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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Lürmann klopfte mit dem spitzen Ende seines Bleistifts auf die Seite mit den betreffenden Notizen. «Durch anonyme Anrufe in seiner Klinik oder, wie belegt, im Alten Kurbad haben Sie oder Herr Weisinger erfahren, ob und wann Reinhold Müller einen Moorbadtermin hat.»
    Im Nachbarraum nickte Gabriela Schauberg zustimmend, weil sie sich in gleicher Weise nach dem Aufenthaltsort des Mesners erkundigt hatte. «Klinik und Kurbad arbeiten zusammen», flüsterte sie Cordula Hilder zu, obwohl sie in normaler Lautstärke hätte reden dürfen.
    Lürmann sprach indes im Vernehmungsraum weiter: «Am Freitag, dem 13. April, war Ihre Praxis, Herr Dr. Walther, den ganzen Nachmittag über geschlossen; Ihre Hausbesuche hatten Sie hinter sich. Sie hatten also genügend Zeit, nach Bad Kissingen zu fahren.»
    «Bei uns in Kissingen», erklärte die Oberkommissarin, «ist wie in jedem durchdachten Kurbetrieb alles ordentlich ausgeschildert, obwohl das für Sie, Herr Dr. Walther, nicht mal nötig war. Sie kannten sich bestens aus seit Ihrem kurmedizinischen Praktikum. Und an der räumlichen Aufteilung der Moorbadkabinen hat sich seither kaum etwas verändert. Außerdem haben Sie Kissingen bestimmt hin und wieder besucht, etwa um mit Ihrem Kapitalgeber Dr. Pabst zu konferieren.»
    «Zum Beispiel in der Sauna», witzelte Lürmann.
    Philipp Laubmann merkte, dass er als Augenzeuge gefordert war. «Ich vermute, dass ich Herrn Dr. Walther, kurz vor dem Mord an Reinhold Müller, in meiner Kabine gesehen habe. Wenn ich ihn mir so näher anschaue … ja, er könnte es gewesen sein. Sich einen Bart anzukleben und eine getönte Brille aufzusetzen, ist kinderleicht. Ärztliche Dienstkleidung besitzt er sowieso zur Genüge, einschließlich der durchsichtigen Handschuhe. Und dass ich mich an sein Haupthaar nicht mehr erinnern konnte, verstehe ich inzwischen. Er hatte einfach sein Toupet abgenommen und sah allein deshalb, wie jetzt auch, ganz anders aus.»
    «Wer sollte sich im sogenannten ‹Bedienergang›, der die fünf Kabinen miteinander verbindet, darüber wundern, dass dort ein Arzt erscheint, zumal im Alten Kurbad nicht jeder mit jedem bekannt ist», fügte Kommissar Glaser hinzu. «Obgleich, Ihnen ist wahrscheinlich überhaupt niemand begegnet. Die Badegehilfin, Frau Brender, musste sich ja die Hand verbinden lassen. Ihr einziger Lapsus, Herr Dr. Walther, war, dass Sie sich zuerst in der Kabine geirrt und ausgerechnet Dr. Laubmann geweckt haben – unseren ‹Sonderermittler›.»
    Philipp wurde fast rot vor lauter Eitelkeit.
    Dr. Anselm Walther dachte nicht daran, sich auf die kriminalistischen Erörterungen näher einzulassen. «Ich verwahre mich entschieden gegen Ihre Beschuldigung! Sie müssen schlicht zur Kenntnis nehmen, dass ich an besagtem Freitagnachmittag von meinen Nachbarinnen in meiner Praxis gesehen worden bin.»
    «Damit», sagte Juliane Vogt zielsicher, «verhält es sich wie mit dem geplatzten Alibi Ihres Partners: Die Damen Sieglinde und Miriam Stettner haben von ihrem Garten aus nur einen Mann wahrgenommen, der hinter dem geschlossenen Fenster an seinem Schreibtisch saß; näherhin einen Mann in Ihrer Arztkleidung und mit Ihrem Toupet auf dem Kopf, das zu tragen für Herrn Weisinger bei seinen kurzen Haaren problemlos möglich war. Er hat nämlich für den Freitagnachmittag kein Alibi.» Der Genannte reagierte nicht.
    Glaser übernahm: «Herr Weisinger hat Ihr Ersatz-Toupet aus der Praxis benutzt. Das Toupet, das Sie üblicherweise verwenden, hatten Sie in Bad Kissingen bei sich, um sich auf der Rückfahrt wieder in den Arzt Dr. Walther verwandeln zu können. Und demzufolge hat Ihr Partner auch die Haustür nicht geöffnet, als Miriam Stettner ihren Kuchen vorbeigebracht hat. Sie hätte erkannt, dass er nicht ihr Nachbar ist.»
    «Sie beide haben jeweils den Mord des anderen gedeckt», bemerkte die Oberkommissarin. «Doch dabei haben Sie übersehen, sich selbst ein Alibi zu besorgen.»
    «Meine Rede!», tönte Philipp Laubmann, und Juliane Vogt ließ ihn gewähren.
    «Sie haben keine Beweise. Sie schon gar nicht!», herrschte Walther den Theologen Laubmann an.
    Der wurde von heiligem Zorn erfasst: «Sie denken, der Erkennungsdienst hätte bei Ihnen keine Spuren gefunden, die auf den Mord hinweisen, weil sich der falsche Bart, die getönte Brille oder die Arzthandschuhe so leicht entsorgen ließen? Ein Irrtum! Bei der Durchsuchung Ihrer Praxis und Ihrer Wohnung wurden weiße Arztschuhe sichergestellt.
    Ja, Sie haben
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