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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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kannte, fuhr ich zum nächstgelegenen, griff mir die Decke und eine Flasche Wasser vom Rücksitz und ging zu einer Stelle, an der ich schon einmal meditiert hatte. Ich breitete die Decke aus, stellte mich erst in deren Mitte, setzte mich dann langsam und schloss die Augen. Die Bäume um mich herum wirkten beruhigend auf mich. Die Sonne wärmte trotz des kühlen Windes. Ich horchte auf das Knacken der Äste, das Fallen der Blätter. Reinigendes Atmen, ein, aus. Zentrieren und erden.
    Fokussiert auf die Musik der Grillen und den Gesang der Vögel drückte ich den Deckel der Wasserflasche auf und verspritzte mit einer schnellen Drehung des Handgelenks Wasser um mich herum.
    »Mutter, schließe diesen Kreis um mich,
    Probleme zu lösen, das gilt es für mich.«
    Die Meditation war mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich glitt so einfach in den Alpha-Zustand, als würde ich die Fernsehkanäle mit der Fernbedienung wechseln. Es fühlte sich an, als würde man in den Refrain eines Liedes einstimmen, das man seit seiner frühesten Kindheit kannte: Man holte tief Luft und sang einfach drauflos.
    Wenn ich meditierte, visualisierte ich einen alten Eschenhain nahe eines munteren, klaren Flusses, an dem mich meine Totemtiere und Geistführer besuchten. Eine Buckskin-Mustangstute tollte ausgelassen über die Wiesen, näherte sich aber nie. Ich kannte ihren Namen nicht und hatte auch keine Ahnung, warum sie sich mir zeigte. Ich nahm an, dass ich es erfahren würde, wenn ich bereit dazu war. So war es an diesem Ort, in meiner Meditation.
    Heute visualisierte ich, wie ich mich an den Fluss setzte und die Füße in das kristallklare Wasser tauchte. Ich reinigte meine Chakren und stellte mir vor, wie all meine Sorgen und Zweifel durch mich hindurch aus meinen Zehen hinein in das rauschende Wasser flossen.
    »Mutter, lenke jeden meiner Schritte,
    führe mich in allem, was ich tu,
    das ist meine Bitte.«
    Ein Schwarm Gänse flog schreiend über meinen Kopf hinweg. Ich wusste nicht, ob es sich dabei um ein echtes Geräusch handelte oder ob es meiner Meditation entstammte.
    »Dein Herz ist schwer.«
    In meiner Vorstellung drehte ich mich um und zog die Füße aus dem Wasser. Ein graubrauner Schakal, mein aktuelles Totemtier, stand einen Meter von mir entfernt. Sein Name war Amenemhab. Bevor er gekommen war, hatte eine Eidechse namens Shoko die Rolle innegehabt. Die Totemtiere wechselten immer dann, wenn ich alles von ihnen gelernt hatte, was sie mich lehren konnten. Amenemhab hatte sich mir vor ein paar Wochen vorgestellt. Als sich mein Totemtier änderte, wusste ich, dass sich auch mein Leben ändern würde. Ich konsultierte meine Tarotkarten, die bestätigten, dass eine Veränderung bevorstand, und mich warnten, dass sie etwas mit Nana zu tun haben würde. Damals hatte ich Dummerchen noch gedacht, sie würde sterben. Dabei war das Zusammenleben mit ihr jetzt beinahe genauso schlimm. »Ja. Mein Herz ist schwer.«
    Nachdem er erst flussaufwärts, dann flussabwärts geblickt hatte, setzte sich der Schakal neben mich. »Äußerlich wirkst du entspannt, aber innerlich tobt ein Sturm.«
    »Das ist wahr.« Stimmte man Totemtieren zu, so hielt das die Meditation im Fluss. Leugnungen ließen sie nicht durchgehen. Ich legte mich zurück in das weiche Gras und spürte, wie meine Füße in der warmen Luft trockneten.
    Der Schakal tat es mir gleich. Seinen Kopf legte er auf die Pfoten, seine Schnauze zeigte in meine Richtung. »Was macht dir Sorgen?«
    Ich erzählte ihm von dem Mord an Lorrie und von dem Treffen mit Vivian.
    »Was glaubst du, warum du dich dazu bereit erklärt hast?«
    »Ich habe einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Schon als Kind habe ich die jüngeren Kinder gegen die Schläger verteidigt und Kätzchen vor grausamen kleinen Jungs gerettet. Ein Schulpsychologe überzeugte mich schließlich davon, dass das Verhalten mit meiner Mutter zu tun hatte, die mich verlassen hatte. Ich fand die Erklärung logisch. Wann immer ich mich mit jemandem anlegte, meinte ich auf verrückte Weise eigentlich meine Mutter. Aber die Lebensangst, die man als Teenager fühlt, ist verflogen, und ich habe ihren Verrat überwunden.«
    Amenemhab bedachte mich mit einem zweifelnden Blick.
    »Ehrlich, ich bin drüber hinweg. Aber das Bedürfnis, begangenes Unrecht wiedergutzumachen, habe ich immer noch. Deshalb glaube ich, dass ich mit der Veranlagung geboren wurde.«
    »Unrecht wiedergutzumachen ist nichts Schlechtes«, sagte er.
    »Das weiß ich. Ich
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