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Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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es auch. Der Junge hat recht. Er schaut mich an. Ich nicke.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragt er.
    »Sie kreisen.«
    Der Strahl meiner Taschenlampe trifft auf etwas. Einen Fetzen. Er hängt in einer Astgabel. Aus einem Ende des Fetzens ragt ein weißer Stiel. Eine Gräte. Es ist ein halber Fisch.
    »Es ist nicht mehr weit«, sage ich.
    Ich rieche den Fisch, lange bevor ich ihn sehe. Zuerst ist es nur ein Hauch, eine Erinnerung an einen Sommertag an der Bucht. Dann betreten wir die unsichtbare Dunstglocke. Als wir die kleine Lichtung erreichen, atmen wir beide nur noch flach durch den Mund.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, fragt Marc und presst seine Krawatte gegen die Nase.
    Der Berg ist mindestens sechs Fuß hoch. Eine flügelschlagende, pickende Masse aus Federn und Schuppen. Immer mehr Möwen stoßen herab, während andere versuchen, ihre Beute in Sicherheit zu bringen. Marc sagt etwas, doch es geht in den Schreien unter. Ich drehe mich zu ihm und forme die Hände zu einem Trichter. »Informieren Sie die Polizei! Und die Müllabfuhr, oder wer auch immer für so was zuständig ist. Wir müssen das so schnell wie möglich hier wegbekommen!«
    Marc nickt. Und ich lege meine Hände vor Mund und Nase und gehe. Der Gestank ist unerträglich.
    »Wo wollen Sie hin?«, ruft Marc mir hinterher.
    »Zurück«, sage ich. »Zurück ins Terminal.«
    »Sollten wir nicht lieber hier warten?«
    Nein, denke ich, denn das hier war erst der Anfang. »Wer hierfür verantwortlich ist«, sage ich, »der hat sich die Mühe bestimmt nicht ohne Grund gemacht.«

Lester Simmons
    Wir gehen durchs Terminal. Gordon wirkt irgendwie mitgenommen. Noch mehr als vorher. Seine Hände sind ständig in Bewegung, alle paar Schritte stolpert er.
    »Das war sein großer Plan?«, fragt er. »Ich meine, dachte er wirklich, er marschiert da einfach rein und das war's? Carl hätte den armen Kerl umbringen können! Vielleicht hat er es sogar! Hast du das Blut gesehen? Vielleicht stirbt er gerade jetzt in diesem Augenblick!«
    Gordon wird hysterisch. Und er spricht viel zu laut. Ich bleibe stehen. Gordon dreht sich zu mir um und stößt mit dem Knie gegen einen Mülleimer. Seine Mütze fällt zu Boden.
    »Niemand stirbt«, sage ich.
    »Woher willst du das wissen?«, fragt er und reibt sich das Knie.
    »Weil …«
    »Weil Frank das gesagt hat?«
    Ich suche nach einer anderen Antwort, doch ich finde keine.
    »Wir werden alle sterben«, sagt Gordon und starrt an mir vorbei. Er sieht aus, als würde er gleich eine riesengroße Dummheit begehen, und ich frage mich erneut, ob die Pistolen, die in unseren Holstern stecken, echt sind.
    »Gordon …«, sage ich.
    »Wir werden alle sterben.«
    »Gordon, hör mir zu!«
    Er sieht mich an. Große schwarze Punkte.
    »Du hast einfach nur Angst«, sage ich, »das ist alles. Wir alle … haben Angst, und das ist auch okay. Aber wir müssen das jetzt durchziehen, verstehst du? Sonst war alles umsonst. Wir dürfen jetzt nicht durchdrehen.«
    Gordon nickt. Ich weiß nicht, was es war, aber irgendetwas scheint ihn erreicht zu haben. »Du hast recht, Lester.« Er bückt sich nach seiner Mütze. »Tut mir leid, wenn ich …«
    »Schon gut«, sage ich. »Komm jetzt!«
    Wir gehen weiter. Alle paar Schritte gerät Gordon ins Stolpern. Er stolpert immer, vor allem wenn er nervös ist. Über Stufen, Absätze, Kantsteine, seine eigenen Füße. Im Sommer trägt er keine Shorts, weil seine Knie ständig blutverkrustet sind. Ich habe ihn mal gefragt, ob ihn das nicht stört. Er hat einen Augenblick darüber nachgedacht und dann den Kopf geschüttelt. »Weißt du, was ich am Fallen mag?«, hat er gefragt. »Man hat immer ein festes Ziel vor Augen.«
    Wir gehen an den Monitoren vorbei. Die Menschen stehen dicht gedrängt. Ratlose Gesichter, Kopfschütteln. Die Anzeigen haben sich nicht verändert. Verspätung.
    Gordon nickt an mir vorbei und sagt: »Ist das nicht der Laden?«
    »Welcher?«, frage ich.
    »Na, wo du und Frank gearbeitet haben.«
    Es ist noch geschlossen, die Leuchtbuchstaben über dem Eingang sind ausgeschaltet. Lara's Diner steht dort in blassen Lettern.
    »Kann schon sein«, sage ich.
    »Kann schon sein?«, fragt Gordon zurück.
    Hinter der Theke steht ein fetter Kerl mit Halbglatze. Mr Leroy. Seine Finger bewegen sich synchron zu seinen wulstigen Lippen.
    Er zählt das Wechselgeld und legt es in die Registrierkasse. Wie jeden Morgen. Einen Augenblick lang bin ich mir sicher, kotzen zu müssen.
    »Das musst du doch wissen«,
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