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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Verdächtigungen ausgestanden waren. Sie gab sich derzeit keine große Mühe, ihre Liaison mit dem Badearzt Dr. Rüdiger Pabst zu festigen. Er war ihr zu sehr auf seinen Vorteil bedacht.
    Die beiden Seniorinnen des Instituts, Kunigunda Mayer und Dorothea Förnberg, waren doch ein wenig mitgenommen von all den Vorkommnissen. Die säuberlich gebügelten Falten ihrer Hauben bildeten einen krassen Kontrast zu den Alters- und Sorgenfalten in ihren Gesichtern.
    Ihnen gegenüber saßen der Geistliche Rat Kautler, der Prälat Glöcklein und Monsignore Herold. Die Seniorinnen lauschten ehrfürchtig ihren geheiligten Worten. Albert Glöcklein, der seinen schwarzen Mantel und seinen schwarzen Hut auf einem freien Stuhl abgelegt hatte, war sich langsam sicher, dass sein Bischof nichts von seinem Spielbankbesuch erfahren würde. An die drei Priester schlossen sich Mitglieder des Pfarrgemeinderats und des Kirchenchors von Alt-Sankt-Anna an. Sie hatten ihrem Mesner Reinhold Müller im Gottesdienst und bei der Beerdigung die letzte Ehre erwiesen. Franz Schaffer, dessen schwarzer Anzug schon bessere Tage gesehen hatte, aß trockenen Kuchen.
    Rose Laubmann, Anton Müller und Otto Trautmann, alle schwarz gekleidet, hatten sich vorwiegend als Bamberger Geschäftsleute zusammengefunden. Philipps Mutter hatte den Mesner flüchtig gekannt, ging immerfort gerne zu Gottesdiensten oder Beerdigungen und hatte am Nachmittag nichts weiter vorgehabt.
    Eng bei Anton Müller saß seine Lebensgefährtin aus dem Elsass, Juliette Philippe. Eine zierliche Schönheit in seinem Alter, mit braunen Augen und braunem Teint. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und zog sie immer wieder an sich. Juliette hatte ihn von der Untersuchungshaft abgeholt und für eine Woche Urlaub genommen. Laubmann hegte ihres wohlklingenden Nachnamens wegen sofort eine große freundschaftliche Zuneigung zu ihr.
    Hauptkommissar Glaser hatte Anton Müller das Ergebnis der DNA-Analyse mitgeteilt, durch die bewiesen wurde, dass Anton der Sohn von Margarete und Reinhold Müller war. Außerdem waren ihm von Kommissar Lürmann die Briefe seiner Eltern, die Otto Trautmann in Verwahrung gehalten hatte, ausgehändigt worden. Man war ihm der erlittenen Untersuchungshaft wegen etwas schuldig gewesen.
    Am gestrigen Tag hatten Monsignore Siegbert Herold und der Antiquar Anton Müller sogar einvernehmlich beschlossen, den Diebstahl der Edelsteine durch den Mesner Reinhold Müller auf sich beruhen zu lassen. Man wollte weder den Mesner noch die Pfarrei nachträglich in Misskredit bringen. Den Erlös aus den bereits verkauften Steinen sollte der Sohn erben, ohne dass die Pfarrei das Geld von ihm zurückfordern würde. Anton Müller versprach im Gegenzug, für die Beerdigungskosten und die Kosten des väterlichen Grabes einzustehen. Franz Schaffer würde das Grab pflegen.
    Die anderen im Sakrarium entdeckten Edelsteinen sollten gleichfalls verkauft werden. Der dabei erzielte Gewinn sollte für Bedürftige der Pfarrei sowie für die Renovierung der Kirche benutzt werden. Zudem wollte man die alte Stola, von der die Edelsteine stammten, einer Restaurierungswerkstatt übergeben. An den Stellen, wo sich die Edelsteine befunden hatten, würden Glasimitate eingesetzt werden, die auch in der Barockzeit üblich waren.
    Zum Schluss hin unterhielt sich Philipp Laubmann, abseits vom Trubel, noch einmal mit Gabriela Schauberg. Er berichtete ihr, dass er Elisabeth Werner einen recht gefühlsbetonten und handschriftlich verfassten Brief geschickt habe. Darüber hinaus habe er für Elisabeth, zur Versöhnung und in Anbetracht ihrer neuen Aufgabe am «Spix-und-Martius-Institut», ein einstündiges Hörbild des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1989 über Spix und Martius und die Entdeckung des Amazonas beigelegt. Dieses Hörbild habe er, da er es nur auf Tonkassette besitze, von einer studentischen Hilfskraft eigens für sie auf eine CD brennen lassen.
    «Vielleicht helfen die von mir entfachten Kerzen in der Elisabethenkirche wenigstens nachträglich», hoffte Laubmann.
    Gabriela Schauberg freute sich für ihn. «Aber ich habe auch eine gute Nachricht: Wir haben im Säkularinstitut nämlich entschieden, unser Schloss und unseren Landbesitz nicht zu veräußern; auch nicht das Teufelsloch, obwohl sich sein Wasser als wahres ‹Teufelswasser› erwiesen hat.»
    «Den Begriff hat Frau Brender auch mal verwendet», murmelte Laubmann; «allerdings auf das unglückselige Moorwasser bezogen.»
    Der Handel mit dem
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