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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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konnte niemand hinter die Theke blicken, folglich gab es keinen Grund, dort zu putzen.
    Einer der von Erik erwähnten Stammgäste, ein Soldat, der am liebsten Eberschnaps trank, wandte sich zu dem Fremden um. „Macht es Euch etwas aus, mir zu verraten, was Ihr gegen das Ork-Gesöff einzuwenden habt? Ich habe nie etwas Besseres die Kehle runterrinnen lassen!”
    Der Fremde blickte fast mitleidig, während Erik eine Glasflasche aus dem Regal angelte und etwas von ihrem Inhalt in einen leidlich sauberen Becher füllte.
    „Ich habe gar nichts gegen das Gesöff von Orks, guter Mann - nur die Orks selbst, die mag ich nicht.” Der Fremde streckte seine Hand aus. „Ich heiße übrigens Margoz. Ich bin Fischer und alles andere als glücklich darüber, wie leer meine Netze in letzter Zeit bleiben.”
    Der Soldat ignorierte die ihm dargebotene Hand und erwiderte, ohne sich selbst vorzustellen: „Das sagt für mich nur, dass Ihr kein wirklich guter Fischer seid.”
    Margoz senkte die Hand wieder, als ihm klar wurde, dass der Soldat ihn nicht sonderlich mochte. Stattdessen nahm er seinen Becher auf und brummte: „Ich bin ein guter Fischer, Sir. Ich stamme ursprünglich aus Kul Tiras - doch die Umstände zwangen mich, von dort fortzugehen.”
    Neben Margoz saß ein Händler, der an seinem Bier nippte. „Die Umstände, hm. Richtig, wurdest sicher eingezogen, um deinen hübschen Kopf gegen die Brennende Legion hinzuhalten, was?”
    Margoz nickte düster und fuhr sich mit der Hand über den Nacken „Wie so viele andere auch, ja. Ich habe versucht, mir hier in Theramore ein neues Leben aufzubauen. Aber wie könnte ich das wohl bei all den verdammten Grünhäuten, die die guten Fischgründe ganz für sich allein beanspruchen?”
    Erik ertappte sich dabei, wie er zustimmend nickte. Zumindest einem Teil von Margoz’ Argumentation konnte er nur beipflichten. Er selbst war erst nach Theramore gekommen, als die Brennende Legion bereits geschlagen war. Nicht, um zu kämpfen - die Kämpfe waren bereits vorbei gewesen -, sondern um sein Erbe anzutreten. Eriks Bruder Olaf war gegen die Legion marschiert und gefallen. Er hatte Erik genug Geld hinterlassen, um diese Taverne zu eröffnen - was eigentlich Olafs eigener Traum für die Zeit nach dem Militärdienst gewesen war. Außer einem hübschen Sümmchen hatte Olaf ihm auch noch die hässliche knöcherne Fratze eines Dämons vererbt, den der Bruder eigenhändig im Kampf besiegt hatte.
    Erik hatte eigentlich keine besondere Lust gehabt, eine Taverne zu betreiben. Aber eigentlich hatte er auch nie zu etwas anderem besondere Lust gehabt. Deshalb eröffnete er das Demonsbane in Gedenken an seinen Bruder. Er setzte völlig zu Recht darauf, dass die Bürger von Theramore einen Ort mit einem Namen schätzen würden, der die Vertreibung der Dämonen symbolisierte. Letztlich hatte das ja zur Gründung ihres Stadtstaates geführt.
    „Das sehe ich anders”, brummte der Soldat und spielte mit seinem Becher. „Ihr habt selbst im Krieg gekämpft, Fischer. Ihr wisst also, was die Orks für uns getan haben.”
    „Was sie für uns getan haben, bereitet mir auch keinerlei Bauchgrimmen, guter Mann”, sagte Margoz, „aber es stinkt mir ganz gewaltig, was sie uns derzeit zumuten.”
    „Sie kriegen von allem nur das Beste”, bestätigte ein Schiffskapitän an einem der Tische hinter dem Soldaten. „Oben bei Ratchet bevorzugen die Gnome die Orks immer bei Reparaturen oder der Vergabe von Landeplätzen. Letzten Monat musste ich einen halben Tag warten, bevor sie mich mit meinem Kahn andocken ließen. Aber so ein Ork-Boot kam zwei Stunden nach mir an und durfte sofort anlegen.”
    Der Soldat drehte sich um, fixierte den Kapitän scharf und schnarrte: „Dann fahrt doch woanders hin als nach Ratchet.”
    „Man hat nicht immer die Wahl”, sagte der Kapitän störrisch. Sein narbiges Gesicht war gerötet und aufgedunsen. In seinen Augen schien es zu flackern.
    ,,S’ ist ja auch nicht so, dass sie Reparaturen überhaupt nötig hätten”, meinte der Mann neben dem Kapitän. Von einer Schläfe zur anderen verlief eine Narbe, die den Anschein erweckte, als hätte vor langer Zeit jemand versucht, ihn seines Skalps zu berauben. Was der Unbekannte nicht geschafft hatte, war der seither verstrichenen Zeit mit sichtbar mehr Erfolg gelungen: Bis auf einen schütteren Haarkranz, der noch dazu höchst ungepflegt wirkte, verbarg nichts mehr die altersfleckige Haut, die sich über der Halbkugel seines Schädels
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