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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater
Autoren: P Bordage
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Markierung auf der Stirn.
    »Mama!«, weinte Yelle und wollte ins Haus laufen.
    Doch aus dem Halbschatten trat eine Gestalt, die Jek sofort erkannte, und versperrte ihr den Weg.
    Marti de Kervaleur – nackt, den Körper zerkratzt, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt – richtete eine Waffe auf das kleine Mädchen.
    »Marti! Nein!«, schrie Jek.
    Der runde Lauf spie einen grünen Strahl aus, mitten in Yelles Gesicht. Sie stürzte auf den Steinfußboden. Jek wollte zu ihr eilen, doch Martis metallisch klingende Stimme hinderte ihn daran.

    »Rühr dich nicht, je At-Skin!«
    »Warum hast du sie getötet?«, fragte der kleine Anjorianer mit tränenüberströmtem Gesicht. »Warum hast du San Francisco und Phoenix getötet? Und Naïa Phykit?«
    Er schluchzte, konnte nicht mehr sprechen.
    »Ich habe sie nicht getötet, nur kryogenisiert«, präzisierte das Monster in Marti. »Tiefgefroren, wenn du willst. Doch was dich betrifft, werde ich mein ursprüngliches Ziel verfolgen. Ihr glaubtet wohl, ihr hättet euch meiner entledigt, nicht wahr? Aber mein Raumfahrzeug hatte die Güte, mich an dem von mir gewünschten Ort abzusetzen. Die Xaxas sind Diener … Transporteure …«
    Das Monster ging zu Jek.
    »Dies ist eine Waffe mit einer Doppelfunktion. Sie besitzt ein Reservoir, das mit einer Stickstoffverbindung gefüllt ist, und einen Generator für Highdensity-Wellen. Also kann sie Kryogenisierung oder Tod bringen. Das Letztere habe ich für dich vorgesehen. Ich muss nur umschalten … Hier, siehst du?«
    Martis Zeigefinger drückte auf einen unter dem Kolben sitzenden Knopf.
    »In dem Behältnis war auch ein Sender. In fünf Minuten werden sich Pritiv-Söldner im Dorf rematerialisieren. Sie sind mit Deremats ausgerüstet, damit sie die Körper deiner Freunde nach Venicia transportieren können. In fünf Minuten wird es keinen Krieger der Stille mehr geben. Mein armer Jek, du hast deine lange Reise völlig umsonst gemacht …«
    »Noch hast du Sri Lumpa nicht gefangen!«, schleuderte ihm der kleine Anjorianer verächtlich entgegen. »Und den Mahdi Shari von den Hymlyas auch nicht!«
    »Deine Naivität rührt mich zu Tränen, kleiner Mann. Sri
Lumpa hat sich selbst in die Höhle des Löwen begeben. Und was den Mahdi Shari betrifft, so wurde seine Existenz nie bewiesen. Aber jetzt haben wir genug geredet. Adieu, Jek At-Skin von Ut-Gen. Und vielen Dank für die gute Zusammenarbeit.«
    Das Monster drückte den Lauf seiner Waffe gegen Jeks Stirn.
    Der Junge floh nicht noch schloss er die Augen, er trat zwei Schritte näher und schmiegte seinen Kopf an den Bauch des Syracusers. Er spürte die Wärme, roch den strengen Geruch der Xaxas’. Seine Tränen rannen über Martis Haut.
    »Du wirst bis in alle Ewigkeit mein großer Bruder bleiben«, flüsterte Jek. »Selbst wenn du mich tötest, Marti, werde ich dich so sehr lieben, dass diese Liebe den Tod überwindet. Ich verzeihe dir, weil du noch immer ein Mensch bist. Das Monster hat dich böse gemacht, aber ich weiß, dass du in deinem tiefsten Inneren nicht tun willst, was es dir befiehlt …«
    Martis Finger verkrampft sich um den Abzug. Der Andere befahl ihm, endlich Schluss zu machen, doch Jeks Worte hallten in der Stille wie eine herzzerreißende Klage wider und lösten im Kopf des Syracusers einen Sturm aus, brachten ihm Bruchstücke seines einstigen Lebens zum Bewusstsein.
    Der Andere begriff sofort, dass er in seiner Kontrollfunktion durch die Aktivierung menschlicher Gefühle bedroht war, und schickt schmerzhafte Impulse in Martis Gehirn, Befehle, den körperlichen Kontakt zu unterbrechen. Aber Marti gehorchte nicht.
    Plötzlich sah er vor seinem geistigen Augen das Kind, das er einmal gewesen war, wie er glücklich durch den Park
seines Elternhauses lief. Er erinnerte sich an den Duft der Blumen, das Streicheln des Windes, das Leuchten der Sonnen Rose Rubis und Saphyr … an die Augen seiner Mutter, das Lächeln seines Vaters … und wie schön es war, ein Mensch zu sein.
    Der Andere aber wütete in seinem Geist wie ein Raubtier im Käfig.
    Ja, das bin ich geworden, dachte er in einem Augenblick plötzlicher Hellsichtigkeit. Ein in einem Gehirn eingesperrtes Monster. Tränen liefen über sein Gesicht. Sehr sanft löst er sich aus Jeks Umarmung und schob die Waffe in seinen Mund.
    »Marti! Nein!«
    Marti sah den kleinen Anjorianer traurig an und drückte ab.
     
    Jek war neben Yelle zusammengebrochen und schluchzte, als er Stimmen und Gelächter hörte. Er stand auf
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