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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut
Autoren: Colin Forbes
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ziemlich schmal und die Gassen, die von ihr wegführten, schienen sogar noch enger zu sein. Im Licht einer Straßenlaterne studierte Tweed den Plan, den Crake ihm gegeben hatte.
    »Hier müssen wir nach links«, sagte er zu Paula und Newman, »und dann die nächste Straße rechts hinauf.«
    »Unheimliche Gegend«, meinte Paula.
    Das Labyrinth aus schmalen Gässchen kam ihr wie eine ganz eigene Welt vor, völlig anders als die Strandpromenade, auf der sie noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatten. Hier gab es viele alte Reihenhäuser aus düster wirkendem Dartmoor-Granit, in denen kein einziges Licht brannte. Die Straßen waren menschenleer, und bis auf die Geräusche von Tweeds, Paulas und Newmans Schritten war es vollkommen still.
    Paula steckte die Hand in ihre Umhängetasche, wo sich in einem versteckten Innenfach ihr Browning befand. Während sie sich nach allen Seiten umsah, schloss sie die Hand um den Griff der Pistole. Manche der Gassen, die sie mit den anderen jetzt entlangging, führten mehr oder weniger geradeaus, während andere viele Kurven machten. Der Irrgarten in Hampton Court ist nichts im Vergleich zu diesem Stadtviertel, dachte sie. Tweed, der die kleine Gruppe anführte, bog jetzt in eine Straße ab, die in mehreren Biegungen bergauf führte. Eine Laterne, die mit einem Metallbügel an einer Hauswand befestigt war, beleuchtete ein Straßenschild.
Pendel’s Walk
.
    Das Haus Nummer vier befand sich auf der oberen Hälfte des Hügels. In einem seiner schmalen Fenster brannte Licht hinter verschlissenen schwarzen Vorhängen. Auf ein Zeichen von Tweed hin nahmen Paula und Newman Aufstellung zu beiden Seiten der Eingangstür. An der Hausmauer lehnte ein Motorrad, dessen Motor Newman mit der Hand befühlte. Er war noch warm. Tweed drückte den Klingelknopf, musste dann aber ein paar Minuten warten, bevor die Tür aufgesperrt und mit vorgelegter Sicherheitskette einen Spalt geöffnet wurde. Eine dickliche Frau in mittleren Jahren, die ein gemustertes Hauskleid trug, sah ihn misstrauisch an.
    »Sind Sie Mrs. Sneed?«
    »Miss Sneed, wenn ich bitten darf. Und wer sind Sie?«
    An den Alkoholdünsten, die ihm entgegenwaberten, erkannte Tweed, dass die Frau getrunken hatte. Er zog seine Erkennungsmarke vom Special Branch aus der Hosentasche, die ihm die Eierköpfe in der Park Crescent täuschend echt nachgemacht hatten.
    »Entschuldigen Sie die späte Störung, Miss Sneed. Mein Name ist Tweed.
    Ich muss mit Ihrem Bruder sprechen.«
    »Er hat zu tun.«
    »Miss Sneed, kraft meines Amtes kann ich von ihm verlangen, dass er mit mir spricht. Es wird auch nicht lange dauern.«
    »Lass ihn rein, Agnes«, sagte eine männliche Stimme hinter ihr. »Die Leute vom Special Branch kommen überall hinein.«
    Ein gnomenhaft grinsendes Gesicht erschien über Agnes’ Schulter. Sneed trug noch immer seine Sherlock-Holmes-Mütze und die karierte Jacke.
    Das Grinsen verschwand sofort, als Paula und Newman Tweed ins Innere des Hauses folgten.
    »He, Moment mal! Wie viele von Ihnen kommen denn noch?«
    »Das sind Miss Grey und Mr. Newman, meine Assistenten«, sagte Tweed.
    Sie traten in ein mit Sofas und Sesseln aus abgeschabtem Chintz voll gestopftes Wohnzimmer, wo Sneed, der jetzt ziemlich verwirrt dreinblickte, sie aufforderte, Platz zu nehmen. Agnes war ihnen schon vorausgeeilt und hatte hastig eine Ginflasche hinter den Sofakissen versteckt. Jetzt setzte sie sich in einen Sessel und drehte ihren Besuchern den Rücken zu.
    »Ich muss nur rasch noch etwas fertig machen«, näselte Sneed. »In einer Minute habe ich Zeit für Sie.«
    Er verschwand durch eine halb geöffnete Tür, die er hinter sich schloss.
    Als Tweed sich vorsichtig in einem der Sessel niederließ, spürte er, dass einige Sprungfedern zerbrochen waren.
    »Ich habe gehört, dass Ihr Bruder Reporter ist«, wandte er sich mit einem beruhigenden Lächeln an Agnes. »Da ist er wohl häufig bis spät in die Nacht unterwegs.«
    »Nein. Normalerweise arbeitet er nur tagsüber. Die Nachtschicht hat ein anderer Kollege.«
    »Irgendwie tut mir Ihr Bruder Leid. Bei einer Lokalzeitung verdient er wohl nicht allzu viel Geld.«
    »Momentan geht es ihm nicht schlecht. Manchmal hat man eben Glück und…«
    Agnes brach mitten im Satz ab und bekam einen hochroten Kopf.
    Offenbar hatte sie den Eindruck, zu viel gesagt zu haben. Sie wollte schon nach einem halb vollen Glas greifen, das auf dem kleinen Couchtisch stand, zog aber im letzten Augenblick die Hand wieder
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