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Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
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tun würden,
um diese zu behalten. Warum nimmst du nicht eine von ihnen?"
    Ich konnte meinen Ohren kaum trauen. Michael hatte Sarah und die anderen gerade
als oberflächliche Schlampen abgestempelt. Ich wurde ärgerlich und mein
Temperament schäumte über. Bestimmt drehte ich mich den beiden zu. "Es
reicht, reißt euch mal wieder zusammen, ihr sprecht über meine Freundin.
Außerdem könnt ihr euch sicher sein, dass ich heute mit keinem von euch
schlafe. Vielleicht solltet ihr eure Aufmerksamkeit besser einer anderen widmen."
    Philippe ignorierte mich und fragte Michael verblüfft: "Kann sie uns
hören?"
    "Natürlich kann ich euch hören. Ihr sitzt neben mir. Wie könnte ich euch
nicht verstehen? Ihr bemüht euch ja nicht einmal leise zu sprechen!"
    Meine Worte waren etwas lauter als beabsichtigt. Jeder am Tisch starrte mich
an, die Frauen, als wäre ich verrückt, und die Männer, als hätte ich sie nicht
mehr erstaunen können, hätte ich mich in einen Frosch verwandelt. Sarah
musterte mich vorsichtig. "He Süße, die beiden haben schon seit Minuten
kein Wort mehr gewechselt. Ich hatte schon Angst, dass sie mit offenen Augen
eingeschlafen sind."
    Was war hier los, wurde ich verrückt? Nein, hier war irgendetwas faul. Wie
konnte es sein, dass Sarah ihr Gespräch nicht bemerkt hatte. Sie wären ruhig mit
offenen Augen dagesessen, das konnte nicht sein. Alles was ich wollte, war so
schnell wie möglich zu verschwinden bevor ich noch rosa Elefanten sehe. Es war
halb eins. Ich sagte, ich müsse morgen meine Aufgaben für die Uni machen, was
gelogen war, aber es verschaffte mir einen Grund, nach Hause zu gehen. Um Sarah
den Abend nicht zu verderben, drückte ich ihr, mit einem schlechten Gewissen
sie alleine zu lassen, meinen Zweitschlüssel in die Hand und verabschiedete
mich. Aber so leicht würde sie mich nicht gehen lassen.
    "Komm schon, du hast gesagt, das Wochenende gehört mir und wir haben noch
nicht einmal getanzt."
    Als ich zögernd stehen blieb, zog sie verärgert die Augenbrauen zusammen und
ergänzte, "außerdem hast du deine Aufgaben bereits erledigt."
    Verräterin, ich sah sie unglücklich an und setzte mich bloßgestellt, mit
verschränkten Armen auf meinen Platz zurück. Es war nicht überraschend, dass am
Tisch meinetwegen eine mehr als peinliche Stimmung herrschte. Immerhin hörte
ich Gespräche die nicht existierten. Michael legte ermutigend seinen Arm um
mich und fragte neckisch: "Du steigst heute wirklich nicht mit mir ins
Bett, auch wenn ich ganz lieb bettle?"
    Sein übertrieben flehender Gesichtsausdruck war zu lustig, ich grinste und
schüttelte den Kopf. Michael sprang gespielt auf und täuschte vor, einem
Mädchen nachzurufen, es solle auf ihn warten. Alle lachten und die Atmosphäre
entspannte sich. Dann flüsterte er mir, "na eben, kein Grund zu
flüchten", ins Ohr.
    Einige Minuten später hatte unsere Unterhaltung wieder ihren lustigen Fluss.
Aber etwas hatte sich verändert, alle anwesenden Männer waren schlagartig an
mir interessiert. Auf jeden Fall schloss ich das aus ihren faszinierten
Blicken. Sarah fiel der Stimmungswechsel ebenfalls auf, sie flüsterte mokant:
"Vielleicht sollte ich mich auch einmal verrückt stellen, dieser Trick ist
mir neu."
    Michael sprach mit mir über mein Studium, über Hobbies und warum es in
Österreich Waschbären gab. Diese waren übrigens aus irgendeinem deutschen Zoo
ausgebrochen. Es war nicht wichtig worüber wir sprachen, was zählte war, dass
wir einen Scherz nach dem anderen machten und uns wirklich amüsierten, was man
über Philippe nicht sagen konnte. Er versuchte ständig an unserem Gespräch
teilzuhaben, aber Michael blockte ihn gekonnt und unauffällig mit seinem Körper
aus meinem Blickfeld. Dies war nicht allzu schwer, denn Michael war wesentlich
größer als Philippe und saß zwischen uns. Ungefähr um eins erhielt er einen
Anruf. Wie er trotz der Musik telefonieren konnte, war mir schleierhaft. Als
das Gespräch beendet war, verkündete Michael, er und die Jungs müssten jetzt
los. Wir waren eingeladen hier sitzen zu bleiben und uns einen schönen Abend zu
machen. Sarah bekam von Alessandro einen Abschiedskuss und dann waren sie auch
schon verschwunden. Nach dem kleinen Vorfall von vorhin war ich erleichtert,
dass weder Philippe noch Michael versuchten mich zu küssen. Sarah war völlig
aus dem Häuschen. Sie konnte nur noch von einem sprechen - Alessandro. Er hatte
sich nach ihrer Telefonnummer erkundigt und sie konnte seinen Anruf
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