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Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , Raimon Weber
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rieche kurz das dezente Parfüm der Frau.
    In der Mall tauchen jetzt immer mehr Leute auf. Gleich gehen Flüge nach Seattle und Phoenix.
    Ein Mann fällt mir auf. Er hat kein Handgepäck. Als er mich sieht, mustert er mich kurz und wendet sich dann den Auslagen eines Geschäfts zu.
    Im Schaufenster gibt es aber gar nichts zu sehen. Der kleine Laden ist pleite. Das Interesse an zeitgenössischer kalifornischer Malerei und Holzschnitzereien hielt sich in Grenzen.
    Während ich an dem Mann vorbeischlendere, präge ich mir sein Äußeres ein.
    Alter Ende vierzig, schulterlanges graues Haar, unrasiert. Jeans, schwarzes Hemd, schwarze Jacke. Hose und Hemd sind ein paar Nummern zu groß. Vielleicht hat er in der letzten Zeit aus irgendwelchen Gründen an Gewicht verloren.
    Er stiert noch immer in das leere Schaufenster. Ich bin sicher, dass er mein Spiegelbild in der Glasscheibe wahrnimmt.
    »Nächsten Monat eröffnet da ein Donut-Laden«, sage ich im Vorübergehen.
    Der Grauhaarige dreht sich zu mir um.
    »Ah so«, macht er und versucht ein Lächeln. Er schwitzt ein wenig.
    »Nach Seattle?«, frage ich. Er scheint mir eher der Seattle-Typ zu sein. Die Stadt mit der enormen Selbstmordrate ... ständig mieses Wetter.
    Er nickt. »Seattle, genau.«
    Der Mann folgt einer Gruppe Reisender in Richtung Wartehalle. Der Schalter der Fluglinie ist  geöffnet.
    Marc sitzt vor den Monitoren im Überwachungsraum. Vor ihm liegen ein Schreibblock und ein Kugelschreiber. Marc hat sich neuerdings angewöhnt, alles, was ihm auch nur im Geringsten ungewöhnlich erscheint, zu notieren. Er benutzt dafür gern Zahlencodes, die nur er entschlüsseln kann.
    Die Seite des aufgeschlagenen Blocks ist leer.
    »Alles in Ordnung, Mr Fanlay«, teilt er mir überflüssigerweise mit, ohne den Blick von den Monitoren zu nehmen. Marc hat noch immer Probleme damit, mir in die Augen zu sehen. Eigentlich hat er dieses Problem mit jedem.
    Ich schütte mir Kaffee ein und platziere den Gorilla auf einen Monitor.
    »Ein Affe!« Marc kichert unterdrückt. »Ich sah, wie Sie ihn gefunden haben. Wusste aber nicht genau, was es war. Dachte schon, es wäre eine tote Ratte.«
    Ich überlege, ob ich mich bei meinem Rundgang am Hintern gekratzt habe oder den Finger in der Nase hatte. Dem Burschen scheint ja nichts zu entgehen.
    »Gehen Sie auf Kamera fünf«, sage ich.
    Marc verkneift sich ein »Warum?«, und ich betrachte auf einem Bildschirm den Schalter der Northern Standard Airline.
    Ungefähr zwei Dutzend Leute befinden sich dort. Ich mache einen Kameraschwenk.
    Auch auf den Wartebänken kann ich den Grauhaarigen nicht entdecken. Vielleicht ist er auf der Toilette oder hat bereits eingecheckt.
    Marc kann seine Neugierde nicht länger unterdrücken: »Suchen Sie was Bestimmtes?«
    »Nein«, brumme ich und lasse mich in einen Bürosessel fallen. »Ich schließe mal für fünf Minuten die Augen. Wecken Sie mich, falls wir angegriffen werden.«
    »Öh ... wie?«, macht mein Assistent und kapiert dann, dass ich einen lauen Scherz gemacht habe.

Vanessa Tyler
    Ich trinke einen Kräutertee.
    Es heißt, das Zeug wäre gut für den Magen. Das ist mir scheißegal. Hauptsache, es wirkt sich nicht auf den Kreislauf aus. So was kann ich nicht gebrauchen. Kaffee ist Gift.
    Nicht, dass ich ein Gesundheitsapostel wäre – ich halte nichts von biodynamischer Ernährungsweise oder morgendlichen Wechselbädern, aber ich lege Wert darauf, dass sich der Zustand meines Körpers permanent auf einem ausgeglichenen Level befindet. Der Ausstoß von Adrenalin geschieht bei mir ohnehin automatisch und stets im passenden Moment.
    Ich habe das Café ausgewählt, weil es schon zu so früher Stunde gut besucht ist. Da fällt man nicht auf. Beim Personal bleibt keine Erinnerung zurück.
    Der Tresen ist vollständig besetzt, und selbst an den kleinen Tischen ist kaum noch ein Platz frei. Dabei ist es gerade mal sieben Uhr.
    Ich setze mich auf einen Barhocker und stelle den kleinen Reisekoffer neben mir ab.
    Die Blondine hinter der Theke hat sich mir gleich mit Namen vorgestellt: Mary. Sie wollte wohl ein Schwätzchen mit mir halten.
    Ich hasse diese aufgesetzte Vertraulichkeit, die typisch für die Westküste ist. Ich habe so getan, als würde ich mich intensiv der Lektüre des San Francisco Chronicle widmen.
    Ich blättere die Zeitung kurz durch.
    Keine Meldung über das Verschwinden des Sensenmannes.
    Hätte mich auch gewundert. Außerhalb des Konzerns weiß nur eine Handvoll Leute, dass er sich
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