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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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wusste also, wer hinter dem Namen Circe Muirwood steckte. Ich war überrascht, aber nicht allzu sehr. Alle Wærwölfe, die bei Vollmond zu mir kamen, wussten darüber Bescheid. Wenn Lorrie Vivian all meine Geheimnisse verraten hatte, dann war das sicher eines der eher unwichtigeren. Ich ignorierte die Stichelei. »Haben Sie eine mündliche oder eine schriftliche Verwarnung bekommen? Wussten Sie, dass Lorrie in Gefahr war?«
    »Nein!« Vivian stampfte mit dem Fuß auf und ließ die Arme sinken, um dem Wort besonderen Nachdruck zu verleihen. Dann lehnte sie sich näher zu mir und flüsterte: »Genau deswegen muss er aufgehalten werden. Lorrie hat nichts gewusst. Sie hatte keine Chance! Und ihr Tod war kein Einzelfall. Zuerst hat der Rat denjenigen diskret eingesetzt, aber jetzt … « Sie warf einen verstohlenen Blick auf ein paar Leute, die uns entgegenkamen.
    »Mir scheint, als müssten Sie vor allem ein paar Leiterinnen anderer Hexenzirkel für sich gewinnen und dann mit ihrem Vorwurf vor den Rat treten. Das hört sich an, als müssten ›sie‹ aufgehalten werden, nicht ›er‹.«
    »Nein. Sie haben ihn nicht mehr unter Kontrolle. Er ist zu einem tollwütigen Wachhund geworden. Er tut, als wäre er allein für die Überwachung und Sicherheit verantwortlich, und wird aktiv, wann immer er es für nötig befindet. Er ist außer Kontrolle.«
    Die Passanten waren jetzt näher gekommen. Die Tatsache, dass Vivian sich von ihnen gestört fühlte, war für mich Grund genug, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. »Dann sollte der Rat denjenigen schnell kontrollieren«, sagte ich.
    »Aber das geht nicht!«
    »Warum nicht?«
    Vivian wartete, bis die Fußgänger uns passiert hatten, bevor sie antwortete. »Er weiß zu viel. Wenn sie ihn zurückzupfeifen versuchen, dann wird er sein Wissen gegen sie verwenden.«
    »Vielleicht sollte er genau das tun. Wenn es wirklich so schlimm steht, ist eine Restrukturierung vielleicht keine schlechte Lösung.«
    Vivian ballte ihre Hände zu Fäusten. »Sie haben doch keine Ahnung, was Sie da sagen. Wenn Sie in Ihrer Gemeinde aktiv wären, würde ich Ihre Meinung ernster nehmen, aber so … «
    »Woher wissen Sie das alles eigentlich?«, fragte ich. »Sie sind noch kein Ratsmitglied.«
    »Ich habe enge Freunde im Gremium.« Sie warf arrogant den Kopf zurück. »Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich den Ehrgeiz habe, in den Rat gewählt zu werden. In zwei Jahren ist es so weit, dann habe ich zehn Jahre im Dienst des Konvents gearbeitet und bin wählbar. Doch bis dahin kann er den Rat längst zugrunde gerichtet haben. Aber wenn ich dem Rat, wie ich bereits sagte, aus der Patsche helfe, bietet er mir vielleicht schon vorher einen Sitz an. Wenn der Mörder aus dem Weg geräumt ist, werden alle wieder zu den überlieferten Sitten zurückkehren müssen. Den altehrwürdigen Sitten. Der Mörder weiß, dass ich vorhabe, einiges zu ändern, deswegen hat er sich an Lorrie vergangen. Um mich aufzuhalten. Und deswegen bin ich der eigentliche Grund für ihren Tod.« Sie sah mich flehentlich an. »Wenn er so weitermacht und wir nicht zeigen, dass wir die Lage beherrschen, dann wird die Regierung unsere Vernichtung beschließen. Es ist die einzige Lösung.«
    »Es gibt immer eine Alternative.«
    »Etwa eine, mit der ein Killer unschädlich, Ihre Freundin gerächt, der Rat gerettet und die Regierung davon abgehalten werden kann, uns alle der Einfachheit halber zum Tode zu verurteilen? Nur her damit.«
    Ich wusste nichts zu erwidern.
    »Bereits unzählige Kinder hat er zu Waisen gemacht, Miss Alcmedi, und Beverley wird ganz bestimmt nicht das letzte gewesen sein. Auch sie könnte übrigens in Gefahr sein.« Vivian trat näher an mich heran. »Übernehmen Sie jetzt den Job oder nicht?«
    Mir drehte sich der Magen um. Mein Gaumen fühlte sich klebrig an, feuchter Schweiß überzog meinen Nacken und meine Handflächen.
    Schon einmal war ich eingeschritten, als es um das Leben von Lorrie gegangen war, hatte mich eingemischt, damit Beverley keine Waise wurde. Die Schuld, die ich danach fühlte, hatte sich leichter in dem Wissen ertragen lassen, dass Lorrie und Beverley in Sicherheit waren.
    Hatte ich mein Karma im Nachhinein umsonst verletzt?
    Wenn mir etwas an ihm lag, durfte ich die Seele von Lorrie nun nicht einfach so im Stich lassen, als hätte sie mir nie etwas bedeutet. Schließlich hatte ich für sie getötet. Aus Versehen, ja, aber trotzdem klebte an meinen Händen Blut. Wenn ich sie
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