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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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auch durchweg unwahren Public-Relations-Kampagne die Menschen davon, dass sie harmlos und deswegen als weniger gefährlich als die Wærwölfe einzuordnen seien, genau wie der Großteil der Hexen.
    Trotzdem würden mit der Änderung von nur ein, zwei Worten in gewissen Gesetzestexten wir alle in die Kategorie fallen, für die galt: »Schießen ohne Vorwarnung«. Die jeweiligen Organisationen gaben mittlerweile einen Großteil der Beiträge ihrer Mitglieder für politische Lobbyisten und Topanwälte aus, die genau das verhindern sollten.
    Der komplexe Kreislauf juristischer Logik war allerdings nur die menschliche Seite. Die Machenschaften des Rates hingegen waren unendlich komplizierter und undurchsichtiger, weshalb ich mich auch von ihnen fernhielt.
    »Nein«, sagte Vivian. »Wenn das amerikanische Justizwesen sich ebenfalls um den Mörder kümmert, werden einflussreiche Leute immer einen Weg finden, ihn freizubekommen. Wir wissen beide, dass die Idee allein schon ein Witz ist. Die Justiz wird einen großen Bogen um ihn machen. Wir stehen an einem Abgrund, Miss Alcmedi. Wenn wir nicht zeigen, dass wir als Hexen unsere Leute genauso im Griff haben wie der Rest der übernatürlichen Bevölkerung, dann werden wir sehr bald sehr viel Ärger bekommen.«
    Ich war der gleichen Meinung, hatte aber nicht vor, Vivian das wissen zu lassen.
    Vorsichtig sagte sie: »Der Mörder muss sofort gefasst und unschädlich gemacht werden.«
    »Und Sie wollen, dass ich ihn ›fasse und unschädlich mache‹?«
    »Ja.«
    »Gott und Göttin!«, rief ich aus und tat verdutzt. »Aber wie kommen Sie denn auf so eine Idee?«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind, Miss Alcmedi.«
    Am liebsten hätte ich ihr das selbstzufriedene Lächeln aus dem Gesicht geschlagen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Natürlich tun Sie das. Vielleicht wissen Sie als allein Praktizierende aber nicht, was auf spirituellen Reisen so alles ans Tageslicht kommen kann. Manchmal sind sie wie Hypnose, Therapie und Beichte in einem. Und Sie sind keine gute Lügnerin.«
    Ich starrte sie an. Meine Meditationen waren für mich sowohl Beichte als auch Therapie, gingen aber ausschließlich mich etwas an.
    »Ich weiß, was Sie mit Lorries Stalker gemacht haben. Tun Sie einfach das Gleiche noch einmal.« Sie zuckte die Achseln. »Dieser Typ hat es wirklich verdient. Er hat Lorrie nicht nur bedroht, er hat sie ermordet.«
    Ich konnte nicht glauben, was Vivian mir da vorschlug und dass sie überhaupt die Frechheit dazu besaß. »Für wen halten Sie sich eigentlich, dass Sie so etwas von mir verlangen? Sie sind keine Älteste, sondern nur eine Hohepriesterin in Cleveland.«
    »Eine Hohepriesterin mit Ambitionen, Miss Alcmedi. Und mit einem Plan. Der Rat kann mir wohl kaum einen Sitz verweigern, wenn ich ihm aus der Patsche helfe, oder?«
    Aber ich wollte mir ihr gegenüber noch immer keine Blöße geben. »Im Gegensatz zu dem, was Lorrie Ihnen vielleicht erzählt hat –«
    »Ich bezahle gut. Sagen wir … einhunderttausend?«
    Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Die Hexe Schrägstrich Coffeeshop-Managerin hatte hundert Riesen auf der hohen Kante? Was taten die denn hier in den Kaffee?
    Als sie die Summe erwähnte, war ich gleich etwas weniger beleidigt. Nana verfügte über sehr wenig Geld – im Grunde genommen gerade genug, um davon ihre Zigaretten und die Blutdrucktabletten zu kaufen. Ich hatte seit dem College ein eher unregelmäßiges Einkommen als freie Autorin. Nachdem ich ein paar gut bezahlte Magazin-Artikel und ein paar technische Texte verkauft und außerdem sehr sparsam gelebt hatte, war ich in der Lage gewesen, ein Haus auf zwanzig sehr ländlichen Morgen zu erwerben, das ich aber nur halten konnte, da die Bauern mein Land mieteten und meine kleine Kolumne mittlerweile in mehreren Zeitungen erschien. Bis letzte Woche waren es derer noch neun gewesen, die sich allerdings jetzt auf sechs reduziert hatten. Eine Verlagsgruppe war von einer anderen geschluckt worden, deren Eigentümer vor einem Jahrzehnt aufgrund eines Wærwolfangriffs Familienmitglieder verloren hatte und nicht die Absicht besaß, eine Kolumne zu drucken, die zum Ziel hatte, für die mit dem Virus Infizierten Mitgefühl zu wecken. Dass ich dadurch nun weniger Geld verdiente, wäre nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht auch noch für Nana sorgen müssen.
    Das Geld wäre ein willkommenes Finanzpolster – aber nein. Ich war weder ein Profikiller, noch wollte ich Vivian gegenüber etwas
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