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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater
Autoren: P Bordage
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und warf einen Blick über die Mauer auf die Hauptstraße. Dort sah er weiß maskierte Männer in grauen Overalls mit ineinander verschlungenen silbernen Dreiecken auf der Brust. Hinter ihnen standen drei zylinderförmige, etwa zwei Meter hohe Maschinen.
    Von panischer Angst ergriffen, rannte er über den Innenhof und versteckte sich hinter einem Holzstoß. Sein Herz klopfte so laut, dass er glaubte, die Männer würden es hören.
    Die Zeit wollte nicht vergehen.
    »Vier Kryos und ein Toter!«, sagte einer der Männer mit näselnder Stimme.
    »Viel weniger als wir dachten«, sagte ein anderer.
    »Der Tote, das muss der Ausgelöschte sein. Sein mentales Programm war auf Selbstmord programmiert.«

    »Sollen wir die Umgebung absuchen?«
    »Nicht nötig. Der Ausgelöschte durfte sich erst umbringen, nachdem er alle Einwohner dieses Kaffs kryogenisiert hat. Diese mentalen Programme funktionieren hundertprozentig. Wir dematerialisieren jetzt die anderen …«
    Dann hörte Jek verschiedene Geräusche, bis sich wieder Stille über das verlassene Dorf senkte.
    Er war derart von Angst erfüllt, dass er zwei Tage und Nächte in seinem Versteck ausharrte.
     
    Von jetzt an war Terra Mater ein toter Planet.

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Das erste große Problem des Muffis Barrofill XXV. war – seine Wahl. Keiner der fünftausend Kardinäle der Kirche des Kreuzes hatte den Kardinal Fracist Bogh als Nachfolger des verstorbenen Muffis – später Tyrann von Venicia genannt – in Betracht gezogen. Zur Überraschung aller wurde der ehemalige Gouverneur von Ut-Gen jedoch nach dem siebten Wahlgang mit 2602 Stimmen gegen 2398 Stimmen gewählt. Die weiße, auf dem höchsten Turm des päpstlichen Palastes gehisste Fahne hatte den Gläubigen das freudige Ereignis verkündet.
    Doch die Syracuser waren entsetzt, als sie erfuhren, dass das Oberhaupt der Kirche nicht einer der ihren war, sondern ein Marquisatiner, ein Paritole. Ihre Missbilligung drückten sie durch schweigende Versammlungen auf Straßen und Plätzen der Hauptstadt aus.
    Um seinen Vorgänger zu ehren, nahm Fracist Bogh dessen Namen an. Doch eine Feier zu seiner Inthronisation fand nicht statt, denn der Imperator Menati verlangte, dass sofort der Prozess gegen Dame Sibrit, seine seit drei Monaten verschwundene Gemahlin, beginne. Denn der Kaiser wollte Dame Annyt Passit-Païr heiraten, eine junge Frau und Angehörige des Hochadels, die einst der Geheimbewegung Mashama angehört, sich aber davon losgesagt und bereut hatte.
    Nachdem der Kaiser die Verlobung zwischen Dame Annyt und Emmar Saint-Gal, dem Cheftechniker des bischöflichen Palastes, hatte annullieren lassen, stimmte der junge Mann diesem Vorgehen gerne zu, weil er sich
durch ein Implantat der Scaythen nicht einmal mehr an die junge Frau erinnern konnte.
    Die enttäuschten Kardinäle aber schlossen sich zusammen und schmiedeten ein Komplott gegen den neuen Muffi. Ermorden konnten sie ihn jedoch nicht, weil er sich ohne Ausnahme absolut auf die Ergebenheit der Bediensteten seines Vorgängers stützen konnte.
    Das zweite große Problem des Muffis Barrofill XXV. war der Prozess gegen Dame Sibrit, den er selbst als Vorsitzender leitete. Am vierten Tag des Prozesses geschah etwas Ungewöhnliches: Dame Sibrit erschien höchstpersönlich vor ihren Richtern, hoch erhobenen Kopfes, barhäuptig und barfüßig, in einem schlichten Gewand, mit offenem Haar. Ihre Schönheit war überwältigend. So sah ich sie mit eigenen Augen. Und ihr Erscheinen löste atemlose Stille aus. Sie stellte sich ihren Anklägern und wies Punkt für Punkt die ihr vorgeworfenen Schandtaten zurück. Die geladenen Zeugen – in der Mehrzahl Mitglieder des Hochadels – widersprachen sich häufig und auf peinliche Weise. Allein Dame Alakaït de Phlel, ihre ehemalige Gesellschafterin, verteidigte sie. Ich spürte, dass Barrofill XXV. für diese stolze und freiheitsliebende Frau Sympathie empfand, aber er konnte oder wollte nicht eingreifen, um den Schuldspruch zu beeinflussen. Bei der Verkündung des Urteils war weder Angst noch Bedauern auf dem wunderschönen Gesicht der Angeklagten zu lesen.
    Sie wurde zum Tode am Feuerkreuz verurteilt. Das Urteil wurde auf dem größten Platz in Romantigua vollstreckt. Sie litt zehn Tage lang unfassbare Qualen. Der Muffi begnadigte Dame Alakaït de Phlel zum Exil auf dem Planeten Julius. Man hörte nie wieder von ihr.
    Das dritte große Problem des Muffis Barrofill XXV. war die Eheschließung des Imperators Menati mit
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