für die Errichtung einer Sternwarte gestiftet, die man dort drüben erkennen kann.» Laubmann zeigte auf kuppelartige Gebäude eines benachbarten Hügels in südlicher Richtung, wobei der Ärmel seines dunklen «Kommunionanzugs», den er schon bei der Gala getragen hatte, ihn gehörig zwickte. Er hatte für diesen Freitag der Beerdigungen wegen von seinem Professor freibekommen.
    Mit spitzen Fingern, geziert von einem erlesenen Diamantring, hielt Ida Gutwein-Brenner die Kuchengabel. «Ist ja herrlich, diese Stadt», meinte sie, und man gewann den Eindruck, sie sei nur in Bamberg, um ein neues Investitions-Objekt auszukundschaften. «So richtig altertümlich wertvoll.» Und die Beerdigungen waren für sie tatsächlich nur ein willkommener Anlass gewesen, die mit Baudenkmälern gesegnete Stadt
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