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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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mit der nicht wenige aus unserer jungen Riege zu kämpfen hatten, wie ich wohl wusste. Die vielen erfahrenen Lektoren, die inhaltlich und finanziell mit ihren Projekten bei Gordon Vorrang hatten, machten es jüngeren Mitarbeitern wie mir nahezu unmöglich, an vorderster Front mitzumischen - selbst mit Jackson als ihrem Wegbereiter.
    In den vergangenen Monaten waren mir etliche vielversprechende Bücher durch die Finger geflutscht, weil Gordon auf meine Anfragen nicht rechtzeitig reagiert hatte. Ich gab ihm keine Schuld dafür - solche Engpässe ergaben sich immer wieder einmal, und er war im Grunde ein netter, wohlmeinender Mensch, der bis zum Anschlag arbeitete und allen irgendwie gerecht werden wollte.
    Trotzdem war es frustrierend. Ich wollte so gern anspruchsvollere Aufgaben zugewiesen bekommen. Schließlich war ich Lektorin geworden, weil mich das Kreative an dem Job reizte, und nicht, weil ich es so besonders prickelnd fand, fünf Stunden am Tag Manuskripte zu fotokopieren.
    So also stand es um mich, ein Jahr vor meiner Hochzeit: tote Hose in Sachen Liebe, karrieremäßig auf Warteschleife geschaltet. Ich war festgefahren, und zwar gründlich.
     
    Kaum hatte ich mich über meine zweite Pizza hergemacht, klingelte das Telefon: Beatrice fragte an, ob ich mit ihr zur Eröffnung irgendeiner neuen Kunstgalerie gehen wollte.

    Keine Chance , dachte ich - und sprach es wohl auch aus, wenn ich mich recht erinnere. Die Sorte Party konnte ich mir lebhaft vorstellen: ein Haufen grölender, grapschender, saufender, schäkernder, stets in Positur stehender New Yorker Promis, die den ganzen Nachmittag mit der Auswahl ihrer Garderobe verbracht hatten. Typen mit Gelfrisur, die den Blick durch den Raum schweifen ließen, während man ihre Fragen beantwortete. Popper der dritten Generation mit ausgefallenen Traditionsvornamen und platinblonden Freundinnen. Finanzkasper, die mit einem silbernen Löffel im Mund geboren waren und rumprotzten, als ob sie täglich goldene Eier legten. Die Blitzlichter der Klatschmagazinfotografen. Billiger Chardonnay. Verwässerte Konversation. Smalltalk als einzige Lingua franca, und selbst die interessantesten Typen wurden fade, wenn sie sich zu lange in diesen Kreisen bewegten.
    Ein zynisches Urteil, ja. Aber auch ein wohlfundiertes. Gehörte ich doch seit fünf Jahren am Rande mit zu der Szene, nachdem sich Bea in ihrer Eigenschaft als Innenarchitektin gern auf solchen Partys tummelte, um neue Kunden zu gewinnen. Mittlerweile wusste ich, was mich da erwartete.
    Neulich beispielsweise hatte sie mich ins Soho House zu einem Cocktailempfang für einen Nachwuchsautor geschleppt, bei dem seine erste Kurzgeschichtensammlung präsentiert wurde. Ein Rudel angesagter Partygirls, alle von Kopf bis Fuß in Weiß (diese Saison das neue Grau, das wiederum letzte Saison das neue Schwarz gewesen war), nahmen in einer Ecke bei ein paar Bücherregalen Aufstellung und taten, als sähen sie den stadtbekannten Paparazzo Patrick McMullan nicht, der mit einer Riesenkamera um den Hals ganz in der Nähe lauerte. Im nächsten Moment knipste er
auch schon drauflos. Eines der Mädels, ein Ex-Model, zog aufs Geratewohl ein Buch aus dem Regal und las zum Schein darin. Eine andere tat es ihr nach. Bald kniffen sie alle die Augen zusammen, als hingen sie tiefschürfenden Gedanken nach, und gaben mit ihren unmerklich gekräuselten Augenbrauen Zerrbilder akademischer Gelehrsamkeit ab. Patrick war hin und weg. Ein Mädel hielt das Buch verkehrt herum, was niemanden kümmerte. Es war eine völlig harmlose Fotosession, schon klar, trotzdem hatte ich damals ruckartig meinen Drink abgestellt und mich verdünnisiert.
    Egal, ich war einfach nicht in Stimmung. Nicht heute Abend. Meine Arbeitssituation schlug mir weiterhin aufs Gemüt, und außerdem hatte ich dem Gefühl nach noch eine gute weitere Woche an James zu knabbern. (Wer aalt sich nicht insgeheim in den Leiden einer Trennung - oder zumindest in der himmlischen Freiheit, ohne schlechtes Gewissen viel zu viel zu rauchen, eimerweise Eiscreme zu vertilgen, sich keinen Zentimeter von der Couch wegzubewegen und mit Wonne sämtlichen anderen Klischees zu genügen? Davon wollte ich mir nichts abknapsen lassen.)
    Ich erklärte Bea, dass meine Schlabberhosen seit neuestem an entsetzlichen Trennungsängsten litten, aber sie ließ nicht locker. Dann fing sie an zu betteln.
    Ich blieb hart. Also setzte sie noch eins drauf: »Ob James jetzt wohl auch auf dem Sofa hockt und Trübsal
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