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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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reagierte scharf: «Nicht alle Frauen sind so schwach, wie Sie die Frauen gerne hätten! Bei weitem nicht!»
    Glaser griff beschwichtigend ein und erklärte der Leiterin: «Unser Vorgehen wird viel von Routine bestimmt. Wir dürfen am Anfang unserer Ermittlungen niemanden willkürlich ausschließen, sondern sind verpflichtet, mehr oder weniger alle beteiligten Personen als Verdächtige zu betrachten.»
    ***
    Sie waren die Staatsanwältin losgeworden. Sollte sie ruhig Karriere machen. Glaser und Lürmann hatten unter der Führung von Gertrud Steinhag das Schloss durch den rückwärtigen Eingang betreten und schritten durch einen der Korridore des meist nur notdürftig renovierten Gebäudes. Die Stille des Hauses überraschte die Kommissare und ließ sie schweigsam werden. Auf der rechten Seite unterbrachen in regelmäßigen Abständen historische Türen aus massivem dunklem Holz, die zu diversen Räumlichkeiten führten, die kürzlich gestrichene weiße Wand. Die Leiterin würde wissen, zu welchen Räumlichkeiten; aber Glaser wollte nicht fragen.
    Auf der linken Seite waren in geringen Abständen bis zum abgetretenen Steinfußboden reichende Bogenfenster eingefügt, die den Blick auf einen gepflegten, mit sauber beschnittenen Hecken und Blumenrabatten bestückten Innenhof ermöglichten. Die Mauern zwischen diesen Fenstern waren so verengt worden, dass sie fast den Charakter von Säulen annahmen und den Eindruck eines Kreuzgangs vermittelten. Das war in allen drei U-förmig zueinander erbauten Gebäudeflügeln so. An der Rückseite war der Innenhof freilich nicht zum Schlosspark hin offen, sondern durch eine hohe Mauer von ihm abgetrennt.
    ‹Die vielen Glasflächen möchte ich nicht reinigen müssen›, sinnierte Lürmann, der seinen Schirm mittlerweile in einer Außentasche seines Mantels verstaut hatte.
    Außen am Schloss, wo die beiden Seitenflügel auf den querstehenden Hauptflügel trafen, waren Ecktürme angebracht, denen man sich im Inneren von den Hauptgängen aus nur durch schmale Seitengänge annähern konnte.
    «Die Räume in den Ecktürmen sind beliebte Gästezimmer», bemerkte Gertrud Steinhag en passant.
    Über eine wenig repräsentative Treppe, an der einfache Schilder beispielsweise auf die Bibliothek oder die Schlosskapelle hinwiesen, gelangte die Gruppe zum Büro der Leiterin im ersten Stock des Hauptgebäudes. Sie hatten das Büro noch nicht betreten, als ihnen einer der Kriminaltechniker entgegenkam, der – vorschriftsmäßig mit Overall und Handschuhen bekleidet – das Zimmer der Toten durchsucht hatte. Er übergab Kommissar Glaser ein flaches, heftförmiges schwarzes Buch ohne Aufschrift, das sich in einer verschlossenen Plastikhülle der Spurensicherung befand. Das sei das Tagebuch der Verstorbenen, erläuterte er, das er in ihrem Bücherregal entdeckt habe.
    «Ist so was denn erlaubt, dass Sie das Zimmer einer Toten durchsuchen und ihr Tagebuch beschlagnahmen?», erkundigte sich Gertrud Steinhag, nachdem sie mit den Kommissaren in ihrem Büro allein war. «Ein Tagebuch ist doch etwas sehr Persönliches.»
    «Wir müssen Beweismittel sicherstellen, wenn sie uns mögliche Aufschlüsse über die Tatumstände liefern können. Und das ist bei einem Tagebuch durchaus zu erwarten.» Glaser ließ nicht mit sich handeln. «Mit der Staatsanwaltschaft und dem Ermittlungsrichter ist das bereits abgesprochen.»
    «Wir werden das Zimmer der Toten vorläufig auch versiegeln», ergänzte Kommissar Lürmann.
    Die Leiterin wirkte erstaunt, als hätte sie solch amtliche Eingriffe in ihr Institut nicht erwartet. Sie trat hinter ihren Schreibtisch und zog aus dem Briefständer einen Zettel mit der Adresse eines Kurhotels. Der Aufenthaltsort Gabriela Schaubergs in Bad Kissingen. Gertrud Steinhag übertrug die Anschrift akkurat auf eine Karteikarte, die Lürmann anschließend in seiner Brieftasche verwahrte.
    Der Schreibtisch war ein bescheidener furnierter Tisch mit zwei breiten Schubladen nebeneinander. Der altersschwache schlichte Holzstuhl versprach nicht viel Bequemlichkeit. In den offenen Regalschränken standen die säuberlich beschrifteten Akten zur Institutsverwaltung sowie etliche Karteikästen. An den Wänden hingen ein Missionskalender und ein Holzkreuz, hinter dessen Korpus ein frischer Palmzweig gesteckt war.
    «Welche Angestellten haben Sie hier im Haus?», fragte Ernst Lürmann.
    «Nur unseren Gärtner, Herrn Kornfeld, der auch Hausmeistertätigkeiten erledigt», antwortete Gertrud Steinhag. Und
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