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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad
Autoren: J. T. Ellison
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das Auge entfernt hatte. Sie betete, dass er dabei nicht bei Bewusstsein gewesen war. Galle stieg ihr hoch. Mit ihm zu sprechen, hatte sie kurzfristig aus ihrer Angst herausgerissen. Als er angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass er lebte und es ihm gut ging, hatte er keine Einzelheiten seiner Torturen erwähnt. Aber er hatte ihr eine Nachricht vom Pretender übermittelt, rätselhaft und herausfordernd.
    „Ich soll dir von ihm sagen: ‚Lass uns spielen.‘“
    Sie drehte sich erneut auf die Seite, schüttelte das Kissen auf und drückte ihren Kopf tief hinein. Es waren nicht nur die Schießerei und Fitz, die ihr durch den Kopf gingen.
    Lass uns spielen .
    Der Pretender war nicht sonderlich subtil gewesen. Es hatte Anrufe in ihrem Haus gegeben. Die Kugel und die Notiz, die in ihrem Briefkasten hinterlassen worden waren, als sie außer Landes gewesen war, um einen anderen Verrückten zu jagen – es gab immer einen weiteren Verrückten da draußen, der nur darauf wartete, gefasst zu werden … Das alles durchdringende Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Das lange Schweigen von Fitz, sein Wiederauftauchen, war die echte Nachricht. Siehst du, welche Macht ich habe, Taylor? Ich kann an die, die dir am nächsten stehen, jederzeit rankommen, wann immer ich will .
    Der Pretender würde sich nicht mehr damit zufriedengeben, nur ihre Freunde zu verletzen.
    Lass uns spielen .
    Sie wünschte, Baldwin wäre daheim. Seine erzwungene Rückkehr nach Quantico bedeutete, dass er die letzten zwei Tage nicht da gewesen war. Sie hatte nicht geahnt, wie sehr sie ihn brauchte, wie sehr sie sich auf seine Logik und seinen Trost verließ. Erst jetzt, wo er weg war, wurde ihr das bewusst. Sie war mit einer der größten Herausforderungen ihres Lebens konfrontiert worden und hatte sie mehr oder weniger gut gemeistert, aber sie sehnte sich danach, ihn bei sich zu haben. Ein kurzer Glücksfunken blitzte in ihr auf. Wenn die Disziplinaranhörung sich nicht verzögerte, würde sie ihn morgen sehen. Falls morgen jemals käme.
    Die Uhr zeigte „0:17“.
    Mit einem tiefen Seufzer stand sie auf. Sie zog ihre schwarze Yogahose an und steckte die Glock .40 hinten ins Bündchen. Die Waffe war schwer und dehnte das Gummiband, also zog Taylor die Hose fester zu. So war es besser.
    Ihr geliebter Billardtisch stand nur den Flur hinunter. Sobald sie in dem Extrazimmer angekommen war, knipste sie eine Tischlampe an, deren grüner Schirm einen ätherischen Schimmer über die Schatten warf. Sie schaltete auch den Fernseher ein. Auf Fox News lief gerade eine ihrer Lieblingssendungen. Red Eye schaffte es immer wieder, sie zu unterhalten; vor allem der Halbzeitreport mit Andy Levy gefiel ihr. Wenn sie heute Nacht schon nicht weinen konnte, vielleicht würde sie dann lachen können.
    Sie nahm die Abdeckung vom Tisch und ließ sich Zeit, ihren Queue einzukreiden. Dabei hörte sie mit einem Ohr dem Fernseher zu. Sie zielte, stieß zu, lochte die Kugeln ein und fing gleich wieder von vorne an.
    Die Eule machte ihr mehr zu schaffen als alles andere zuvor. Vielleicht glaubte sie jetzt doch den Erkenntnissen der Hexe. Ariadne hatte Taylor gesagt, dass sie bei dem Vorfall in der Schule keine andere Wahl gehabt hatte, als zu schießen; dass sie Leben gerettet, das Richtige getan hatte. Sie hatte Taylor erzählt, dass Fitz noch lebte, aber verletzt war. Dass Taylor und Baldwin untrennbar miteinander verbunden waren und sie sich auf ihn verlassen konnte und es sogar sollte. Ariadne hatte sich langsam in Taylors Leben gestohlen und sich in Baldwins Abwesenheit wie seine Stellvertreterin benommen, sodass Taylor mit ihren Sorgen nicht ganz alleine gewesen war. Und das war gut so, denn sie wurde das Gefühl nicht los, dass um sie herum alles zusammenbrach. Der Pretender war auf dem Weg zu ihr, und dieses Mal würde er sich nicht damit zufriedengeben, nachts ganz nah an ihr vorbeizugehen.
    Sie wusste nicht, warum er diesen speziellen Moment ausgesucht hatte, um zu handeln, um nach ihr zu greifen. Um die Wahrheit zu sagen, sie wusste noch nicht einmal, wieso er überhaupt auf sie gekommen war. Sirenen und Waffen und Schutz beiseite – er wollte sie aus einem bestimmten Grund.
    Lass uns spielen .
    Sie stieß erneut zu, die Kugeln rollten wild durcheinander, die weiße Kugel hüpfte vom Tisch herunter und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Sie beugte sich vor, um sie aufzuheben, und legte sie sanft wieder auf den grünen Filz.
    Bin ich für ihn bereit?
    Alles der Reihe
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