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Teranesia

Titel: Teranesia
Autoren: Greg Egan
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es in der Chemie der natürlichen DNS etwas gibt, das wir noch nicht verstanden haben. Es hat sehr lange gedauert, bis die Funktion der Methylierungsmuster entschlüsselt wurde. Es könnte noch weitere Modifikationen geben, die wesentlich subtiler sind.«
    Prabir sagte nichts, aber er wusste, dass sie sich an Strohhalme klammerte, genauso wie er und Grant es getan hatten, als sie erstmals von der Theorie gehört hatten und zu viele Dinge auf einmal klar geworden waren. Furtado hatte Recht: Das Gen konnte die seitlichen Verästelungen eines virtuellen Familienstammbaums überblicken und die Nützlichkeit jeder potenziellen Veränderung quantifizieren.
    Es würde niemals eine Therapie geben, durch die es sich vernichten Heß. Es konnte zwar nicht buchstäblich vorhersehen, dass Madhusree es mit den Wachstumsblockern und der komplementären DNS attackieren würde, aber es wäre stets auf alles vorbereitet, was sie injizierte, um bei der nächsten Replikation die bestmögliche Alternative zu wählen.
    Aber es würde ihn auch nicht töten. Sein derzeitiger Zustand konnte kein Zufall sein, keine unbeabsichtigte Nebenwirkung der naiven Aktivitäten des Gens in einem menschlichen Körper. Es hatte etwas mit ihm angestellt, weil es auf irgendeine Weise davon profitieren würde.
    »Wie viele Betäubungspfeile hast du noch?«, fragte er.
    Madhusree schrak zusammen. »Warum? Hast du Schmerzen?«
    Prabir hätte fast gelogen, aber er sagte: »Nein.«
    Er hatte geschworen, dass er nicht auf dem Boot sterben würde. Wie könnte er sie bitten, ihn zu töten, wenn er genau wusste, was er ihr damit antat?
    Aber diese Situation war völlig anders. Sie würde es aus freien Stücken, aus Liebe zu ihm tun. Nicht aus Dummheit und Feigheit.
    »Es will mich verändern, Maddy«, erklärte er geduldig. »Es will mich auseinander nehmen und etwas Neues aus mir machen.«
    Sie starrte ihn entsetzt an. »Das glaube ich nicht.«
    »Es leitet eine Verpuppung ein. Es erzeugt eine Schutzhülle, und es hat damit begonnen, alle anderen Gewebetypen zu verändern. Es weiß, dass es niemals Nachkommen haben wird, wenn ich bleibe, wie ich bin, sodass es nun nach einem Ausweg sucht. Es hat eine Art menschlichen Vetter gefunden, der nun eine Metamorphose durchmacht. Und ich bezweifle, dass noch etwas von mir übrig sein wird, das in der Lage ist, ein Veto einzulegen, wenn ich das reproduktive Stadium erreicht habe.«
    Madhusree schüttelte heftig den Kopf. »Das sind nichts als haltlose Spekulationen! Du hast eine Hautveränderung. Eine zufällige Nebenwirkung des Gens. Mehr nicht.«
    »Gut«, erwiderte Prabir sanft. »Warten wir die nächsten Ergebnisse ab.«
    *
    Der Anteil der infizierten Zellen in seiner Haut war gesunken, aber in fast allen anderen Typen war er angestiegen. Die komplementäre DNS hatte überhaupt nichts bewirkt.
    »Ich gebe dir eine weitere Dosis«, fügte Madhusree hektisch ihrer Diagnose hinzu. »Mit einer anderen Lipidhülle.«
    Prabir war einverstanden. »Versuch es.«
    Als sie sich mit dem Röhrchen über ihn beugte und sich bemühte, auf dem schwankenden Dinghi das Gleichgewicht zu wahren, sagte Prabir: »Du weißt, wenn ich allein auf der Insel gewesen wäre, als sie starben, wäre ich niemals fortgegangen. Ich hätte es niemals geschafft, wenn du mich nicht dazu getrieben hättest.«
    »Red nicht so!«, erwiderte sie wütend.
    Er lachte. »Wie?«
    »Du weißt genau, was ich meine, du Mistkerl!« Madhusree zog die leere Spritze ab und weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen.
    »Du hast mich sogar mit Felix verkuppelt. Allein hätte ich es niemals geschafft.«
    »Hör auf damit, Prabir.«
    »Wenn ich dich darum bitte, ist es einzig und allein meine Entscheidung. Ich kann nicht verhindern, dass es dich schmerzt, aber du solltest nicht zulassen, dass es dich zerstört.«
    Madhusree blickte ihn an; ihr Gesicht glühte vor Wut.
    »Niemand auf der ganzen Welt könnte mir einen größeren Gefallen tun«, sagte er.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, gab sie wutschnaubend zurück. »Du hast schon längst alles abgeschrieben, was ich versuche!«
    Er schüttelte den Kopf, soweit es ihm noch möglich war; sein Hals hatte sich inzwischen fast völlig versteift. »Es könnte funktionieren, aber wenn es nicht wirkt, solltest du bereit sein. Du solltest dich auf noch viel schlimmere Dinge gefasst machen. Das Gen wird versuchen, auf alles zu reagieren. Es ist einzig und allein an seiner Reproduktion interessiert. Alles, was uns etwas bedeutet –
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