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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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vorsorglich fügte sie hinzu: «Er wohnt aber in der Stadt, ganz in der Nähe, und ist gestern am späten Nachmittag, als er Dienstschluss hatte, wie üblich mit seinem Fahrrad weggefahren. Ansonsten kommen dreimal in der Woche zwei Aushilfen zum Putzen unseres großen Hauses sowie hin und wieder, bei größeren Veranstaltungen, zwei Aushilfen für die Küche. In der Regel kochen wir jedoch selbst.»
    Glaser, als Leiter der kriminalpolizeilichen Ermittlungen, gab Lürmann eine Anweisung: «Vielleicht können Sie nachher noch mit Herrn Kornfeld sprechen; und wir benötigen auch seine Fingerabdrücke und die des übrigen Personals.»
    Lürmann notierte es sich.
    «Ach ja», fuhr Glaser übergenau fort, «falls der Erkennungsdienst Fahrradspuren in Tatortnähe oder auf dem Feldweg hinter dem Zaun findet, soll er sie mit Herrn Kornfelds Fahrradreifen vergleichen.»
    «Er wird die Leiche wohl kaum mit dem Fahrrad transportiert haben», raunte Lürmann für sich.
    Nach einer kleinen Pause, um seinem Kollegen Zeit für seine Notizen zu lassen, wandte sich Glaser an die Zeugin: «Wenn wir schon dabei sind, Frau Steinhag, hatte Margarete Müller Angehörige?»
    «Ja, Anton, ihren Sohn, Anton Müller; er besitzt ein Antiquariat in Bamberg. Und einen Zwillingsbruder, Reinhold Müller; er ist Mesner in der Bamberger Pfarrei Alt-SanktAnna.»
    Lürmann spitzte die Ohren. «Hätte Margarete Müller gestern Abend, also exakt am Mittwoch, dem 11. April, nicht mit einem der beiden heimlich im Park verabredet sein können?»
    «Wozu heimlich? Beide sind uns allen bekannt. Und ich glaube nun wirklich nicht, dass einer von ihnen Margarete getötet hat. Eine solche Vermutung wäre widersinnig.»
    «Mord kommt in den besten Familien vor.»
    Dietmar Glaser griff wiederum ein. «Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns von den Angehörigen ebenfalls die Adressen heraussuchen würden. Wir müssen sie über den Todesfall in Kenntnis setzen und ihnen baldmöglichst einige Fragen stellen.»
    Gertrud Steinhag ging zu einem der Regalschränke, öffnete einen der hölzernen Karteikästen und entnahm ihm ein Adressverzeichnis, das sie an Kommissar Lürmann zum Abschreiben der gesuchten Anschriften weiterreichte.
    «Das ist zum Teil bereits geschehen», gestand sie. «Ich habe Margaretes Sohn heute Morgen telefonisch informiert, unter seiner Privatnummer. Er hatte zwar nicht viel Kontakt zu seiner Mutter, aber ich hielt eine persönliche Mitteilung für angebracht.»
    Glaser erschien das übereifrig, denn das gehörte zu seinen Aufgaben.
    «Bei Ihrem Bruder», fuhr die Steinhag fort, «hat sich nur der Anrufbeantworter gemeldet. Wie ich aus der Ansage erfahren habe, weilt er, wie unsere Gabriela auch, seit Ostermontag, also seit drei Tagen, zur Kur in Bad Kissingen.»
    «War das abgesprochen zwischen den beiden?»
    «Nicht dass ich wüsste. Ich denke, das ist reiner Zufall. Anscheinend sind die Tage nach Ostern eine überaus günstige Zeit für Kuren; ein Neubeginn für den Glauben aus dem Geist des Osterfests und zugleich ein Neubeginn für den Körper, eine Genesung, wozu genauso das vorösterliche Fasten zählt.»
    Ernst Lürmann, der es wieder einmal zu genau nahm, holte sein Handy hervor, das er lieber weniger neumodisch «Mobiltelefon» nannte, und wählte die auf der Adressliste verzeichnete private Nummer des Zwillingsbruders.
    Glaser befragte die Leiterin unterdessen weiter: «Können Sie uns sonst etwas über Margarete Müller erzählen, über ihr Leben?»
    Gertrud Steinhags Blick wurde traurig. «Margarete hat es nicht leicht gehabt. Anton war ein uneheliches Kind. Das war Anfang der 60er-Jahre für eine Frau ein ziemlicher gesellschaftlicher Makel. Sie hatte keinen Kontakt zum Vater des Kindes und hat ihren Sohn alleine aufgezogen. Damals hat sie halbtags als Sekretärin in einem Maschinenbaubetrieb gearbeitet, später dann ganztags.»
    «War sie nicht hier bei Ihnen im Säkularinstitut?»
    «Sie ist bei uns erst eingetreten, als ihr Sohn erwachsen war. Sie hat sich sehr bewusst für unser Institut ‹Christen in der Welt› entschieden. Und sie hat sich bewusst dienend um die Verwaltung und um praktische Arbeiten gekümmert. Darüber hinaus hat Margarete außerhalb unseres Hauses immer wieder Bibelkreise geleitet.»
    «Wenn ich unterbrechen darf …» Lürmann war mit dem Abhören des Anrufbeantworters fertig. Eine legale Abhörpraxis. «Ich kann Ihre Angaben bestätigen, Frau Steinhag. Reinhold Müller, der Bruder und Mesner der
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