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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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ist leitender Geschäftsführer bei Goldman Sachs, der New Yorker Investmentbank. Nach dem Bachelorabschluss (ebenfalls in Princeton) erwarb er in Harvard sein Diplom in Volkswirtschaft. Seine Mutter ist Vorstandsmitglied des Flagler Museum und der Historischen Vereinigung von Palm Beach. Sein Vater war bis zu seiner Pensionierung im vergangenen Jahr Vizepräsident von McCowan Trust, wo bereits sein Großvater als Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender wirkte.
    »Alles in Ordnung mit dir, Claire?« Lucilles Blick ruht auf meinen Händen, die dermaßen zittern, als hielten sie einen unsichtbaren Presslufthammer umklammert. Zum Glück verfügt Lucille über die Konzentrationsspanne einer Babymücke und wird im nächsten Augenblick durch das Eintreffen unseres Make-up-Künstlers Jacques abgelenkt, der sie zu letzten Korrekturarbeiten auf einen Stuhl dirigiert.
    »Wo steckt sie denn, deine Mutter?«, ruft sie mir über die Schulter hinweg zu und hält gleichzeitig Ausschau nach dem einzig richtigen burgunderroten Lippenstift in Jacques’ Werkzeugkasten.
    »Sie wird jede Minute da sein.« Ich schaue auf die Uhr, von dem innigen Wunsch beseelt, die Zeit wenigstens eine Sekunde anzuhalten, damit ich wieder zu Atem komme. Funktioniert nicht. Hat den ganzen Monat nicht funktioniert.
    »Sie soll mir doch bei den Ohrringen helfen«, quengelt Lucille.
    Bea sieht ungläubig hoch. Ist aber auch schlicht lachhaft, der Gedanke, dass Lucille - die Grande Dame der Gesellschaft mit Schränken voll nie getragener Couture-Klamotten
- meine Späthippiemutter fragt, welches Brillantenensemble von Harry Winston am besten zu der neuesten Pariser Haute-Couture-Robe passt. Meine Mutter, deren einziger Schmuck, solange ich sie kenne, ihr schlichter goldener Ehering ist. Mom, die unter einer dekadenten Verwöhnkur ein heißes Bad und ein Stündchen Aromatherapie bei ihrer besten Freundin in Iowa versteht - einer ebenfalls künstlerisch veranlagten Lesbe, die auf einer Farm ihre eigenen Seifensorten herstellt. Mom, die sich ausschließlich in Flanell-, Jeansund Batikstoffe kleidet.
    Schwer vorstellbar, doch anscheinend sind die beiden in Vassar ein Herz und eine Seele gewesen. Lucille (aufgewachsen in einem gottverlassenen Kaff in Kansas, das jedes Mal, wenn sie jemand danach fragt, näher an Chicago heranrückt) hat Mom (die der Bostoner Oberschicht entstammt) vier lange Studienjahre mit gezielten Fragen zu Etikette, Stil und wahrer Kultiviertheit bombardiert. Ich nehme an, Mom fand Lucilles aggressive Bemühungen um sozialen Aufstieg irgendwie liebenswert und vielleicht sogar ganz amüsant - sie machte sich nicht genug aus der Welt, in die sie hineingeboren war, um sie anderen nicht zu gönnen oder sich über deren verzweifeltes Bestreben nach Zugehörigkeit zu mokieren. Und Lucilles Anstrengungen in Sachen höherer Bildung trugen ihr schlussendlich Randall Cox II ein, einen flotten Polospieler aus bestem Hause, der fünf Mädels aus Vassar an der Angel hatte und sich zu guter Letzt für Lucille entschied. Damit hatte sie an der Uni den Coup schlechthin gelandet - wie ich von ihr erfahren durfte.
    Lucilles fette Beute, mein zukünftiger Schwiegervater, erwies sich nach der Hochzeit gleichermaßen als erfolgreicher Geschäfts- und treuloser Ehemann. Wobei meines Wissens
Lucille nie Anstoß an den eklatanten Verfehlungen ihres Gatten genommen hat - dafür genießt sie es zu sehr, Mrs. Randall Cox II zu sein, mit dem Prachthaus in Palm Beach, den Privatjets, dem Schmuck, der 9-Zimmer-»Hütte« in Southampton, den Modeschauen in Paris und Mailand und dem Stadthaus in Manhattan, wo sie wie überall anders auch rund um die Uhr über eigene Köche, Masseure und Sekretärinnen verfügt.
    Mom hingegen hatte die privilegierte Existenz ihrer Familie gegen meinen unvergleichlichen, wundervollen Vater eingetauscht - die Liebe ihres Lebens, ein nahezu mittelloser Dichter, der uns an Reichtümern ganz anderer Art teilhaben ließ. Wir waren immer eher knapp bei Kasse - Mom besserte Dads spärliche Einkünfte aus seiner Lehrtätigkeit mit ihren Aquarellen auf, die sie an die kleinen Läden im Ort verkaufte, und ich schuftete mich für das Stipendium in Princeton ab -, aber rückblickend hätte ich nicht anders aufwachsen wollen.
    Nirgendwo anders als in dem idyllischen, kleinen weißen Farmhaus inmitten der grünen Maisfelder von Iowa - ein Einzelkind in dem illustren Kreis von Dichtern, Studenten, Theaterautoren und Romanschriftstellern, die es
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