Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
Vom Netzwerk:
dass er spürte, wie sich die Kanten des Talismans in seine Handballen bohrten. Dabei sagte er die Worte, deren Sinn er nie verstanden hatte, die ihn aber jedes Mal, wenn er sie aussprach, mit einer unaussprechlichen Ehrfurcht erfüllten: „Galtak Ered’nash. Ered’nash ban galar. Ered’nash havikyrthog. Galtak Ered’nash.”
    Der Gestank von Schwefel erfüllte den kleinen Raum. Das war der Teil des Paktes, an den sich Margoz nie gewöhnen würde.
    Galtak Ered’nash. Hast Du getan, was ich Dir befohlen habe?
    „Ja, Herr, das habe ich.” Margoz war verlegen, als er erkannte, dass seine Stimme viel zu hoch klang, fast piepsig. Er räusperte sich und bemühte sich um eine tiefere Tonlage. „Ich habe getan, was Ihr verlangt habt. Sobald ich die Schwierigkeiten mit den Orks erwähnte, hat mir fast jeder in der Taverne zugestimmt.”
    Fast?
    Margoz gefiel die Drohung nicht, die in der einsilbigen Erwiderung schwang.
    „Ein Mann war nicht so leicht zu überzeugen, aber die anderen haben sich alle gegen ihn gestellt. Diente als Blitzableiter für ihre Wut. Wirklich.”
    Vielleicht. Du hast gute Arbeit geleistet.
    Margoz seufzte erleichtert. Sein Herz hörte auf wie rasend zu schlagen. „Danke, Herr, danke. Ich bin froh, Euch zu Diensten sein zu dürfen.” Er zögerte. „Wenn Ihr erlaubt, Herr, wäre jetzt nicht ein guter Zeitpunkt, um über bessere Wohnverhältnisse nachzudenken? Ihr habt vielleicht die Ratte gesehen, die…”
    Du hast uns gedient. Du wirst belohnt werden.
    „So wie ihr befohlen habt, Herr, aber… nun, ich hatte zu hoffen gewagt, dass die Belohnung bald kommen würde.” Er entschloss sich, seine Ängste, die ihn ein Leben lang verfolgt und gequält hatten, als Argument anzuführen. „Ich war heute Abend in großer Gefahr, wisst Ihr? Ganz allein bei den Docks rumzulaufen, kann…”
    Dir wird nichts geschehen, so lange du mir dienst. Du musst niemals mehr Angst haben, Margoz.
    „Na-natürlich nicht, ich weiß. Ich dachte nur…”
    Du willst einfach nur das Leben leben, das dir nie gestattet war. Das ist ein verständlicher Wunsch. Sei geduldig, Margoz. Deine Belohnung kommt zu gegebener Zeit.
    Der Schwefelgestank begann zu schwinden. Und von Margoz’ Brust löste sich ein unsichtbarer eiserner Ring, der ihm vorübergehend das Atmen erschwert hatte. „Danke, Herr. Galtak Ered’nash.”
    Schwach erklang die Stimme des Beschützers: Galrak Ered’nash. Dann wurde es wieder still in Margoz’ Wohnung.
    Ein Pochen ertönte an der Wand, gefolgt von der dumpfen Stimme seines Nachbarn: „Hört mit dem Krach auf. Wir wollen hier schlafen!”
    Früher hätten solche Vorkommnisse Margoz vor Furcht zittern lassen. Doch heute ignorierte er sie einfach, legte sich auf sein Bett und hoffte nur, dass ihn der immer noch in der Luft hängenden Gestank nicht vom Schlafen abhalten würde.
     
     
    ZWEI
     
    „Ich verstehe nicht, was für einen Sinn Nebel hat. Wem nützt er? Wem?”
    Kapitän Bolik, Herr des Ork-Handelsschiffs Orgath’ar wusste, dass er seine Worte bereuen würde. Aber er fühlte sich verpflichtet, auf die Bemerkung seines Offiziersbürschchens einzugehen. „Muss er denn zu etwas nütze sein?”
    Rabin schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, die Hauer seines Herrn zu reinigen. So etwas machte nicht jeder Ork, aber Bolik hielt es als Kapitän der Orgath’ar für seine Pflicht, sich in bestmöglicher Art und Weise zu präsentieren. Die Orks waren ein stolzes Volk, das seiner Heimat entrissen und versklavt worden war, sowohl von Dämonen als auch Menschen. Versklavte Orks waren immer schmutzig und ungekämmt. Doch um als freier Ork in Durotar zu leben, unter der gütigen Regentschaft des großen Kriegers Thrall, wollte Bolik so wenig wie möglich wie ein Sklave aus alten Tagen auszusehen. Das bedeutete, dass man sich pflegen musste, so fremdartig dieses Konzept den meisten Orks auch erscheinen mochte. Und das Gleiche erwartete er von seiner Mannschaft.
    Am eifrigsten von allen befolgte Rabin die Anordnungen seines Kapitäns. Er hielt dessen Augenbrauen gestutzt, seine Hauer und Zähne sauber sowie die Fingernägel poliert und scharf. Wobei er Verzierungen auf ein gerade noch erträgliches Maß beschränkte - in Boliks Fall waren dies ein Nasenring und eine Tätowierung.
    Als Antwort auf die Frage seines Kapitäns sagte Rabin: „Nun, alles auf der Welt dient doch irgendeinem Zweck, oder etwa nicht, Sir? Das Wasser zum Beispiel gibt es, um uns Fische zum Essen zu schenken und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher