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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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denke ich da bloß für krauses Zeug? Ich kann nicht kneifen, weil Randall ein guter - nein, ein toller Mann ist und es vollkommen blödsinnig wäre, ihn nicht zu heiraten.
    Als ich ein letztes Mal an unserer schwesterlich geteilten Zigarette ziehe, drängt sich mir plötzlich eine Erinnerung auf (sehr unangenehm, passiert mir in letzter Zeit häufiger) - und zwar an den Abend vor Beatrices und Harrys Hochzeit, drei Jahre ist das jetzt her. Sie hat als eine der Ersten aus unserem Kreis geheiratet, und die beiden hatten sich für eine schlichte Zeremonie im Garten von Beas Elternhaus entschieden. An jenem Abend hatten wir uns bis tief in die Nacht bemüht, etwas entfernt Ähnliches wie eine Hochzeitstorte zustande zu bringen, saßen nun um den großen Küchentisch und stippten mit den Fingern in die übergelaufene Teigmasse.
    »Und, bist du schon nervös, Bea?«, hatte eine der Brautjungfern gefragt.

    Bea hatte nur mit den Achseln gezuckt und noch einmal vom Teig genascht. »Herzklopfen, ja. Nervös, nein« - eine Antwort, die wir ihr ohne weiteres abnahmen.
    Ich denke an meine eigene Hochzeitstorte. Welche Braut hätte wohl kein Herzklopfen angesichts eines turmhohen, zwölfstöckigen Gebildes mit (botanisch bis ins Letzte korrekten) Rosenknospen und Schwertlilien aus Zuckerwatte (eine jede mit »Pollen« aus farbigem Puderzucker bestäubt), ganz zu schweigen vom Grundmuster der Glasur, das sowohl mit dem Perlenbesatz meines Kleids als auch mit dem Porzellan harmoniert? Was soll’s, wenn dieser Wolkenkratzer von Kuchen grob gerechnet das Gleiche kostet wie die jährliche Studiengebühr an einem privaten College! Er ist einfach perfekt. Ein Meisterstück von Sylvia Weinstock. Was will ich denn noch mehr?
    Die schwere Tür zum Treppenhaus schlägt krachend auf, und Bea und mich hebt es vom Sitz. Die Bluthunde haben uns aufgespürt.
    »Claire, Schätzchen! Ich hab schon überall nach Ihnen gesucht! In einer Stunde müssen wir los zur Kirche!« Mandy kommt angerauscht, zieht mich hoch und streicht mein Kleid glatt. Sie ist knallrot im Gesicht und hat dringend ein Beruhigungspillchen nötig. »Sie brauchen doch noch den letzten Schliff fürs Haar und Make-up.«
    »Unglaublich«, höre ich sie vernehmlich flüstern, während sie uns ins bräutliche Hauptquartier zurückscheucht. Ich schlurfe wortlos hinter ihr her wie ein Gefangener nach dem Hofgang.
     
    »Claire!« Mom stürzt auf mich zu, als wir die Suite ansteuern, und zieht mich von Mandy weg in genau die Umarmung,
nach der ich mich verzweifelt gesehnt habe. Meine Schultern sacken nach unten, mein Nacken entspannt sich. Es tut so gut, einfach von ihr gehalten - richtig festgehalten zu werden. Ich atme tief ein, rieche den schwachen Eukalyptusduft ihres Shampoos. Mom presst mich noch enger an sich.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht, meine Süße«, sagt sie und holt ein Samtbeutelchen aus ihrer Handtasche. »Die Perlenkette deiner Großmutter. Die hast du doch immer so geliebt, deshalb dachte ich, nachdem du ja heute als Glücksbringer auch ›etwas Altes‹ bekommen sollst, wäre sie vielleicht das Richtige.«
    »Oh, Mom«, japse ich und streiche über die kühlen, schimmernden Perlen. Als kleines Mädchen war es für mich immer etwas ganz Besonderes gewesen, bei unseren Besuchen im Sommer Großmutters Perlenkette anzulegen. »Sie ist wunderschön, Mom. Vielen, vielen -«
    »Sehr hübsch, Tish-Tish«, mischt Lucille sich ein, »aber Randall hat Claire gerade eine Überraschung mit dieser Halskette bereitet. Fabelhaft, nicht wahr?«
    Mom tritt zurück und betrachtet den Glitzerstrang aus Diamanten um meinen Hals. »Ach du meine Güte!«, sagt sie. »Das... die ist ja umwerfend. Wie großzügig von Randall. Je nun, Claire, du kannst Großmutters Perlen ja auch ein andermal tragen. Sie gehören jetzt dir.« Sie lässt die Kette wieder in den Samtbeutel gleiten. Ihr gezwungenes Lächeln tut mir in der Seele weh.
    »Oder, ähm, vielleicht könnte ich ja auch Randalls Kette ein andermal tragen?«, frage ich zögerlich, wohl wissend, dass die Aussichten gleich null sind.
    Und richtig, Lucille geht auf der Stelle in die Luft. »Wie
bitte? Randalls Kette ein andermal tragen? Ich bitte dich, Claire, er wäre am Boden zerstört ! Das ist sein Geschenk für dich zum Hochzeitstag! Du musst sie tragen, du musst einfach!«
    Mom nickt zustimmend. Dann streckt sie die Arme aus und drückt mich erneut an sich.
    Bitte lass mich nicht los , denke ich, ganz in sie vergraben und mit
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