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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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alljährlich zu dem berühmten Schreibworkshop der Universität zog. Schon als Zehnjährige wurde ich häufig gebeten, die Arbeiten dieses erweiterten Familienkreises zu lesen und zu bewerten. Dass meine Meinung etwas zählte, war kein geringer Ansporn für einen angehenden Bücherwurm (okay, Bücherfreak) wie mich, und ich vergrub mich ganze Nachmittage in meinem Zimmer, um meine Gedanken und Vorschläge in schriftlicher Form ausführlich darzulegen. Mag sein, dass die elterlichen Freunde Nachsicht übten und mich gewähren
ließen, doch der Umgang mit solch brillanten Schriftstellern, meine ersten »Redaktionsnotizen«, der Vorgeschmack auf eine »kreative Zusammenarbeit« - all das zählte zu den eher ungewöhnlichen Freuden meiner Kindheit und brachte mich dazu, mir nach dem Anglistikstudium einen Job bei einem Verlag zu suchen.
    Vielleicht ist genau das mein Problem: In meinem Leben hat sich eigentlich immer alles von selbst ergeben. Das habe ich nie richtig gewürdigt, bis heute. Im Gegensatz zu den allermeisten Menschen, die ich kenne, musste ich mich nie mit der Frage herumschlagen, welchen Weg ich einschlagen sollte.
    Ich schaue wieder auf die Hochzeitsanzeige in der Times , die ich in Händen halte, und spüre plötzlich Tränen in meinen Augen brennen.
    »Alles okay?« Bea legt mir die Hand auf die Schulter. Greift nach meiner Hand, die immer noch zittert.
    »Zigarette«, zischle ich. Sie nickt wie auf Kommando. Dem Himmel sei Dank für Bea.
     
    Zehn Minuten später kauern wir im Treppenhaus, teilen uns die zweite heimliche Marlboro Light und gluckern den Veuve Clicquot direkt aus der Flasche. Wir haben eine Decke untergelegt, damit mein Kleid keine Flecken bekommt. Ich fühle mich wie ein entsprungener Häftling, der weiß, dass seine Tage gezählt sind.
    »Noch zwei Minuten, und Mandy schickt einen Suchtrupp los«, knurrt Bea verächtlich. Mandy ist die buchstäblich unumgängliche neurotische Hochzeitsplanerin, die Lucille mir am Tag nach meiner Verlobung mit Randall aufs Auge gedrückt hat. (Kleiner Tipp: Vertraue niemals einer
unverheirateten Hochzeitsplanerin über 35. Mandy ist 42 und Single.)
    Zusammengenommen verfügen Mandy und Lucille in etwa über das diplomatische Feingefühl einer Planierraupe. Anfangs hatte ich noch halbherzig Widerstand gegen die Hochzeitsarrangements geleistet, doch der war bald gebrochen - womit sich die ursprünglich geplante kleine Feier auf der Farm meiner Eltern zu einer stinkvornehmen Soiree im Hotel St. Regis mit 600 unserer »engsten Freunde« blähte. Sprich, 300 Unsympathen aus Lucilles Umfeld in Palm Beach, 250 Geschäftskollegen von Randall und eine Handvoll Gäste aus meinem Familien- und Freundeskreis.
    Ich sollte mich nicht beklagen - schließlich kommen die Coxes für alles auf. Eine Hochzeit in dem Rahmen, wie Lucille sie sich in den Kopf gesetzt hatte, hätte Mom nie und nimmer bezahlen können.
    »Da«, sagt Bea und reicht mir den Champagner. Ich setze die Flasche an den Mund; das Prickelwasser steigt mir augenblicklich zu Kopf. Bea nickt mir aufmunternd zu. Ich gönne mir noch einen Schluck.
    Die letzten zwei Monate waren die reinste Tortur. Meine Chefin - die berüchtigte Soziopathin Vivian Grant - hat mich gnadenloser denn je geknechtet, mich ungelogen fast rund um die Uhr arbeiten lassen. Wenn sich Mandy und Lucille nicht eingeschaltet hätten, wäre mir keine freie Minute geblieben, um mich mit irgendwelchen Details der Hochzeit zu befassen. Selbst für Randall habe ich in den drei Monaten seit unserer Verlobung kaum mehr Zeit gehabt.
    Lucille hat sogar den Hochzeitstermin für uns festgesetzt, einen erschreckend frühen übrigens - damit der schönste Tag
unseres Lebens nicht im Hochzeitsreigen der Hautevolee unterging, der im Herbst seinen Anfang nehmen würde.
    Irgendwo im Flur wird eine Tür aufgerissen, von fern hört man Dielen knarren. Bea und ich werfen einander bezeichnende Blicke zu.
    »Claire«, setzt Bea an und beißt dabei auf ihrem kleinen Finger herum, wie immer, wenn ihr keine einfühlsame Formulierung einfallen will. (Nach zehn Jahren kennt man die Körpersprache seiner besten Freundin so genau, dass es schon an Telepathie grenzt.)
    »Schon gut«, falle ich ihr ins Wort. »Alle Bräute kriegen kalte Füße.« Ich kann jetzt nicht mehr kneifen. Julia Roberts kommt vielleicht damit durch, ein ums andere Mal kurz vor dem Altar kehrtzumachen, aber das hier ist kein Hollywoodfilm. Das hier ist mein Leben. Die ganzen Anzahlungen … Was
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