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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad
Autoren: J. T. Ellison
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dass sie sich daran gewöhnen könnte, in der Gulfstream zu fliegen.
    Die Flugbegleiterin öffnete die Tür und verabschiedete sich von ihrem einzigen Passagier. Taylor war sehr froh, dass der Flug vorüber war; die Frau war so nervös gewesen wie ein Hirsch auf einer ungeschützten Lichtung und hatte sie die ganze Zeit unter ihren beinahe wimpernlosen Lidern heraus mit blassem Blick gemustert.
    Sie ging die Treppe hinunter und war überrascht, kleine Schneeflocken zu sehen, die vom Himmel zur Erde segelten und sich bereits auf ihrem Kopf sammelten. Sie schüttelte ihre Haare aus und band sie zu einem Pferdeschwanz.
    Baldwin erwartete sie. Seine dunkelgrünen Augen leuchteten auf, als er sie näherkommen sah. Er hatte sich, seitdem er sie Montagfrüh verlassen hatte, nicht mehr rasiert und sah aus, als sei er ein Model in einer Werbung für einen Rasierapparat. Sofort verspürte sie das sehnsüchtige Ziehen in ihrem Magen, und die unbändige Freude, ihn wiederzusehen, zauberte ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. Er erwiderte das Lächeln, packte Taylor um die Taille und küsste sie innig. Als sie wieder nach Luft schnappten, sprachen sie beide gleichzeitig.
    „War der Flug okay?“
    „Ist Fitz hier?“
    Sie lachten, und Taylor sagte: „Du zuerst.“
    „Nein, er ist nicht hier. Die Agents vom North Carolina State Bureau of Investigation haben ihn. Sie sind noch beim Debriefing. Heute Nachmittag soll er operiert werden. Dazu wird er ins Duke geflogen, wo bereits ein Spezialist auf ihn wartet.“
    „Wir haben in Nashville auch Spezialisten. Warum können wir ihn nicht nach Hause bringen?“
    „Weil das North Carolina SBI ihn im Moment in ihrem Zuständigkeitsbereich behalten will. Es sind drei Bezirksstellen involviert. Das hier ist für sie ein großer Fall. Sie wollen ständigen Zugriff auf Fitz haben. Du kennst das doch. Außerdem ist dieser Arzt im Duke einer der Besten. Sie werden seine Augenhöhle säubern und einen Ring einsetzen, damit seine Augenmuskeln nicht kollabieren. Dann verlegen sie ihn für den Rest seiner Rekonvaleszenz ins Vanderbilt. Ich habe Fitz kurz gesehen. Ich weiß, er wird sich unbändig freuen, dich zu sehen.“
    Zu sehen . Die Worte trafen sie genau ins Herz. „Sein armes Auge. Hat er große Schmerzen?“
    „Er war stabil genug, um aus der Notaufnahme entlassen und zur Befragung aufs Polizeirevier gebracht zu werden. Ich bin mir sicher, er bekommt alles, was nötig ist. Er ist ein zäher alter Vogel. Alles wird gut. Sie haben gesagt, der Schaden könne behoben werden, und in ungefähr einem Monat bekommt er eine Prothese.“
    „Ich möchte mit ihm sprechen. Hören, ob er lieber nach Nashville möchte. Sie können ihn nicht wie einen Verdächtigen behandeln. Er sollte selber entscheiden dürfen.“
    Gemeinsam gingen sie auf das Terminal zu. Der Privatflughafen in Duck war winzig und konnte nur die kleinsten Jets und einmotorigen Flugzeuge aufnehmen.
    „Gibt es sonst etwas Neues?“, fragte Taylor.
    „Ehrlich gesagt ja. Der Hafenmeister hat Fitz’ Boot entdeckt. Es liegt seit ungefähr einer Woche hier in der Marina. Er ist vorbeigegangen, um die Miete zu kassieren, und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte, und hat die Polizei gerufen. Auf dem Boot war Blut, viel Blut. Die Polizei von Nags hat Susies Leiche im Bug des Bootes gefunden. Sie hatte mehrere Stichwunden.“
    Übelkeit stieg in Taylor hoch. Susie McDonald war das Beste, was Fitz seit Langem passiert war. Taylor hatte sie gemocht, Fitz hatte sie geliebt. Was für ein enormer Verlust für ihn.
    „Arme Susie. Weiß Fitz es schon?“
    „Dass sie tot ist, ja, aber keine Einzelheiten. Er war allerdings da, als sie starb, also hat er vermutlich eine gute Vorstellung davon, was ihr angetan wurde. Wenn man bedenkt, was er alles durchgemacht hat, ist er in erstaunlich guter Verfassung. Es ist zum Glück nicht lebensbedrohlich, ein Auge zu verlieren. Höllisch schmerzhaft, ja, aber ihm wird es wieder gut gehen. Ich wette, er wird dir alles genau erzählen.“
    „Gibt es in dem Jachthafen Kameras? Hat irgendwer jemanden das Boot verlassen sehen?“
    „Sie haben Kameras, aber bisher wurde noch nichts gefunden. Du darfst nicht vergessen, wir stecken noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Ich bin selber gerade erst hier angekommen.“
    Taylor schaute dem grazilen Tanz der Schneeflocken zu, die sich immer schneller am Boden sammelten. Laut Wetterbericht sollten es mindestens zehn Zentimeter Schnee werden. Das war für diese
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