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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Getöteten … der Zwillingsbruder der Getöteten und Mesner, teilt in seiner Ansage mit, dass er sich vom 9. bis zum 28. April – das sind drei Wochen – zu Kurzwecken in Bad Kissingen aufhält und bei Bedarf in der Kurklinik seiner Krankenkasse zu erreichen ist. Die Telefonnummer der Klinik hab ich bereits eingetragen.» Selbstzufrieden klopfte er mit der Spitze seines Stiftes auf sein Notizbuch.
    «Genau das hat mir der Anrufbeantworter auch mitgeteilt.» Das klang so arglos, als wäre Gertrud Steinhag mit der Kommunikationstechnik nicht sonderlich vertraut. Im Büro waren bloß ein unkompliziertes Telefon und eine mechanische Schreibmaschine zu sehen. Für die Benutzung des Computers, falls es im Institut überhaupt einen gab, war anscheinend jemand anderes zuständig. Und als hätte sie die hochmütigen Gedanken der Herren gespürt, fügte die Leiterin des Säkularinstituts rasch hinzu: «Das Moderne war die Domäne unserer Margarete.»
    Um eine unpassende Antwort seines Kollegen zu verhindern, erkundigte sich Glaser nach den inhaltlichen Grundlagen des Säkularinstituts, obwohl er eigentlich zum Ende der Befragung kommen wollte. «Ich kann offengestanden mit dem Begriff nichts anfangen. Handelt es sich dabei um eine klösterliche Gemeinschaft oder um etwas Außerkirchliches?»
    «Weder um etwas Klösterliches noch um etwas Außerkirchliches, denn Säkularinstitute wollen gelebtes Christentum inmitten der Welt sein. Aber schön, dass Sie sich dafür interessieren.» Gertrud Steinhag blühte geradezu auf. Das war ihr Thema. «Säkularinstitute sind Weltgemeinschaften, weil ihre Mitglieder in der Welt leben und durch ihr weltzugewandtes Leben christliche Werte vermitteln. Daher unser Name ‹Christen in der Welt›. Säkularinstitute sind also Zusammenschlüsse von Laien, Frauen oder Männern, deren Spiritualität nach außen gerichtet und dynamisch ist, während bei den Ordensgemeinschaften die Spiritualität eher nach innen gerichtet bleibt. Sie bauen mehr auf eine klösterliche Konstanz sowie eine feste Gemeinschaftsstruktur.»
    «Wollen Sie damit sagen, dass nicht alle Ihre Mitglieder im Schloss leben?»
    «Die meisten leben, anders als bei den Orden, außerhalb der Gemeinschaft – in der Stadt oder auf dem Land in eigenen Wohnungen – und üben die verschiedensten Berufe aus, sofern sie mit den christlichen Wertvorstellungen und unseren Gelübden in Einklang zu bringen sind. Ich selbst war nach meinem Eintritt in unser Institut als Schulleiterin tätig, bin aber vor einigen Jahren vorzeitig aus dem Schuldienst ausgeschieden, um meine Kraft voll und ganz den Aufgaben hier zu widmen, was durchaus unseren Gelübden entspricht.» Gertrud Steinhag sah die Kommissare verständnisheischend an.
    «Heißt das, die Mitglieder eines Säkularinstituts legen trotz ihrer Weltzugewandtheit Gelübde ab, wie das in Ordensgemeinschaften üblich ist? Wie nennt man das: die ‹Evangelischen Räte›?» Ernst Lürmann hatte bisweilen von Kirchlichkeit mehr Ahnung, als er nach außen hin eingestand.
    «Ja, wir geloben Keuschheit, Armut und Gehorsam. Wir haben jedoch keine festen klösterlichen Regeln oder Namenszusätze wie ‹Pater› oder ‹Schwester›; und Zentren wie dieses Schloss, das uns vor 23 Jahren geschenkt worden ist, dienen neben der Verwaltung vor allem der Stärkung der Zusammengehörigkeit und der Festigung des spirituellen Weges unseres Instituts oder als Rückzugsmöglichkeit, etwa wie in unserem Fall für die Seniorinnen unserer Gemeinschaft. Sie können hier nämlich mit Hilfe einiger jüngerer Mitglieder ihren Lebensabend verbringen. Agnes Zähringsdorf hat sich auf Bitten der Gemeinschaft sogar zur Altenpflegerin ausbilden lassen.»
    Lürmann war auf zusätzliche interne Informationen erpicht. «Wenn die Gemeinschaft aber kein Orden ist, weshalb tragen die Frauen dann eine Ordenstracht?»
    «Manche Säkularinstitute sind ordensferner, manche ordensähnlicher. Wir haben uns bewusst für eine Tracht entschieden – die wir allerdings nur hier im Hause tragen –, um somit die Gleichheit der Mitglieder zu bekunden. Keines soll das andere überragen.»
    «Und wann wurde das Säkularinstitut ‹Christen in der Welt› gegründet?»
    «Vor knapp 60 Jahren; und diese Niederlassung, wie gesagt, vor 23 Jahren.»
    «Seit wann gibt es generell solche Gemeinschaften?»
    «Diese Fragen bringen uns nicht weiter, Herr Kollege!», warf Glaser ein.
    «Das kann man nie wissen», versuchte Gertrud Steinhag ihn zu
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