Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
gesprochen hatte, hielt ihm eine braune Papiertüte hin.
    »Einen Augenblick«, sagte Haere auf Spanisch, eilte zu den Eiern zurück und drehte sie mit einem Pfannenwender auf die andere Seite. Er ging wieder zu den beiden jungen Frauen, sagte »Bitte« und forderte sie mit einer Handbewegung auf, hereinzukommen. Sie betraten zögernd den riesigen Raum und starrten alles verwundert an.
    Haere öffnete die Tüte und zog ein Notizbuch mit einem Spiralrücken heraus. Er klappte es auf und las die erste Seite: »Draper, bitte bezahlen Sie der Überbringerin (oder den Überbringerinnen) hierfür 2000 Dollar – oder mehr, wenn Ihnen ihr Aussehen gefällt. Grüße, Morgan Citron.«
    Haere schlug andere Seiten auf und stellte fest, daß sie auf Französisch beschrieben waren. Haere sagte: »Scheiße«, lächelte den beiden jungen Mädchen zu und sagte wieder auf Spanisch: »Einen Augenblick.« Er drehte sich um, ging ins Bad und nahm unter dem falschen Boden des Medizinschränkchens 2000 Dollar heraus. Er wollte das Bad schon verlassen, blieb aber stehen, drehte sich um, fügte weitere 500 Dollar hinzu und ging dann an seinen Schreibtisch, wo er das Päckchen Banknoten in einen Umschlag steckte.
    Er ging wieder zu den beiden nach wie vor völlig eingeschüchterten jungen Frauen zurück, verbeugte sich leicht, sagte auf Spanisch »Ich danke Ihnen sehr« und reichte der weniger hübschen der beiden den Umschlag. Sie sah nach, was in ihm war und kicherte. Sie zeigte es ihrer Freundin. Auch die Freundin kicherte. Draper Haere lächelte, ging zur Tür und öffnete sie. Die beiden jungen Mädchen wandten sich ihr zu, doch die hübschere der beiden griff nach Draper Haeres Hand, hob sie an die Lippen und küßte sie. Haere sagte ihnen, sie sollten mit Gott gehen. Dann eilten die beiden schnell, unentwegt kichernd, die Treppe hinunter. Haere schloß die Tür und roch seine angebrannten Eier.
    Er lief in die Küche, kippte die Eier in den Müllschlucker, zündete sich noch eine Zigarette an, hob das Telefon an der Küchenwand ab und wählte eine Nummer. Nach dem fünften Rufzeichen meldete sich der designierte Gouverneur Baldwin Veatch persönlich mit einem schläfrigen gemurmelten Hallo.
    »Hier ist Draper, Baldy. Laß mich mit Louise sprechen. Es ist eine Art Notfall.«
    »Ach du lieber Himmel, Draper. Warte einen Augenblick.«
    Gleich darauf meldete Louise Veatch sich am Apparat. »Hallo?«
    »Citron hat geliefert«, sagte Haere.
    Es herrschte kurz Stille, ehe Louise Veatch sehr leise sagte: »Kein Scheiß?«
    »Ich brauche dich«, sagte Haere.
    »Gib mir eine Stunde«, sagte sie. »Es kann auch zwei dauern.«
    »Okay«, sagte Haere und hängte ein, drehte sich um und tat frische Butter in die Pfanne.
     
    Der Summer an der Haustür ertönte wieder, als Haere gerade das letzte Stück von seinem Frühstücksgeschirr spülte. Wieder ging er zur Sprechanlage, drückte auf den Knopf und sagte in fragendem Ton: »Ja?«
    Die Stimme eines Mannes kam über die Sprechanlage. »Hier ist MacAdoo, Mr. Haere. Wir sind uns in Houston begegnet. Auf dem Flughafen.«
    »Der aus Woodrow Wilsons Verwandtschaft?«
    »Eben der, Sir.«
    »Was wollen Sie?«
    »Fünf Minuten Ihrer Zeit. Das ist alles.«
    »Das ist alles, was Sie haben können«, sagte Haere und drückte auf den Knopf für den Türöffner.
    Als MacAdoo in den ungeheuren Raum kam, sah er sich mit unverhohlener Bewunderung darin um. »Also, lieber Gott, das ist doch mal was, oder?«
    »Kaffee?« fragte Haere.
    »Nehme ich gerne.«
    »Setzen Sie sich.«
    MacAdoo ging weiter in den Wohnbereich und nahm dort im Huey-Long-Sessel Platz. Seine Blicke schweiften durch den ganzen Raum und über die ausgefallenen Möbelstücke, während Haere zwei Becher mit Kaffee füllte.
    »Wie nehmen Sie Ihren?« fragte Haere.
    »Schwarz.«
    Haere reichte MacAdoo den Becher mit Kaffee. MacAdoo nahm ihn mit der rechten Hand entgegen und klopfte mit der linken auf die Armlehne des Sessels.
    »Schönes altes Möbel«, sagte er.
    »Gehörte mal Huey Long.«
    »Im Ernst? Dem Kingfish?« MacAdoo schlürfte an seinem Kaffee. »Das ist mal guter Kaffee.«
    Haere sagte nichts.
    »In gewisser Weise ist sie ja wohl Ihr Lebensinhalt, Mr. Haere, nicht wahr? Die Politik, meine ich.«
    Haere nickte nur.
    »Er ist Ihr Freund, Mr. Citron?«
    Wieder nickte Haere.
    »Falls Sie es nicht gehört haben: er ist in Sri Lanka. Mit dem Keats-Girl. Der Frau, meine ich. Velveta. Velveta Keats. Das klingt doch eigentlich ganz hübsch,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher