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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche
Autoren: Ross Thomas
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wenn man nicht an den Käse und all das denkt.«
    »Sehr«, sagte Haere.
    »Von Gladys Citron haben Sie gehört, nehme ich an.«
    »Ich hörte, daß sie in ihrer Zelle in Kansas City gestorben ist.«
    »Herzversagen«, sagte MacAdoo in beinahe trauerndem Ton.
    »Herzinfarkt«, berichtigte Haere automatisch.
    »Worin besteht der Unterschied?«
    »Jeder stirbt an Herzversagen.«
    MacAdoo dachte über die Bemerkung nach. »Sie haben recht.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Ich vermute, daß Sie jetzt mehr oder weniger vollständig im Bilde sind, oder?«
    Haere nickte. Das Nicken war eine Lüge, aber er sah keinen Grund, MacAdoo die Wahrheit zu sagen.
    »Werden Sie davon Gebrauch machen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Wir möchten es Ihnen ausreden.«
    »Wir?«
    »Ja, Sir. Wir.«
    »Langley, meinen Sie.«
    MacAdoo lächelte flüchtig.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Es mir auszureden?«
    MacAdoo runzelte die Stirn. »Das wissen wir wirklich nicht, Mr. Haere. Darum bin ich ja hier, um festzustellen, was Sie wollen.«
    »Ich will nicht viel«, sagte Haere. »Außer einen neuen Präsidenten neunzehnhundertvierundachtzig. Kriegt ihr Jungs das hin?«
    MacAdoo seufzte, stellte seinen Kaffeebecher ab und stand auf. »Ich habe befürchtet, daß Sie so etwas sagen würden. Habe ich keine Chance, Sie umzustimmen?«
    Haere schüttelte den Kopf, stand auf und brachte MacAdoo zur Tür. Der große Mann öffnete sie, drehte sich um und musterte Haere mit düsterem Blick. »Mr. Haere, es tut mir leid, aber ich sehe einfach nicht, wie wir Sie in Ruhe lassen können.«
    »Versuchen Sie’s«, sagte Haere.
    MacAdoo nickte, drehte sich um und ging die Treppe hinunter. Haere sah ihm nach. Als MacAdoo die Tür zur Straße erreichte, öffnete er sie und hielt sie dann für jemand auf. Haere konnte MacAdoos höfliches, gedämpftes »Ma’am« hören.
    Louise Veatch kam mit einem kleinen Koffer in der Hand durch die Haustür herein. Langsam stieg sie die Treppe hinauf. Als sie oben auf dem Absatz angekommen war, drängte sie sich an Haere vorbei in den riesigen Raum. Er schloß die Tür hinter ihr. Louise Veatch sah sich in dem Raum um.
    »Welchen von diesen Schränken kann ich haben?« fragte sie.
    Haere trat zu ihr und nahm ihr den Koffer ab. »Hast du ihn verlassen?«
    »Ich habe ihn verlassen.«
    »Für immer?«
    »Für immer und ewig.«
    »Was hat er dazu gesagt?«
    »Das, was man von ihm erwarten konnte. Er schrie immer noch, als ich aus dem Haus ging.« Sie lächelte. Es war ein trauriges Lächeln. »Nun, freust du dich? Du hast noch nichts gesagt.«
    Draper Haere legte seine Arme um sie, zog sie an sich und küßte sie. Es war ein langer, zärtlicher Kuß, voller Verheißung. Als der Kuß zu Ende war, gab Haere ihr das eine Versprechen, von dem er glaubte, daß er es halten könnte. »Es wird nicht langweilig werden.«
    Louise Veatch lächelte. »Das weiß ich«, sagte sie. »Das ist wahrscheinlich der wirkliche Grund, weshalb ich hier bin.«
     
    Louise Veatch brauchte über eine Stunde, um für Haere laut zu übersetzen, was Morgan Citron in das Notizbuch geschrieben hatte. Als sie fertig war, sah sie Haere an und fragte: »Allmächtiger Gott! Hast du das alles gewußt?«
    »Eine Menge, aber nicht alles.«
    »Wirst du davon Gebrauch machen?«
    »Was denkst du dazu?«
    Louise Veatch dachte länger als eine Minute darüber nach, ehe sie antwortete. »Benutz es, Draper.«
    Er nickte, stand auf und ging zu dem Wandtelefon in der Küche. »Geh an den Nebenanschluß«, sagte er.
    Louise Veatch wartete, bis Haere elf Ziffern gewählt hatte. Dann nahm sie den Hörer des anderen Apparats ab. Das Rufzeichen kam dreimal, ehe sich eine weibliche Stimme mit Hallo meldete.
    »Hier ist Draper Haere, Jean. Ist er da?«
    »Ja, natürlich, Draper. Einen Augenblick, bitte.«
    Der Senator kam ans Telefon. »Hallo, Draper.« Er hatte eine tiefe, beinahe schroffe Stimme.
    »Ich muß Ihnen eine Frage stellen, Senator.«
    »Schießen Sie los.«
    »Wie würde es Ihnen gefallen, Präsident zu werden?«
    Fast zehn Sekunden vergingen, ehe der Senator leise sagte: »Sehr.«
    »Ich finde, dann sollten wir uns mal unterhalten«, sagte Draper Haere.
     

Nachwort
    Als der Konkurrent meines ältesten Freundes in der Wahl um das Bürgermeisteramt in dieser ziemlich kleinen Kleinstadt nach dem Wahlsieg aus dem Amt gekegelt wurde, war das Erstaunen bald noch größer als das Entsetzen. Dabei war es doch beinahe zu erwarten gewesen, 2005, auch in der
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