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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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Fraglichen kannte. Deshalb war Kriminalität eher selten. Die wenigen Verbrechen wurden generell schnell und rigoros von Lady Proudmoores Soldaten bestraft.
    Trotzdem, Margoz war immer klein und schwach gewesen, und die Großen und Starken neigten dazu, die Kleinen und Schwachen zu quälen. Deshalb vermied es Margoz normalerweise, nachts allein herumzulaufen. Man wusste nie, welcher große und starke Kerl nur darauf lauerte zu zeigen, wie groß und stark er war, indem er einen Kleineren verprügelte. Oft schon war Margoz der Leidtragende gewesen. Er hatte schnell gelernt, dass es das Beste war zu tun, was man ihm sagte und diese Leute zufrieden zu stellen, wollte man Gewalt vermeiden.
    Aber heute Margoz spürte diese Angst nicht mehr. Oder jede andere Form von Angst. Denn jetzt hatte er einen Beschützer.
    Zugegeben, auch diesmal musste er nach der Pfeife eines anderen tanzen. Aber dieses Mal waren der Lohn dafür Macht und Reichtum. Früher war die Belohnung gewesen, nicht verprügelt zu werden. Vielleicht tauschte er nur eine Angst gegen eine andere ein. Aber Margoz fand, dass sich die neue deutlich mehr auszahlte.
    Vom Hafen wehte eine salzige Brise heran. Margoz atmete tief ein, der Geruch erfrischte ihn. Er hatte zumindest teilweise die Wahrheit im Demonsbane gesagt; er war Fischer, auch wenn er niemals ein wirklich guter gewesen war. Aber anders als behauptet hatte er nicht gegen die Brennende Legion gekämpft. Er kam hier erst an, nachdem diese schon geschlagen war. In dieser Stadt erhoffte er sich mehr Möglichkeiten als in Kul Tiras.
    Es war nicht sein Fehler, dass seine Netze minderwertig gewesen waren. Bessere konnte er sich nicht leisten. Aber das musste man mal den Aufsehern bei den Docks erzählen und zusehen, was einem das einbrachte.
    Er hatte sich meist Prügel eingehandelt.
    Deshalb war er nach Kalimdor gegangen und dem Strom von Menschen gefolgt, die darauf hofften, den Leuten von Lady Proudmoore ihre Dienste anbieten zu können. Aber Margoz war nicht der einzige Fischer gewesen, der seine Dienste offeriert hatte, noch war er auch nur annähernd einer der fähigsten. Bevor er seinen Beschützer traf, war Margoz praktisch pleite gewesen. Sein Fang reichte nicht mal aus, um sich selbst zu ernähren, ganz zu schweigen davon, dass er etwas hätte verkaufen können. Und er überlegte ernsthaft, sich einfach den Anker seines Bootes zu schnappen und mit ihm über Bord zu springen. Um sich von allem Elend zu befreien.
    Aber dann war der Beschützer aufgetaucht, und alles wurde besser.
    Margoz bekam bald eine bescheidene Wohnung. Sein Beschützer hatte ihm verboten, in etwas Besseres umzuziehen. Obwohl er ihn darum gebeten hatte - der Beschützer nannte es Betteln und ungehörig - wegen der schlechten Durchlüftung, dem ärmlichen Mobiliar und den Ratten. Aber der Beschützer hatte ihm versichert, dass ein plötzlicher Wohlstand zu große Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hätte. Denn bislang war er unbeachtet geblieben.
    Bis heute Abend, als er den Befehl erhalten hatte, ins Demonsbane zu gehen und gegen die Orks Stimmung zu machen. Früher hätte er es niemals gewagt, auch nur einen Fuß an solch einen Ort zu setzen. Der Typ Mensch, der ihn gern verprügelte, pflegte sich in solchen Tavernen in großer Zahl zu versammeln, weshalb Margoz es vorzog, diese Lokale zu meiden.
    Oder besser: Er hatte es vorgezogen, sie zu meiden.
    Er betrat seine Kammer. Ein Bett, dessen Matratze dünner war als eine Scheibe Brot; eine Decke aus Sackleinen, die so stark kratzte, dass man sie nur benutzte, wenn der Winter besonders hart war und es sich nicht vermeiden ließ; eine Lampe und sonst herzlich wenig mehr. Eine Ratte huschte durch den Raum und verschwand in einem der zahlreichen Risse in der Wand.
    Er seufzte, weil er wusste, was als Nächstes getan werden musste. Abgesehen davon, dass er nicht in ein besseres Quartier umziehen durfte, hasste Margoz am Abkommen mit dem Beschützer am meisten den Geruch, den der verströmte. Es war irgendein Nebeneffekt der Magie, die er verwendete. Aber was auch der Grund sein mochte, es störte Margoz. Trotzdem war es die Sache wert, schon wegen der Macht. Und der Freiheit durch die Straßen zu gehen und im Demonsbane zu trinken, ohne Angst vor körperlicher Gewalt haben zu müssen.
    Er schob seine Hand unter den Kragen und griff unter sein Hemd. Margoz zog eine Kette hervor, an der ein Silberanhänger hing, die Darstellung eines in Flammen stehenden Schwertes. Er umklammert ihn so fest,
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