Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teranesia

Titel: Teranesia
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
anlassen.«
    Madhusree schaltete die Zündung ein, und ihr Dinghi machte einen Satz, der das Verbindungsseil spannte. Der Motor lief mit Diesel, aber er arbeitete so leise, dass Prabir beinahe die Tränen gekommen wären. Sie hätten ihn schon vor einer halben Stunde starten können, da der Geräuschpegel kaum höher als der eines Gesprächs lag.
    »Glaubst du, dass sie uns folgen werden?«, fragte sie. »Es dürfte nicht allzu schwierig sein, den richtigen Kurs zu raten.«
    »Ich weiß nicht, ob sie sich meinetwegen solche Mühe machen würden«, sagte Prabir. »Solange ich mich von ihrem Land fernhalte, bin ich nicht mehr ihr Problem.«
    *
    Der Außenbordmotor des Dinghis besaß ein eigenes GPS, eine eigene Trägheitsnavigation und einen eigenen Autopiloten. Madhusree wählte ihr Ziel auf einer Karte, die von einem kleinen Monitor angezeigt wurde, bestätigte und überließ dann der Maschine die Steuerung. Das Einzige, was nicht automatisch funktionierte, war die Vermeidung von Kollisionen. Wenn sie in Schiffsverkehr gerieten, mussten sie manuell die Steuerung übernehmen, und mit etwas Glück bedeutete das, den Motor abzustellen und auf Rettung zu warten, statt einen weiten Bogen zu fahren, um nicht untergepflügt zu werden.
    Als es dämmerte, warf sie Prabir eine in Plastik verpackte Spritze zu. »Wenn du zur Paranoia neigst, solltest du dir selbst die Blutproben abzapfen.«
    »Uh. Das dürfte lustig werden.« Er riss das Päckchen auf, in dem sich auch ein Desinfektionstupfer befand, wie die Miniaturversion eines Erfrischungstuchs im Flugzeug. Er löste seinen Gürtel und schlang ihn sich um den linken Arm. »Ich komme mir vor wie ein Drogensüchtiger.«
    Madhusree schüttelte verzweifelnd den Kopf. »Junkies benutzen Schalldruckinjektoren, transdermale akustische Applikatoren, die die Haut für kleine Moleküle wie Opiate durchlässig machen. Die Gefahr einer Infektion ist praktisch ausgeschlossen, weil Viren viel zu groß sind, um hindurchzugehen. Was meinst du, wie Hepatitis C ausradiert werden konnte?«
    »Das weiß ich doch«, log er. Er tupfte eine Hautstelle ab, dann schob er sich die Nadel vorsichtig in die Armbeuge, aber dann schaukelte das Dinghi, als er gerade drücken wollte, wodurch die Nadel von der Vene abrutschte. »Scheiße!« Er wappnete sich, dann versuchte er es noch einmal an einer anderen Stelle; diesmal sprudelte das Blut wie vorgesehen in das Unterdruck-Röhrchen. »Wie oft müssen wir das wiederholen?«
    »Zuerst alle paar Stunden, nur um zu sehen, was sich tut.«
    Prabir ließ die Nadel, wo sie war, und warf nur die Blutprobe zu Madhusree hinüber. Ein Ventil hatte automatisch den Blutfluss unterbunden, aber es würde schwierig werden, die Nadel am Herausgleiten zu hindern. »Hast du vielleicht ein Stück Klebeband oder etwas Ähnliches? Ich kann sie genauso gut drinlassen.«
    »Gute Idee. Die Nadel ist mit einer Beschichtung aus Antikoagulanzien versehen, damit das Blut nicht verklumpt.« Sie warf ihm ein Paket mit Verbandszeug zu.
    »Wonach suchst du in den Proben?«
    »Nach der Konzentration des Gens, nach den betroffenen Gewebetypen.« Madhusree hantierte mit einer silbernen Kiste aus Grants Beständen, bis das Ding ein vielversprechendes Bootsignal von sich gab.
    »Gewebetypen?«
    Sie fütterte das Gerät mit seinem Blut. »Wenn das Gen in verschiedene Arten von Körperzellen eingebaut wird, muss sich gelegentlich eine losreißen und in den Blutkreislauf gelangen. Wenn ich die Zellen zytometrisch analysiere, bevor ich sie knacke und die DNS sondiere, kann ich einigermaßen verfolgen, was sich abspielt.«
    »Eigentlich dürfte es doch nur in meinen Hoden nachweisbar sein, oder?«, sagte Prabir. »Ich meine, das Gen besitzt einen Promotor, der es nur während der Meiose einschaltet. Warum sollte es sich die Mühe machen, sich auch in andere Gewebetypen einzunisten?«
    Die Maschine summte. Madhusree blickte auf und sagte zuversichtlich: »Ich hoffe, dass es sich nicht einmal dort integriert hat. Wir werden wahrscheinlich niemals erfahren, wie es in deinen Blutkreislauf gelangt ist, aber du hast es bestimmt nicht von einem anderen Säugetier bekommen, was bedeutet, dass es mit seiner bisherigen Erfahrung nicht viel ausrichten kann. Es ist unmöglich, dass es in einer ganz neuen Umgebung sofort reibungslos funktioniert.«
    »Also glaubst du nicht an Furtados Theorie?«
    Sie lachte und antwortete kategorisch: »Nein.«
    Prabir wollte sie nicht dazu auffordern, ihren Standpunkt zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher